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Parkinson-Pfleger im Außendienst

Wer Parkinson hat, braucht eine intensive medizinische Betreuung. In Köln ist im Rahmen des neu gegründeten Parkinson-Netzwerks ein Modellprojekt gestartet: Speziell ausgebildete Parkinson-Pfleger betreuen Patienten auch zu Hause und protokollieren über Monate hinweg objektiv deren Symptome.

Von Thomas Liesen | 04.12.2012
    Richard Dano ist unterwegs in seinem Parkinson-Außendienst. Der Krankenpfleger betreut rund 40 Patienten im Raum Köln und besucht sie alle regelmäßig zu Hause. Als erstes geht er heute zu einem 69-jährigen Herrn.

    "Das ist der Herr Waldhoff, ein Patient, den ich in der Praxis eines niedergelassenen Neurologen kennen gelernt habe, der seit circa zehn Jahren an Parkinson erkrankt ist und immer sehr stark mit Hyperkinesien, also mit Überbeweglichkeit, zu kämpfen hat und was wir ganz gerne in den Griff bekommen wollen."

    Türklingel

    "Hallo Herr Waldhoff."
    "Tag Herr Dano. Lange nicht mehr gesehen."
    "Da bin ich wieder. Wie geht es ihnen?"
    "Soweit ganz gut, bis auf die Sachen, die wir schon mal besprochen hatten. Keine wesentliche Änderung."

    Richard Dano spricht erst einmal in Ruhe mit dem Patienten und fragt genauer nach aktuellen Problemen.

    "Der Ablauf des Gehens ist nicht so rund wie es sein sollte, das ist ein Problem."
    "Das würde ich mir gerne angucken. Gehen sie für mich mal? Meinen sie das Torkeln?"
    "Ist nicht so ganz stabil wie es sein sollte."
    "Das Torkeln, das wirkt ein bisschen so, als wären sie betrunken."
    "Bin ich aber nicht!"
    "Sind sie nicht, genau."

    Manchen Patienten fällt es nicht leicht, die Schwere ihrer Symptome richtig einzuschätzen. Es ist daher für die Therapie sehr hilfreich, dass sich Richard Dano über Monate regelmäßig die Betroffenen anschaut und ihre Symptome objektiv protokolliert. So bekommt er ein verlässliches Bild vom Verlauf der Erkrankung. Wichtig ist auch, dass die Treffen mit den Patienten zu Hause stattfinden. Sie öffnen sich hier mehr, die Gespräche gehen häufig auch über eher heikle Probleme rund um Parkinson: Sexualität, Gedächtnisprobleme oder auch Stimmungseinbrüche:

    "Sie sollen sich nicht nur darauf ausrichten. Nicht nur der Erkrankung wegen ihr Leben darauf ausrichten."
    "Sie haben ja schon das Problem, wenn sie morgens aufstehen, die Steifheit muss erst mal weg."
    "Das ist das Allererste, woran man denkt und das Letzte wahrscheinlich, womit man ins Bett geht."
    "So ist es."

    Richard Dano koordiniert für die Patienten auch Arzttermine und begleitet sie zu jedem Arztbesuch. Insgesamt ist die Resonanz auf diese besondere Hilfe durchweg positiv, so auch hier:

    "Ich kann mehr hinterfragen, als ich in einem kurzen Arzttermin hinterfragen kann. Die nehmen sich die Zeit und kümmern sich und geben dann Tipps, wie man weiter verfahren kann, die ich sonst von niemandem bekomme."

    Rund eine Stunde hat sich Richard Dano für das Gespräch Zeit genommen. Jetzt muss er zum nächsten Patienten.

    "Vielen Dank für Ihre Mühe."
    "Und wenn zwischendurch was ist, gerne anrufen."
    "Ok. Tschüss!"