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Pegida-Demo in Dresden
Nicht nur räumliche Nähe zur AfD

Mehr als 15.000 Menschen demonstrierten zu Hochzeiten bei Pegida, seit geraumer Zeit hat sich die Zahl bei 1000 bis 2000 eingependelt. Anfang Mai gab es zum ersten Mal eine Veranstaltung, bei der Pegida und AfD-Redner nacheinander auftraten. Vor der Bundestagswahl wird die offene Zusammenarbeit immer deutlicher.

Von Bastian Brandau | 19.09.2017
    Ein Anhänger der islamfeindlichen Pegida-Bewegung fährt am 27.03.2017 mit einem Fahrrad und einer Deutschlandfahne während einer Kundgebung über den Altmarkt in Dresden (Sachsen). Die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) hatten zu einer Kundgebung in Sachsens Landeshauptstadt aufgerufen. Gleichzeitig haben mit einem Überraschungsauftritt die Toten Hosen ein Zeichen gegen Rechts gesetzt. Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
    AfD und Pegida zusammen - für die meisten hier war das eigentlich seit langem "selbstverständlich". (dpa-Zentralbild)
    "Wir gucken uns dieses grässliche Erlebnis hier an und wundern uns, wo diese Menschen herkommen. Plötzlich und sind schockiert."
    Mit Rücksäcken und Fotoapparat gut als Touristen zu erkennen, steht ein Ehepaar gegenüber der Frauenkirche. Aus Oldenburg seien sie, hier um Dresden zu besichtigen. Montag Abend in Dresden, das bedeutet auch knapp drei Jahre nach der ersten Demonstration des islamfeindlichen Bündnisses: Pegida.
    "Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es nach so langer Zeit immer noch Menschen gibt, die so grässliche Dinge verfolgen. Irgendwie wird es mir Angst und Bange."
    Mehr als 15.000 Menschen demonstrierten zu Hochzeiten bei Pegida, seit geraumer Zeit hat sich die Zahl der Demonstrierenden bei 1000 bis 2000 eingependelt. Es sind vor allem ältere Männer, aber auch jüngere mit typischer Kleidung der rechtsextremen Szene sind vor Ort. Deutschland-Fahnen wehen im Wind, die Sachsen-Flagge, dazu die der Identitären Bewegung, die der Verfassungsschutz beobachtet. Und Fahnen der AfD.
    Frauke Petry will keine offizielle Zusammenarbeit
    Anfang Mai gab es zum ersten Mal eine Veranstaltung, bei der Pegida und AfD-Redner nacheinander auftreten. Offiziell getrennt, denn die sächsische Parteispitze um Frauke Petry möchte keine Zusammenarbeit. Und so spricht auch an diesem Abend zunächst Pegida-Chef Lutz Bachmann, der seit geraumer Zeit auf Teneriffa lebt und dort vom Regionalparlament zur unerwünschten Person erklärt wurde. In einer für seine Verhältnisse zahmen Rede nennt er Parlamentarier Volksverräter und malt den Zustand Deutschlands in den dunkelsten Farben.
    "Das ist ein unhaltbarer Zustand, es ist an der Zeit für einen kompletten politischen Umbruch hin zu einer endlich wieder deutschlandfreundlichen, bürgernahen Politik in unserem Land."
    Von der Pegida-Bühne hat der unter anderem wegen Drogenhandels und Volksverhetzung verurteilte Bachmann auch schon die Gründung einer eigenen Partei verkündet. Davon war seitdem nicht mehr die Rede.
    "Freunde, deswegen geht wählen, und dann heißt es: Erststimme und Zweitstimme für die momentan einzige Alternative für Deutschland, die auch wirklich so heißt, Alternative für Deutschland. Gemeinsam können wir es schaffen."
    Gemeinsam, das bedeutet auch, dass ein Pegida-Redner nach dem Rundgang gemeinsame Wahlkampftermine von AfD und Pegida in den kommenden Tagen bewirbt.
    "So, und jetzt bin ich soweit fertig, ich übergebe zur AfD-Veranstaltung und zum Egbert und beende hiermit die Veranstaltung."
    Der Regler der Pegida-Anlage wird umgeschaltet, dann spricht von einer kleineren AfD-Bühne Egbert Ermer, der Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Sächsische-Schweiz Osterzgebirge. Der Kreis, in dem Frauke Petry als Direktkandidatin antritt.
    "Guten Abend Dresden, ich freue mich, als AfD-SOE gemeinsam mit unseren Dresdner Patrioten und gemeinsam mit Pegida hier wieder auf dem Neumarkt zu stehen und vor Euch nochmal klar und deutlich zu zeigen: Die AfD und Pegida stehen gemeinsam hier in Dresden, gemeinsam in Sachsen und gemeinsam in Deutschland."
    Gaulands rassistische Grenzüberschreitungen werden bejubelt
    Die Sonne ist schon untergegangen, als drei AfD-Bundestagskandidaten ihre Wahlkampfreden halten. Die Regierenden müssten weg, weil sie nicht im Sinne des Volkes handelten. An ihren Händen klebe Blut, auch Verschwörungsphantasien wie eine vermeintlich geplante "Umvolkung" werden angeführt. Auch die rassistischen Grenzüberschreitungen des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland werden bemüht – und von den Pegida-Anhängern bejubelt. AfD und Pegida zusammen – für die meisten hier war das eigentlich seit langem selbstverständlich.
    "Pegida ist die Urform des Protestes, und die AfD war dann die einzige Partei, die erkannt hat, dass man auch etwas gegen die Islamisierung des Abendlandes tun muss."
    "Die Pegida-Sympatisanten stehen natürlich der AfD näher als der NPD oder der CDU oder SPD, also von daher passt das eigentlich schon. Es sind die Wähler."
    Auch an diesem Abend haben wieder gut 100 Menschen gegen Pegida demonstriert, gepfiffen und gerufen. Von der offenen Zusammenarbeit von AfD und Pegida ist unter den Gegendemonstranten niemand überrascht.
    "Also Pegida macht seit Monaten Wahlkampf für die AfD, das gehört untrennbar zusammen. Also für mich gibt es da gar keinen Unterschied. Es ist das Fußvolk der AfD, ihre Bodentruppe."