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Papst Franziskus
Letzter Tag der diplomatisch heiklen Asien-Reise

Papst Franziskus wurde von Kritikern vorgeworfen, die Vertreibung des Rohingya-Volkes während seines Besuchs in Myanmar nicht deutlich genug angesprochen zu haben. Im Nachbarstaat Bangladesch zeigte er sich beim Treffen mit Rohingya-Flüchtlingen bewegt und sicherte Hilfe zu. Die Asien-Reise des Papstes war wohl eine seiner bislang heikelsten Reisen.

Von Jürgen Webermann | 02.12.2017
    Papst Franziskus in Bangladesh mit einem Flüchtling der muslimischen Minderheit der Rohingya.
    Papst Franziskus in Bangladesh mit einem Flüchtling der muslimischen Minderheit der Rohingya. (AFP/Vincenzo PINTO)
    Diese Sätze werden nach einer der heikelsten Reisen des Papstes wohl in Erinnerung bleiben:
    "Die Anwesenheit Gottes trägt heute auch den Namen Rohingya. Wir werden ihnen weiter helfen. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass ihre Rechte anerkannt werden. Wir werden unsere Herzen nicht verschließen. Wir werden nicht wegschauen."
    Franziskus sprach diese Worte gestern spontan, in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, nach einem Treffen mit 16 Rohingya-Flüchtlingen. Sichtlich bewegt hatte er ihren Geschichten zugehört. Anschließend ergriff er das Mikrofon und bat um Vergebung für die Gleichgültigkeit der Welt. Dann betete er gemeinsam mit einem muslimischen Geistlichen. Einige Flüchtlinge begannen, zu weinen. Das war der Papst, auf den viele Menschen gehofft hatten. In Bangladesch äußerte er sich freier und deutlicher, als er es in den Tagen zuvor im Nachbarland Myanmar getan hatte, also jenem Land, aus dem die Rohingya vertrieben werden.
    "Jedem von uns ist bewusst geworden, wie ernst die Lage ist, wie groß die Leiden und wie prekär die Lebensbedingungen vor allem von Frauen und Kindern sind, die sich in den Flüchtlingslagern drängen."
    Papst fordert mehr Engagement der internationalen Gemeinschaft
    Ganz im Sinne Bangladeschs hatte Franziskus auch mehr Engagement der internationalen Gemeinschaft gefordert. Bangladesch zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Die rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge sind für das Land eine enorme Belastung. Kritiker hatten Franziskus vorgeworfen, die Vertreibung der Rohingya während seines Besuchs in Myanmar nicht deutlich genug angesprochen zu haben. Das Wort Rohingya hatte der Papst vermieden.
    Myanmar lehnt den Begriff ab, weil das Land die muslimische Minderheit nicht als eigenständige Volksgruppe anerkennen will. Das heikle Thema bestimmte den Besuch des Papstes auch in Bangladesch. Dabei wollte Franziskus andere Akzente setzen, darunter den Dialog zwischen den Religionen. In Bangladesch bilden die rund 350.000 Katholiken nur eine sehr kleine Minderheit, 90 Prozent der 160 Millionen Menschen sind Muslime.
    "Offenheit, Toleranz und Zusammenarbeit zwischen Religionen sind wie ein Herzschlag für Frieden. Unsere Welt braucht diesen Herzschlag mehr denn je, um Korruption und Extremismus sowie einer Gleichgültigkeit gegenüber den Armen, Flüchtlingen und Unterdrückten entgegenzuwirken", sagte der Papst während eines Treffens mit Vertretern anderer Religionsgruppen in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch.
    Abschluss der Asien-Reise
    Andere Kernthemen des Papstes wie extreme Armut, die Ausbeutung von Menschen oder die Zerstörung der Umwelt blieben dagegen angesichts der Rohingya-Krise eher Randaspekte. Zum Abschluss besuchte Franziskus heute früh ein Haus des Ordens von Mutter Teresa. Außerdem stand eine Begegnung mit jungen Menschen aus Bangladesch auf dem Programm. Am Nachmittag wird Papst Franziskus nach Rom zurückfliegen.