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Pflicht zum Online-Eignunstest vor Immatrikulation

Die RWTH Aachen hat als erste Hochschule Deutschlands einen Eignungstest zur Pflicht gemacht: Auf der Seite der Uni müssen sich angehende Studierenden für die jeweiligen Studienfächerselbst testen. Und wer das nicht macht, wird nicht eingeschrieben. Eine Bilanz nach zwei Semestern mit diesem Selbsttest.

Von Ingo Wagner | 24.07.2012
    Aloys Krieg, Prorektor für Lehre an der RWTH Aachen:

    "Es hat sich gezeigt, dass diejenigen, die im self-assessment erfolgreich waren, dass die auch beste Voraussetzungen haben, auch im Maschinenenbaustudium erfolgreich zu sein."

    Die Ergebnisse der Maschinenbaustudierenden sind die Ersten, die die Hochschulleitung analysiert hat. Untersucht wurde, wie die Studierenden, die die self-assessment gemacht haben, im Studium abschnitten. Das Ergebnis war ermutigend für die Hochschule. Viele Studierende haben den Onlinetest ernsthaft bearbeitet. Wer sich an der RWTH Aachen einschreiben will, ist zwar verpflichtet, den Test zu machen, aber niemand kann ihn zwingen, auch alle Aufgaben darin ernsthaft zu lösen. Studierende, die bei den Aufgaben einfach nur weitergeklickt haben, ohne sie wirklich zu lösen, dürfen nicht abgelehnt werden - das wäre hochschulrechtlich gar nicht möglich.

    "Wenn sich jemand einfach nur durchklickt durch diesen Test, können wir das natürlich nicht verhindern. Das nehmen wir dann einfach hin und beachten das nicht weiter."

    Immerhin hat die Analyse unter den Maschinenbauern ergeben: Rund 50 Prozent der Neuen haben vor einem Jahr den Test ernsthaft bearbeitet. Offenbar sind auch die Abiturienten neugierig darauf herauszufinden, ob sie für das Studium ihrer Wahl die richtigen Voraussetzungen mitbringen. So war es jedenfalls bei Friederike Stein. Sie studiert im zweiten Semester Maschinenbau. Friederike Stein:

    "Ich glaube, es führt in die richtige Richtung. Es ist schon so, dass man schon mal aufmerksam wird, was das auf einen zukommt. Gerade nach dem Abi ist man ja erstmal ziemlich entspannt und hat freie Zeit und merkt dann wieder das es losgeht mit der Arbeit. Ich denke, es ist richtungsweisend."

    Ihr Kommilitone Christian Hannes fand das self-assessment eher ein bisschen lästig.

    "Eigentlich war von vorneherein klar, dass ich in Aachen studieren will, daher habe ich das eher als Hürde gesehen. Habe es trotzdem einigermaßen ernsthaft gemacht, und dabei ist mir schon aufgefallen, vor allem jetzt im Nachhinein, es ist nicht genau wie im Studium, das Studium ist noch ein paar Mal schwerer. Aber wenn man das einigermaßen hinkriegt, schafft man das Studium auch."

    Neben allgemeinen Fragen wie zum Beispiel nach der Motivation werden vor allem fachspezifische Aufgaben gestellt.

    "Mathematikaufgaben, Gleichungen, Integrale. Meistens Schulniveau manchmal auch über ein bisschen drüber. Aber die grundlegenden Dinge, die muss man draufhaben, die wurden alle abgefragt."

    Online-Selbsttests, damit angehende Studierende schon vorher rechtzeitig ihre Stärken und Schwächen erkennen können. Das finden auch Studentenvertreter wie Alexander Buchheister gut. Der ASTA der RWTH Aachen ist nicht gegen die self-assessments. Nur ein bisschen genauer auf die Bedürfnisse der Studierenden zugeschnitten könnten sie schon werden, mein Alexander Buchheister. Denn in manchen Fakultäten müssen Abiturienten den gleichen Test machen, obwohl sie ganz unterschiedliche Fächer studieren wollen, sodass die Aufgaben für viele nicht wirklich passend sind. Alexander Buchheister:

    "Das ist zum Beispiel die Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik. Da gibt es sowohl Naturwissenschaftler als auch Ingenieure und zum Teil auch Kulturwissenschaftler."

    Aber da will die Hochschule jetzt nachbessern. Denn sie hat ein ureigenes Interesse daran, dass die Abiturienten sich selbst schon vor dem Studium realistisch einschätzen können. Langfristig will sie 75 Prozent ihrer Studierenden zum Abschluss führen - und zurzeit liegt die Abbrecherquote an der RWTH Aachen noch bei rund 50 Prozent.