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Peugeot fährt Milliardenverlust ein

Die französische Autobranche kriselt: Der Konzern PSA Peugeot hat den schlechtesten Jahresabschluss seiner Geschichte vorgelegt. Davon ist nicht nur das Unternehmen selbst betroffen, sondern die gesamte wirtschaftliche Entwicklung in Frankreich. Der Staat möchte dennoch nicht eingreifen.

Von Ursula Welter | 13.02.2013
    Alle wichtigen Kennziffern sind rot bei PSA. Der Autobauer Peugeot Citroën hat für 2012 ein historisch schlechtes Ergebnis vorgelegt: 5 Milliarden Euro Nettoverlust, 4,7 Milliarden Abschreibungen, der Umsatz um 5,2 Prozent gesunken auf 55,4 Milliarden Euro. Der französische Autobauer hat weniger als drei Millionen Autos weltweit verkauft.

    Frankreichs Finanzminister, Pierre Moscovici, versuchte umgehend, den schlechten Zahlen die Dramatik zu nehmen:

    "Das entspricht dem, was wir wussten. Frankreichs Autobranche insgesamt steckt in einer schwierigen ökonomischen Lage."

    Darauf verweist auch die Firmenleitung von PSA und auf die eingeleiteten Umstrukturierungen. Im vergangenen Juli hatte das Unternehmen das Ende der Produktion am Standort Aulney nahe Paris angekündigt und den Abbau von 11.000 Stellen, 3000 davon durch natürliche Fluktuation.
    Kapazitäten und Kosten runter, das sei der einzige Weg aus der Krise. Die Verhandlungen über den Sozialplan laufen, vier Gewerkschaften der zersplitterten französischen Arbeitnehmerlandschaft signalisieren Zustimmung, während die Arbeiter regelmäßig gegen den Stellenabbau streiken.

    "Das Unternehmen stelle sich neu auf, sagt der Finanzminister, mit neuen Allianzen, der Verbesserung der Produktpalette und dem Sozialplan, von dem die Regierung hofft, dass er nicht noch dramatischer ausfallen muss, als bislang gedacht."

    An eine Fusion mit Opel - über die vereinbarte Zusammenarbeit hinaus - werde jedoch nicht gedacht, wurden entsprechende Gerüchte einmal mehr dementiert. Auch aufseiten der Bundesregierung hatte es zuletzt geheißen, erst einmal gehe es darum, Opel und PSA neue Märkte zu erschließen.

    Andere Gerüchte um PSA standen aber heute wieder im Raum. Budgetminister Cahuzac hatte vor wenigen Tagen von einer eventuell nötigen Nationalisierung des Autokonzerns gesprochen, der Premierminister widersprach, und auch Finanzminister Moscovici sagte heute früh im französischen Rundfunk, das stehe nicht auf der Tagesordnung:

    "Dennoch greift der französische Staat ein. Die unter massiven Liquiditätsproblemen leidende, konzerneigene Bank "PSA-Finance" wird durch Staatsgarantien gestützt – Brüssel hatte vor ein paar Tagen für einen Teil der geplanten Hilfen grünes Licht gegeben, aber auch gefordert, PSA und seine Bank müssten zeigen, dass sie ohne öffentliche Stützung leben könnten. Peugeot Citroën will, nach eigenen Angaben, bis Ende 2014 ein ausgeglichenes Ergebnis vorlegen. Alle Hoffnungen ruhen auf einer Erholung des europäischen Raums und den Wachstumszahlen in Asien."

    Das französische Umfeld bleibt für den Konzern allerdings schwierig. Derzeit wird laut diskutiert, ob Frankreich seinen Schuldenabbau stemmen kann, Außenminister Laurent Fabius hatte heute bezweifelt, dass das 3-Prozent-Defizitziel eingehalten werden könne. Finanzminister Pierre Moscovici dementierte dies eher nicht, als er sagte:

    "Wir hatten das Wachstumsziel mit 0,8 Prozent fixiert. Zugegeben, das wird schwierig, das Gleiche gilt für das Defizitziel für 2013."

    Die Prognosen der kommenden Wochen, auch jene in Brüssel, seien abzuwarten, sagte der Finanzminister. Seit Wochen gibt es Gerüchte, dass Frankreich um Aufschub beim Schuldenziel bitten wird.

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