Donnerstag, 28. März 2024

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Peter Rough vs. Christian Hacke
Muss Trump weg?

Am 6. November wird in den USA gewählt. Nicht der Präsident, sondern das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats. Die Zwischenwahlen sind aber auch ein Stimmungstest für Donald Trump. Wie fällt das Urteil nach der ersten Hälfte seiner Amtszeit aus? Darüber streiten Peter Rough und Christian Hacke.

Am Mikrofon: Klaus Remme | 03.11.2018
    US-Präsident Donald Trump spricht zu Journalisten bei seiner Ankunft in Erie/Pennsylvania
    Trumps Zwischenbilanz - Peter Rough und Christian Hacke kommen zu konträren Urteilen (AFP / Mandel Ngan)
    Seit fast zwei Jahren ist Donald Trump Präsident der USA. Mit seiner Amtsführung und seinem Politikstil polarisiert er sowohl die Bürger seines Landes als auch die internationale Staatengemeinschaft. Auch der US-amerikanische Politikberater Peter Rough und der deutsche Politikwissenschaftler Christian Hacke kommen in ihrer Bilanz zu konträren Urteilen.
    "Trump kämpft für amerikanische Werte"
    Peter Rough, Politikwissenschaftler: "Erstens: Ich glaube, dass unsere Demokratie verlangt, dass die Wähler verlangen, dass ein Präsident, der gewählt worden ist, auch vier Jahre sein Amt zu Ende führt. Und zweitens wurde der Präsident ja nicht nur aus außenpolitischen Gründen gewählt, sondern auch meines Erachtens nach wegen der Innenpolitik. Und seine Aufgabe hier ist es, Klüfte zu überbrücken, die in den letzten Jahren entstanden sind zwischen dem einfachen Bürgertum und elitären Zonen. Und da ist sein Markenkern aus meiner Sicht, gegen Konzentrationen von nicht demokratisch legitimierten Zonen in Amerika vorzugehen. (…) Seine Antwort darauf ist eine Politik der Affinität für das einfache Bürgertum, ausgedrückt durch einen amerikanischen Patriotismus, teilweise vielleicht Nationalismus, aber eingebettet in individuelle Rechte, die Amerika schon seit langen Jahren preist und schätzt."
    Peter Rough ist Politikwissenschaftler am Hudson Institute, einem konservativen Think Tank in Washington.
    "Trump ist eine dramatische Erscheinung"
    Christian Hacke, Politikwissenschaftler: "Aus der deutschen und europäischen Interessenlage, auch aus der weltpolitischen Lage heraus müsste Trump weg. Aber die Umstände sind im Moment sehr komplex. Aus einer amerikanischen Interessenlage sieht das wieder anders aus. Aber ich würde sagen, weltpolitisch gesehen ist er schon eine dramatische Erscheinung, um es mal so auszudrücken. Er ist ein schlechtes Vorbild als erster Mann der Vereinigten Staaten. Es hat so einen Präsidenten mit solchen Ausfällen, mit so einer konfrontativen Grundtendenz, auch Freunde zu verprellen – die eigene Bevölkerung, vor allem die Medien, alles, was Amerika ausmacht, das liberal-zivilisatorische Vorbild, die Institutionen werden von ihm verhöhnt – das ist einmalig in der amerikanischen Geschichte. Und ein solcher Mann, der auf der anderen Seite seine Zuneigung zeigt zu autoritären Führern wie Putin, Kim oder anderen – das ist für die freie westliche Welt untragbar. Und deshalb müsste er weg. Aber das ist einfacher gesagt als getan."
    Christian Hacke ist Politikwissenschaftler und Experte für transatlantische Beziehungen. Er hat als Professor in Hamburg und Bonn gelehrt.