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Palliativmedizin
Kabinett beschließt mehr Geld für Hospize

Die Bundesregierung will die Versorgung todkranker und sterbender Menschen verbessern. Schwerkranke sollen einem Gesetzentwurf zufolge künftig weit umfassender betreut werden - egal ob zu Hause, in Heimen, Hospizen oder Krankenhäusern. Verbänden reichen die Pläne nicht.

29.04.2015
    Ein Kinderhospiz in Wiesbaden.
    Kinder- und Erwachsenenhospize sollen mehr Geld erhalten. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf zur besseren Versorgung und Begleitung schwerstkranker Menschen beschlossen. Nach den Plänen von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) soll damit die Begleitung und Versorgung an allen Orten gestärkt werden, "an denen Menschen ihre letzte Lebensphase verbringen - sei es zu Hause, in Pflegeheimen oder in Krankenhäusern".
    Ziel Gröhes ist ein flächendeckendes Hospiz- und Palliativangebot in ganz Deutschland. "Schwerstkranke Menschen sollen die Gewissheit haben, dass sie in ihrer letzten Lebensphase nicht allein sind und in jeder Hinsicht gut versorgt und begleitet werden", sagte der Gesundheitsminister. Die Palliativversorgung wird ausdrücklicher Bestandteil der Regelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung.
    Mehr Geld für Hospize und Palliativstationen
    Konkret bekommen Hospize den Plänen zufolge künftig 95 Prozent statt wie bisher 90 Prozent ihrer zuschussfähigen Kosten von den Kassen erstattet. Der Mindestzuschuss soll von 198 auf 255 Euro pro Tag erhöht werden. Auch die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, die Sterbenden zu Hause in schwersten Versorgungssituationen beisteht, soll ausgebaut werden. Verbesserungen sind ebenfalls in Alten- und Pflegeheimen geplant. Die Heime sollen dafür mit Ärzten und Hospizdiensten kooperieren und Pflegekräfte für die Sterbebegleitung geschult werden
    Mängel bei der Begleitung sterbenskranker Menschen waren im Zuge der Debatte um ein Verbot von Sterbehilfevereinen in den Fokus gerückt. Bislang stehen in Deutschland 400 Millionen Euro pro Jahr für Palliativmedizin und Hospizarbeit zur Verfügung. Die Koalition geht davon aus, dass ihre Pläne zu Mehrkosten von 150 bis 200 Millionen Euro führen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin gibt es in Deutschland etwa 260 Palliativstationen und 214 stationäre Hospize.
    Kritik an Gesetzentwurf von Verbänden
    Laut Koalition ist geplant, das Gesetz noch vor der Sommerpause einzubringen. Mit der Verabschiedung der Pläne wird im November gerechnet. Initiativen sehen allerdings noch Nachbesserungsbedarf. Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie halten die geplante Summe für zu gering. Es würde allein 275 Millionen Euro kosten, ein ausreichendes Hospiz- und Palliativangebot in nur rund der Hälfte der Pflegeheime ausbauen zu können, kritisierten sie.
    Eine Kunsttherapeutin zeichnet mit einer Frau in einem Hospiz ein Bild.
    In Würde sterben - das ist das Ziel der Palliativmedizin. (picture-alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Zudem beklagte die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine Ungleichbehandlung von Sterbenden in Hospizen und Pflegeheimen. Der Kabinettsbeschluss erreiche die Sterbenden in den 13.000 Pflegeheimen nicht, sagte Vorstand Eugen Brysch. "Die Sozialkassen übernehmen in Hospizen 255 Euro am Tag, in Pflegeheimen maximal 54 Euro." Er forderte, der Bundestag müsse "das Zwei-Klassen-System abschaffen."
    Ziel der Palliativversorgung ist es, die Lebensqualität von Patienten und ihren Familien verbessern. Im engeren Sinne wird darunter vor allem eine Schmerztherapie bei Schwerstkranken und Sterbenden verstanden. Ihnen soll es möglich sein, in Würde zu sterben.
    (hba / dk)