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Philippinen
Provokativer Hardliner wird neuer Präsident

Der umstrittene Politiker Rodrigo Duterte wird neuer Präsident der Philippinen. Der 71-Jährige war im Wahlkampf vor allem durch provokative Sprüche und die Ankündigung einer harten Politik für Recht und Ordnung bekannt geworden. Menschenrechtler fürchten einen Rückfall in die Diktatur.

10.05.2016
    Der bisherige Bürgermeister der Stadt Davao auf den Philippinen, Duterte, ist einer der Kandidaten für die Präsidentschaftswahl.
    Im Wahlkampf zur philippinenschen Präsidentenwahl kündigte Duterte an, hart gegen Kriminalität vorzugehen. (dpa/picture-alliance/Ritchie B. Tongo)
    Nach Mitteilung der Wahlkommission holte Duterte 38 Prozent der abgegebenen Stimmen, gefolgt von Ex-Innenminister Mar Roxas mit 23 Prozent. Die auf dem dritten Platz liegende Senatorin Grace Poe räumte ihre Niederlage ein. Das offizielle Ergebnis verkündet das Parlament erst in einigen Tagen. "Ich nehme das Mandat der Wähler mit extremer Demut an", sagte Duterte nach der Wahl. "Ich werde nicht nur in jede Stunde meines Tages, sondern auch im Schlaf mein Bestes geben."
    Der bisherige Bürgermeister der Stadt Davao hatte im Wahlkampf mit einer harten Ordnungspolitik geworben. "Vergesst Gesetze und Menschenrechte", rief er seinen Anhängern zu. Duterte hatte den korruptions- und kriminalitätsgeplagten Philippinern versprochen, innerhalb von sechs Monaten "aufzuräumen". Kriminellen drohte er mit kurzem Prozess: "Ich werde euch alle umbringen, in die Bucht von Manila werfen und damit die Fische füttern." So soll er es in seiner Heimatstadt Davao seit vielen Jahren handhaben: Dort sind in den vergangenen 18 Jahren mehr als 1.400 Menschen umgebracht worden, ohne das je jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. Menschenrechtler machen Killerbanden dafür verantwortlich, die nach ihrer Überzeugung mit Einverständnis des Bürgermeisters agieren. Zudem drohte Duterte mit der Auflösung des Parlaments, sollte dieses sich seiner Politik widersetzen.
    Bessere Chancen auf Befriedung des Südens?
    Politische Gegner und Menschenrechtsaktivisten warnten vor einem Rückfall der Philippinen in Zeiten wie unter Diktator Marcos. Dessen Sohn, Ferdinand "Bongbong" Marcos Jr., hat noch Chancen auf das Amt des Vizepräsidenten.
    Andere sehen in der Wahl Dutertes einen Lichtblick: Als erster Präsident aus Mindanao im Süden des Landes ist er vertraut mit den muslimischen Extremisten, die dort mit Terrorkampagnen und Gewalt gegen Einheimische und Ausländer um mehr Autonomie kämpfen. Er habe womöglich bessere Chancen, die Region zu befrieden als Politiker aus der fernen Hauptstadt Manila.
    Umstrittene Äußerung zu Vergewaltigung
    Duterte war in der Vergangenheit immer wieder mit Provokationen aufgefallen: So nannte er den Papst einen "Hurensohn", weil ein Besuch von Papst Franziskus in Manila einen langen Verkehrsstau verursacht hatte. Außerdem sorgte vor allem eine Äußerung über eine Australierin, die in seiner Heimatstadt Davao vor Jahren mehrfach vergewaltigt und ermordet wurde, für Aufsehen: "Ich war total sauer, dass sie vergewaltigt wurde, aber sie war wunderschön. Ich dachte, als Bürgermeister hätte ich als erster 'dran' sein sollen." In Manila geriet er zudem einst mit der australischen Botschafterin und US-Diplomaten aneinander: "Haltet die Klappe, meinetwegen könnt ihr die diplomatischen Beziehungen abbrechen," sagte er.
    (cvo/fun)