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Papst zum Brexit
"Für mich steht die Einheit immer über dem Konflikt"

Der Blick des Papstes aus Lateinamerika auf den Zustand der Europäischen Union ist ein kritischer: "Es gibt etwas, was in dieser Union nicht funktioniert", so Franziskus auf dem Rückflug von Armenien.

Von Tilmann Kleinjung | 27.06.2016
    Papst Franziskus in Armenien gemeinsam mit dem Oberhaupt der Armenischen Kirche, Katholikos Karekin II.
    Papst Franziskus in Armenien gemeinsam mit dem Oberhaupt der Armenischen Kirche, Katholikos Karekin II. (dpa / picture alliance / Maurizio Brambatti)
    Angesichts einer Arbeitslosenquote unter jungen Menschen, die in manchen Ländern über 40 Prozent liege, müsse die Union wieder die Kraft finden, kreativ zu werden. Und dazu sei auch eine "gesunde Zwietracht" von Vorteil, sagte der Papst auf die Frage, wie er denn den Brexit beurteile. Er fügte dann, um nicht missverstanden zu werden, hinzu: Das Kind darf aber nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden.
    "Für mich steht die Einheit immer über dem Konflikt, es gibt aber unterschiedliche Weisen der Einheit. Die Brüderlichkeit ist besser als die Distanz. Und die Brücken besser als Mauern."
    Während seiner Reise nach Armenien hatte Franziskus erneut die massenhafte Ermordung und Verfolgung von Armeniern vor 100 Jahren als Völkermord bezeichnet. Ein türkisches Regierungsmitglied attestierte dem Papst daraufhin "Kreuzzugsmentalität". Jeder habe das Recht zu protestieren, so Franziskus, allerdings habe er schon immer vom Genozid am armenischen Volk gesprochen. Es wäre ihm sehr seltsam vorgekommen, das in Armenien nicht zu tun. Er habe mit dieser Wortwahl aber niemanden beleidigen wollen.