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Pflegepersonal
Am Ende der Kräfte

Die Zahl der Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern ist laut Statistischem Bundesamt seit Anfang der 90er-Jahre zurückgegangen - die Zahl der Patienten aber um ein Drittel gestiegen. Zudem seien immer mehr Patienten hochbetagt und chronisch krank, mahnt die Deutsche Stiftung Patientenschutz.

05.10.2017
    Hände von älteren Menschen, die sich trösten
    Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern steigt deutlich, die Zahl der Pflegekräfte sinkt. (imago stock&people)
    2016 hätten nur etwas mehr als 325.000 Pflegekräfte in Krankenhäusern gearbeitet, teilte die Deutsche Stiftung Patientenschutz unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamts mit. Damit habe die Zahl der Beschäftigten um 1000 abgenommen. Gleichzeitig sei die Zahl der Klinik-Patienten pro Jahr von 14,6 auf 19,5 Millionen gestiegen - ein Anstieg von 34 Prozent. Dies zeige, dass sich die Arbeitsbelastung für Pflegekräfte deutlich erhöht habe, bundesweit um ein Drittel.
    In einzelnen Regionen ist die Situation noch drastischer: Allein in Berlin beispielsweise musste eine Person 2016 durchschnittlich 63 Fälle betreuen. 1991 seien es noch 32 Fälle gewesen, führte die Deutsche Stiftung Patientenschutz aus.
    Politik und Kliniken hätten demografischen Wandel ignoriert
    Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte der Deutschen Presse-Agentur, immer mehr Patienten seien alt, chronisch krank und pflegebedürftig. Jeder Sechste sei über 80 und damit hochbetagt. "Die Pflege fährt auf der letzten Rille." Eine neue Bundesregierung müsse eine deutschlandweit verbindliche Personaluntergrenze für Pflegekräfte auf allen Krankenhausstationen einführen. Bisher hätten Gesundheitsminister von Bund und Ländern und die Kliniken selbst den demografischen Wandel ignoriert.
    Brysch forderte, die Schere zwischen den Berufsgruppen müsse kleiner werden. Im Gegensatz zu den Pflegekräften sei die Zahl der Ärzte in Krankenhäusern in den vergangenen 25 Jahren um 66 Prozent auf 158.100 gestiegen. Die Verweildauer in Krankenhäusern hat sich zudem in diesem Zeitraum halbiert und beträgt heute noch gut eine Woche.
    (vic/tep)