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Perücke gegen den Leidensdruck

Nicht selten leiden Krebspatientinnen infolge einer Chemotherapie unter Haarausfall. Zusätzlich zu der Sorge um die Krankheit und den Erfolg der Therapie kämpfen sie mit dieser unangenehmen Nebenwirkung. Eine Perücke kann den Leidensdruck etwas mindern.

Von Barbara Weber | 23.08.2011
    "Schönen guten Morgen! Was kann ich für Sie tun?"

    Köln, Neumarkt, Atelier für Zweithaar. Die Friseurin Petra Scusa begrüßt eine Dame mittleren Alters. Aufgrund einer Krebserkrankung muss sich die Kundin einer Chemotherapie unterziehen. Sie befürchtet, ihre Haare zu verlieren und will eine Perücke kaufen.

    "Sie haben jetzt einen typischen Bob geschnitten, in einem sehr schönen Blondton, das ist überhaupt kein Problem. Da haben wir auch einiges hier, was ich Ihnen zeigen kann, was wir ausprobieren können."

    Das Angebot reicht von maschinell hergestellten bis zu handgefertigten Kunsthaarperücken. Handgefertigte Echthaarperücken können auch erworben werden, sind aber entsprechend teuer.

    "Kommen Sie bitte mit. Hier haben wir unsere Ecke."

    Vor neugierigen Blicken verborgen steht hinter einem Sichtschutz ein Frisierstuhl vor einem Spiegel.

    "Da sind wir auch ganz ungestört. Wenn Sie bitte Platz nehmen möchten. Wunderbar. Dann such' ich jetzt mal etwas für Sie raus. Und dann fangen wir einfach mal an."

    Die Perücken befinden sich in zahlreichen schuhkartongroßen Schachteln, die in den Wandregalen stehen.

    "Das ist eine veredelte Kunstfaser, die für Sie sehr pflegeleicht ist, die können Sie auch alleine zuhause waschen und pflegen. Da brauchen Sie nicht viel dran machen. Die ist jetzt hundert Prozent handgearbeitet, jedes einzelne Haar eingearbeitet. Wenn dann Ihr Haarverlust kommt, sieht es aus wie Kopfhaut, wenn Sie es aufhaben. Da kann der Wind durchgehen, da würden Sie nichts sehen, sehr leicht. Das Schneiden und Anpassen, das können wir allerdings erst machen, wenn Ihre Haare weg sind. Sie müssten dann noch mal hier hereinschauen, weil dann sitzt die Perücke erst perfekt, wenn alles weg ist, und dann können wir die schneiden."

    Einen Tipp möchte die Friseurin der Patientin noch mit auf den Weg geben:

    "Was ich Ihnen rate und was die meisten Damen auch machen, wenn es wirklich losgeht, sie haben ja dann schon die Perücke zuhause, rufen Sie kurz an, sagen Sie, Haare fangen an rauszugehen, kommen Sie hierhin mit der Perücke. Ich nehme Ihnen die Haare mit einem Mal runter, können die super gleich regelmäßig schön nachwachsen. Wir passen sofort die Perücke an, schneiden die, machen die fertig, und dann gehen Sie mit Haaren auch wieder hier raus. Wir würden jetzt noch einmal einen Termin machen, dass Sie das alles sacken lassen, was sie erfahren haben. Dann kommen Sie noch mal und dann können Sie sich entscheiden, was Sie haben möchten."

    "Wiedersehen! Alles Gute für Sie!"