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Photovoltaik
China, Japan und die USA profitieren von deutscher Stromförderung

Auch dank der deutschen Förderung ist die Erzeugung von Solarstrom heute so günstig, dass der Ausbau in den nächsten Jahren weltweit noch an Fahrt gewinnen soll. Nur Europa profitiert kaum von den wettbewerbsfähigen Konditionen. Dort befindet sich die Solarbranche seit zwei Jahren in der Krise.

Von Ines Rutschmann | 11.08.2014
    Deutschland war einmal der größte Absatzmarkt für Photovoltaik-Kraftwerke auf der Welt. Heute boomt die Technologie in anderen Ländern. Einer, der die Entwicklung international beobachtet, ist Markus Hoehner vom Marktforschungsdienst EuPD Research.
    "Der meiste Zubau findet zurzeit in China, in Japan statt. Allein das sind etwa 20 Gigawatt. Das wird auch in den Jahren 2014 und 2015 den Markt global weiter dominieren. Nordamerika wächst konstant. Es kommen neue Märkte wie Saudi-Arabien, Südafrika, Australien dazu, auch Brasilien und Chile."
    In diesem und dem kommenden Jahr rechnet Hoehner weltweit mit einem Wachstum von deutlich über zehn Prozent. So sollen 2015 mehr als 50 Gigawatt Solarstromleistung neu ans Netz gehen. Andere Analysten prognostizieren ähnliche Wachstumsraten. Drei Gründe sieht Markus Hoehner für den Photovoltaikboom: Der Energiehunger der Welt ist groß und gerade die Nachfrage nach Strom in Schwellenländern wie China und Indien steigt stetig. Photovoltaik lässt sich dabei schnell und unabhängig von örtlichen Gegebenheiten errichten. Der dritte Grund hat durchaus mit der deutschen Solarförderung zu tun.
    "Der aktuelle und auch zukünftige Boom der Photovoltaik ist zudem auf die massiv gesunkenen Systempreise und damit einhergehend die Kosten der Stromerzeugung der Photovoltaik zurückzuführen. Man kann sich das durchaus so vorstellen, dass die Förderung der Photovoltaik in Deutschland in den vergangenen Jahren zu einem massiven Ausbau der Kapazitäten, aber auch zu immensen Fortschritten im Bereich Forschung und Entwicklung geführt haben."
    Von 2006 bis heute sind die Systempreise in Deutschland um 70 bis 75 Prozent gesunken. So lässt sich heute in Deutschland mit großen Anlagen Strom für elf Eurocent produzieren, sagt Hoehner.
    "Würde man eine gleiche Anlage beispielsweise in Marokko aufstellen, sind selbst bei etwas höheren Systemkosten, weil der Markt nicht so reif ist, die Stromgestehungskosten nur noch bei sechs bis sieben Eurocent pro Kilowattstunde. Das heißt, wir haben eine wirklich wettbewerbsfähige Technologie, die gerade in hoher Diffusionsgeschwindigkeit um die Welt zieht."
    Nur Europa profitiert kaum von den wettbewerbsfähigen Konditionen. Hier befindet sich die Solarbranche seit zwei Jahren in der Krise. In Deutschland sank die Nachfrage im vergangenen Jahr um nahezu 60 Prozent. Damit verbunden war ein massiver Einbruch bei der Zahl der Beschäftigten, belegen aktuelle Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums. Als bitter bezeichnet dies der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, Carsten Körnig.
    "Wir haben eine Abnahme gesehen von über 50.000 Arbeitsplätzen innerhalb von ein bis zwei Jahren. Das ist Know-how, was uns jetzt fehlt, in dieser wichtigen Phase des internationalen Booms, den wir sehen."
    Rund 56.000 Beschäftigte werden der Photovoltaikbranche noch zugerechnet. Vorrangig im Handel, im Handwerk und im Dienstleistungsgewerbe. In diesen Sektoren gingen bislang auch die meisten Stellen verloren.