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Parkinson nach Pestizideinsatz

Medizin. - Pestizide sind gesundheitsschädlich. Nun berichten französische Forscher: es gibt bei Landwirten auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen Pestizid-Verwendung und Parkinson-Erkrankung.

Von Suzanne Krause | 02.07.2009
    Landwirte, die Pestizide einsetzen, sind einem doppelt so hohen Risiko ausgesetzt, an Parkinson zu erkranken wie Berufskollegen, die auf solche chemischen Keulen verzichten. Mit diesem Ergebnis untermauert das Team vom Inserm, dem staatlichen Institut für Gesundheitsforschung und von der Universität Pierre und Marie Curie Resultate früherer epidemiologischer Studien. Die allerdings untersuchten nicht, in welcher Relation Ursache und Wirkung stehen. Eine Lücke, die nun die französische Erhebung füllt. Alexis Elbaz, Neuroepidemiologe beim Inserm, hat die Studie geleitet:

    "Unsere Arbeit bestätigt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Parkinson-Erkrankung und dem beruflichen Umgang mit Pestiziden. Dass das Risiko ansteigt mit der Zahl der Jahre, die dieser Umgang andauert und auch mit der Menge an Pestiziden, mit der jemand zu tun hatte. Soll heissen: je mehr man langfristig Pestiziden ausgesetzt war, desto mehr steigt die Gefahr, an Parkinson zu erkranken."

    224 Landwirte, die an Parkinson erkrankt sind, nahmen an der Untersuchung teil. Und dazu 557 Berufskollegen ohne Parkinson-Syndrom. In ausführlichen Interviews auf den Höfen wurde detailliert ermittelt, ob und wenn ja, welche Pestizide sie einsetzten, wie lange, wie oft, in welchen Mengen. Die Produkte wurden in drei Gruppen unterteilt: Insektizide, Herbizide und Fungizide. Bisherige Studien hatten noch nicht erfasst, ob eine Pestizid-Familie speziell das Parkinson-Risiko erhöht, hält Alexis Elbaz fest:

    "Bei den von uns untersuchten Männern, die beruflich mit Pestiziden zu tun haben, waren es vor allem Insektizide, speziell aus der Familie der Organochlor-Verbindungen, die das Parkinson-Risiko vergrössern."

    Zur Familie der Organochlor-Verbindungen gehören beispielsweise DDT oder auch Lindan. Beides Produkte, die mittlerweile für den Einsatz in der Landwirtschaft verboten sind. DDT weltweit, wie in der Stockholm-Konvention 2004 festgeschrieben wurde; Lindan zumindest in der nördlichen Hemisphäre. In Deutschland wurde im vergangenen Dezember auch der Einsatz von Lindan beim Kampf gegen Kopfläuse verboten. DDT allerdings spritzen Landwirte in der südlichen Hemisphäre weiterhin auf ihre Felder, illegal. Und auf dieses Produkt setzt auch die Weltgesundheitsbehörde erneut bei der Malaria-Bekämpfung. Charakteristisch für diese Produkte ist eine hohe Halbwertszeit in der Umwelt. Die französischen Forscher studierten Personen, die beruflich massiv Umgang mit Pestiziden hatten. Einen Schwellenwert, ab welcher Menge Pestizide das Parkinson-Risiko ansteigt, haben sie dabei nicht bestimmen können. Dass die Insektizide aus der Familie der Organochlor-Verbindungen am risikoreichsten erscheinen, führen die Forscher auch zum Teil darauf zurück, dass diese Produkte am häufigsten eingesetzt wurden. Dass auch andere Pestizide eventuell das Parkinson-Risiko hochschrauben, wollen sie dabei nicht ausschliessen. Elbaz:

    "Die wissenschaftlichen Ergebnisse, über die wir verfügen, erlauben uns jedoch keine Aussagen darüber, wie sich ein Kontakt auswirkt mit geringeren Mengen an Pestiziden, wie sie sich in der Umwelt oder im Essen befinden. Dazu braucht es weitere Studien."

    Landwirten, die Pestizide einsetzen, empfehlen die Forscher: Schulungen, Schutzkleidung und bedachten Umgang.