Freitag, 19. April 2024

Archiv

Peter-Behrens-Ausstellung
Große Werke im Kleinformat

Vom Firmenemblem bis zum Fußabtreter entwarf Peter Behrens alles für die Firma AEG, daneben ist er für seine großen Industriebauten bekannt. Eine Ausstellung in Düsseldorf setzt dem Künstler und Architekten nun, 75 Jahre nach seinem Tod, ein Denkmal.

Von Susanne Luerweg | 27.02.2015
    Blick in den Peter-Behrens-Bau in Frankfurt Höchst
    Blick in den Peter-Behrens-Bau in Frankfurt-Höchst: Behrens hatet einen avantgardistischen Ansatz, an das Bauen heranzugehen. (dpa/picture alliance/Fredrik von Erichsen)
    Hochkonzentriert arbeiten zahlreiche Studenten an den Modellen für die Peter-Behrens-Ausstellung. Es ist nicht nur viel handwerkliches, sondern auch technisches Geschick erforderlich, erklärt Anastasia Papadopulo:
    "Und man muss auch sehr vorsichtig sein mit den Sachen und damit es auch halt richtig gut wird. Also ich hab das Krematorium in Hagen... bin noch nicht ganz fertig. Bin ein kleiner Nachzügler."
    Das Krematorium in Hagen zählt zu Peter Behrens' Schlüsselwerken, die er dank der Verbindung zum Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus zu Beginn des letzten Jahrhunderts in NRW fertigen konnte. In einem technisch hochkomplexen Verfahren werden nun einige der prägnantesten Behrens Werke in Modellform für die Ausstellung nachgebaut. Darunter auch ein Gebäude am Berliner Alexanderplatz, das nie realisiert wurde und lange unbekannt war, wie Kurator und Architekturhistoriker Thorsten Scheer beim Rundgang durch die Modellwerkstatt erzählt.
    "Vor zehn Jahren ist ein Glücksfall eingetreten. Die Berliner Untergrundleute haben im Bahnhof Gesundbrunnen einen kleinen Abstellraum geöffnet und in diesem Abstellraum hat man Pläne gefunden zu einem dritten Gebäude. Und da hat man Pläne gefunden für ein großes Kino, was auf der Nordseite des Platzes entstehen sollte."
    Als Peter Behrens 1907 sein Büro in Berlin eröffnet, ist er mit 39 Jahren auf dem Zenit seines Schaffens. Die späteren Bauhaus-Mitglieder Walter Gropius und Mies van der Rohe arbeiten für ihn, zeitgleich ist auch der avantgardistische Architekt Le Corbusier in seinem Büro angestellt. Behrens baut weltweit und ist in aller Munde.
    "Es gibt so eine ganz allgemeine Aufmerksamkeit die Behrens betrifft. Es gibt Zeitungsartikel da steht: was macht Peter Behrens eigentlich, man verfolgt was er gerade tut, woran er gerade arbeitet, weil es einfach so eine Neugier gibt, der künstlerischen Position gegenüber."
    Peter Behrens kommt aus der Kunstszene, ist als Architekt Autodidakt. Der Mitbegründer der Münchener Secession weiß allerdings früh, dass er nicht nur malen, sondern auch bauen will. 1889 wird er in die Künstlerkolonie Mathildenhöhe nach Darmstadt eingeladen und als dort Künstlerhäuser entworfen werden sollen, meldet er seinen Anspruch an.
    Ganzheitlicher gestalterischer Ansatz
    "Und dann tritt Behrens nach vorne und sagt - Moment mal, ich bin zwar Maler, aber ich möchte das gerne selbst machen und das macht er sicher auch mit einem sehr stark strategischen Interesse. Einmal wird das Haus von ihm entworfen und im Prinzip auch fast alle Gegenstände, die sich im Haus befinden..."
    Auch die ehemalige Gutehoffnungshütte in Oberhausen wurde von Behrens entworfen. Heute dient sie als zentrales Depot des LVR-Industriemuseums.
    Auch die ehemalige Gutehoffnungshütte in Oberhausen wurde von Behrens entworfen. Heute dient sie als zentrales Depot des LVR-Industriemuseums. (imago/stock&people)
    Er hat einen avantgardistischen Ansatz an das Bauen heranzugehen. Weg vom l'art pour l'art hin zum Alltäglichen. Für die AEG wird er ab 1907 künstlerischer Beirat und entwirft alles: vom Firmenbau bis zum Flaschenöffner.
    "Wobei übrigens die AEG auch der zweite Schritt war, das erste Mal macht er das für die Ankerwerke in Delmenhorst. Da gibt es ein Briefpapier von Behrens, er hat die Kataloge gestaltet, er hat Ausstellungspavillons entworfen, das war quasi das Testfeld, um dann bei der AEG das Ganze in noch viel, viel Größerem Umfang durchführen zu können."
    Der ganzheitliche gestalterische Ansatz und das Wirken in alle Lebensbereiche hinein: Diese neue Rolle des Architekten hat Peter Behrens wesentlich mitgeprägt. Vor allem in seiner vierjährigen Zeit als Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule Anfang des Jahrhunderts. In seiner Karriere hat er so gut wie alles gebaut und entworfen. Von der Villa bis hin zum Kleid, erstaunlicherweise ohne je wirklich selbst einen Zeichenstift in die Hand zu nehmen.
    "Über die Arbeitsweise berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter. Es gab eine sprachliche Beschreibung, was das Haus leisten soll, aber die gestalterische Tätigkeit ist nie durch einen Bleistiftstrich durch Behrens beeinflusst worden."
    Behrens war seiner Zeit in vielen Dingen voraus. So plante er gegen Ende seines Lebens, ähnlich den stressgeplagten Großstadtmenschen von heute, seinen Rückzug aufs Land. Ein Gut in Neustrelitz gestaltete er zu einem schmucken Refugium. Behrens zog jedoch bis zu seinem Tod 1940 nie ein. Noch bevor die letzten Schrauben festgezogen waren, verkaufte er das Anwesen an ein Berliner Industriellenpaar.
    Die Ausstellung ist noch bis 28. März im NRW-Forum in Düsseldorf zu sehen.