Donnerstag, 18. April 2024

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Philosophin zum Dienstgedanken
Vom Herrschen und Dienen

Die von der Union angestoßene Diskussion über die Wiedereinführung einer allgemeinen Dienstpflicht rückt das Thema Allgemeinwohl und Solidaritätslücken in unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt. Im Kern gehe es um die Frage, was Menschen ihrem Staat schuldeten, so die Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann im Dlf.

Iris Därmann im Gespräch mit Michael Köhler | 12.08.2018
    Soldaten in der Grundausbildung marschieren am 01.11.2016 über das Gelände der Marinetechnikschule (MTS) in Parow (Mecklenburg-Vorpommern) bei Stralsund. Die Bundeswehr hat die knapp acht Millionen Euro Ausgaben für die Realitiy-Dokumentation "Die Rekruten" und eine damit verbundene Werbekampagne verteidigt. Die Serie soll nach Angaben der Bundeswehr die Ausbildung der Rekruten mit allen Höhen und Tiefen abbilden. Von Dienstag an wirbt die Bundeswehr in der täglichen Dokumentation auf einem Youtube-Kanal um junge Soldaten, indem sie die Ausbildung und das Leben von zwölf Rekruten der Marinetechnikschule abbildet.
    Ist Dienen in einer Gesellschaft der Gleichberechtigten noch zeitgemäß? (dpa-Zentralbild/Stefan Sauer)
    In einer Demokratie hat das Dienen keinen allzu guten Ruf. Doch ist Dienen in einer Gesellschaft der Gleichberechtigten noch zeitgemäß?
    Trotz dieser Einstellung sei das Dienen nicht verwunden, das zeige die leidvollste Art, Menschen dienstbar zu machen: die Sklaverei. "Keine einzige Gesellschaft oder Kultur hat bisher darauf verzichtet, Menschen mit Gewalt dienstbar zu machen. Auch nach der rechtlichen Abschaffung der Sklaverei gibt es immer noch eine faktische Sklaverei, die an Intensität, Massivität und Diversität den transatlantischen Sklavenhandel um ein Vielfaches übersteigt", so die Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann von der Humboldt-Universität Berlin.