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Palästinensisch-israelischer Fußballstreit
FIFA-Segen für kickende Siedler?

In den jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland gibt es sechs Fußballvereine, die am israelischen Ligabetrieb teilnehmen. Das verstößt eigentlich gegen die FIFA-Regeln, doch der Fußball-Weltverband drückt sich vor einer Durchsetzung seiner Regeln. Nun beraten die FIFA-Gremien über den Fall.

Von Peter Kapern | 12.10.2016
    Israelisches Militär versperrt Unterstützern der Bürgerrechtsbewegung Avaaz den Weg
    Israelisches Militär stoppt palästinensische Kinder und Bürgerrechtler (Quelle: Avaaz )
    Unterstützer der Bürgerrechtsbewegung Avaaz waren es, die die palästinensischen Kinder in bunt bedruckte T-Shirts steckten, ihnen Fußbälle in die Hand drückten, um dann mit ihnen zum Fußballplatz in Ma´ale Adumim zu marschieren. Eine Runde kicken wollten sie dort. Doch dazu würde es, das stand schon vorher fest, nie kommen.
    Vor der bunten Truppe, die von Journalisten und Kameraleuten begleitet wurde, baut sich israelisches Militär auf und versperrt ihnen den Zugang zum Sportplatz. Ein paar Sprechchöre, in denen Gianni Infantino, der FIFA-Chef, aufgefordert wird, die Kinder spielen zu lassen, ein paar Wortgefechte mit den Soldaten, und zum Abschied noch die palästinensische Nationalhymne - dann machen sie alle wieder kehrt.
    Besatzung hat Auswirkungen auf Fußball
    Die politischen Aktivisten wollten die Welt darauf aufmerksam machen, dass die israelische Besatzung des Westjordanlands auch Auswirkungen auf den Fußball hat. Maale Adumim ist eine Siedlerstadt, östlich von Jerusalem gelegen, im Westjordanland, das Israel besetzt hält. Rund 40.000 Einwohner hat die Stadt – und einen Fußballclub. Dessen Platz ist aber ausschließlich den Siedlern vorbehalten. Palästinenser haben hier keinen Zutritt. Dies noch einmal zu verdeutlichen, das war das Ziel der Aktion.
    Denn heute und morgen tagt in Zürich das FIFA-Council. Auf der Tagesordnung steht auch der palästinensisch-israelische Fußballstreit, der seit Jahren anhält. Die Palästinenser hatten zunächst den Rauswurf Israels aus der FIFA verlangt, weil Vereinen des palästinensischen Verbands aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland von Israel verboten wurde, gegeneinander anzutreten.
    "Da werden Menschenrechte verletzt"
    Dieser Konflikt wurde vor einem Jahr zumindest vorläufig entschärft, dann aber flammte neuer Streit auf. Sechs Mannschaften aus israelischen Siedlungen im Westjordanland beteiligen sich nämlich am israelischen Ligabetrieb. Und das ist nach den Statuten der FIFA verboten.
    Gespräch zwischen israelischem Militär und palestinensischen Kindern und Bürgerrechtlern
    Israelische Besatzung hat auch Auswirkungen auf den Fußball (Quelle: Avaaz )
    Nicht nur die palästinensische Regierung, auch die NGO Human Rights Watch fordert deshalb Konsequenzen: "Da werden Menschenrechte verletzt, und daran sollte sich die FIFA nicht beteiligen. Wir fordern von der FIFA und vom Israelischen Fußballverband, diese Spiele in den gesetzeswidrigen Siedlungen zu stoppen und sie stattdessen auf Fußballplätze innerhalb Israels zu verlegen, wo Israelis spielen können", so Sari Bashi von Human Rights Watch.
    Siedlerklubs sollen Spiele auf israelischem Gebiet austragen
    Die Organisation findet viel Zustimmung für ihre Forderung. 60 Europaabgeordnete haben sich ihr angeschlossen. Und auch Willi Lemke, der Sonderbotschafter des UN-Generalsekretärs für den Sport, hat sich in die Sache eingeschaltet. In einem Brief an FIFA-Chef Gianni Infantino forderte Lemke den Fußballweltverband auf, den Streit in Übereinstimmung mit den Regeln der Vereinten Nationen zu lösen. Und die betrachten die israelische Besatzung des Westjordanlands nun mal als völkerrechtswidrig.
    Im Raum steht also die Forderung, dass die Siedlerklubs ihre Spiele auf israelischem Gebiet austragen. Sollte sich Israel weigern, würde der Ausschluss aus der FIFA drohen. Dass es soweit kommt, das glaubt Shlomi Barzel, der Sprecher des israelischen Fußballverbands aber nicht: "Wir hoffen, es gelingt uns, die FIFA davon zu überzeugen, dass es besser ist, sich in diese Sache nicht verwickeln zu lassen", so der Verbandssprecher. "Dabei hilft auch die israelische Regierung. Dutzende ihrer Botschafter hat sie beauftragt, bei den Mitgliedern des FIFA-Councils vorstellig zu werden, um eine Verurteilung Israels zu verhindern.