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"Parlamentskreis Pferd"
Vorschnelle Häme für neue Gruppe

Im politischen Berlin gibt es zahlreiche Arbeitsgemeinschaften, die auf den ersten Blick wenig mit Politik zu tun haben - zuletzt ist der "Parlamentskreis Pferd" hinzugekommen. Besonders die Teilnahme von Andrea Nahles hat dem Kreis im Vorfeld Spott und Häme eingebracht. Doch der Pferdesport hat eine breite Basis in Deutschland.

Von Andrea Schültke | 20.11.2018
    Andrea Nahles, SPD-Parteivorsitzende, besucht einen Pferdemarkt, der während des Stoppelmarktes abgehalten wird und steht dabei neben einem Pferd.
    Andrea Nahles beim Stoppelmarkt in Vechta mit einem Pferd (Tobias Frick/dpa)
    Deutschland ist die erfolgreichste Reitsportnation der Welt, führt die Rangliste der Medaillengewinner in den vergangenen hundert Jahren Olympischer Reitsportgeschichte an - mit großem Vorsprung. Das liegt unter anderem an der großen Bedeutung der Pferdezucht hierzulande. Bei den letzten Olympischen Spielen in Rio etwa, waren ein Drittel der dort gestarteten Pferde deutschen Ursprungs.
    Wirtschaftsfaktor Pferd
    Pascal Kober, Gründer des "Parlamentskreises Pferd" weist daher auch auf das Tier als Wirtschaftsfaktor hin: "Wir haben 900.000 Pferdebesitzer, man schätzt den Umsatz, der im Bereich Pferdewirtschaft getätigt wird, in Deutschland im Jahr auf knapp sieben Milliarden Euro." Drei bis vier Pferde ergeben einen Arbeitsplatz, rechnet die Deutsche Reiterliche Vereinigung vor, der Dachverband des Pferdesports. Demnach verdienen etwa 300.000 Beschäftigte in rund 10.000 Betriebe durch das Pferd ihr Geld.
    Geschätzt vier Millionen Menschen in Deutschland reiten. Knapp 700 000 davon sind Mitglied in einem Verein. Der Sympathieträger Pferd zieht vor allem Frauen und Mädchen an. Männer wie Freizeitreiter Pascal Kober sind da in der Unterzahl. Der FDP-Politiker und Initiator des "Parlamentskreises Pferd" hat Themen wie Tierschutz, Reitwege oder Pferdesteuer genauso auf der Agenda wie "wenn es um den Erhalt seltener Pferderassen geht, oder aussterbender Pferderassen, aber auch, wenn es um den Erhalt von denkmalgeschützten Gestüten, Gebäuden und Reitanlagen geht."
    Häme und Spott
    Häme und Spott über den "Parlamentskreis Pferd" und einer SPD-Vorsitzenden, die sich doch um Wichtigeres zu kümmern habe, sind möglicherweise zu vorschnell. Denn zum einen hat Reiten eine Basis im Breitensport - auch gelebt von Familien mit einem Haushaltseinkommen unter 2000 Euro monatlich. Auf der anderen Seite sind viele Personen aus der Wirtschaft und gut betuchte Menschen ehrenamtlich im Reitsport tätig.
    Ein "Parlamentskreis Pferd" könnte hier gut Zugang zu allen Bereichen der Gesellschaft bekommen. Der Kontakt zum Sport-Dachverband funktioniert sogar auf ganz kurzem Dienstweg, denn die deutsche Reiterliche Vereinigung hat seit einem Jahr ein Hauptstadtbüro in Berlin.