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Pilotenstreik
Die Lufthansa im Gegenwind

Jeder neue Streik kostet die Lufthansa viel Geld: Der aktuelle Ausstand in München dürfte sich auch auf mehrere Millionen Euro belaufen. Analysten sorgen sich inzwischen schon, Lufthansa werde 2015 auch das korrigierte Gewinnziel von zwei Milliarden Euro nicht erreichen. Das aber weist Lufthansa-Chef Carsten Spohr zurück.

Von Brigitte Scholtes | 10.09.2014
    Der Flughafen München - hier: im April 2014.
    Heute bestreikt: der Flughafen München (picture-alliance / dpa / Felix Hörhager)
    Der Erfolg der Billigfluggesellschaften, die Konkurrenz aus den Golfstaaten und dazu die rasante Entwicklung der mobilen Technologie - das zusammengenommen beschreibt Lufthansa-Chef Carsten Spohr als den größten Wandel, den die Luftfahrtbranche seit dem Beginn des Düsenzeitalters und seit der Privatisierung vieler Fluggesellschaften derzeit erlebe. Spohr will deshalb zwar das Billigflugsegment im Konzern ausbauen, vom Herbst nächsten Jahres an auch auf der Langstrecke:
    "Schwerpunkt der Lufthansa bleibt aber natürlich unsere Drehkreuzverkehre. Von unseren 600 Flugzeugen bleiben 500 in diesen Drehkreuzverkehren eingesetzt. Und gerade die Marke Lufthansa wird mehr als bisher noch zur Premiummarke ausgebaut, da ist unser Schwerpunkt."
    Nur so nämlich kann Lufthansa im Wettbewerb mit den Golffluggesellschaften bestehen. Hinzu kommen aktuell der Pilotenstreik als auch mögliche Überflugverbote über Russland. Denen aber sieht Spohr recht gelassen entgegen, operativ habe man sich schon vorbereitet:
    "Ich glaube, bei diesem Thema wäre es so offensichtlich, dass nicht nur die europäischen Airlines Schaden nehmen, sondern auch die russischen Airlines, dass ich glaube, dass hier in der Politik sicherlich noch andere Lösungen gefunden werden."
    Einzelne Analysten sorgen sich inzwischen schon, Lufthansa werde 2015 auch das korrigierte Gewinnziel von zwei Milliarden Euro nicht erreichen. Das aber weist Spohr zurück:
    "Es gibt zurzeit keinen Grund von unserer Guidance, die wir gegeben haben abzuweichen."
    Doch jeder neue Streik kostet: Der Ausstand heute in München dürfte sich auch auf mehrere Millionen Euro belaufen. 140 Flüge fallen am zweitwichtigsten Drehkreuz für Lufthansa heute aus, gut 15.000 Passagiere sind betroffen. Die Langstreckenflüge werden jedoch aufrechterhalten - da springen freiwillige Piloten ein. Lufthansa will aber zurück an den Verhandlungstisch mit der VC, der Vereinigung Cockpit, die 5400 Piloten vertritt. Deshalb werde man am Montag das Angebot konkretisieren, erklärt Personalvorstand Bettina Volkens:
    Wir hatten eigentlich vor, das mit der VC gemeinsam zu machen, zu überlegen, was heißt unser jetziges Angebot für die Mitarbeiter. Da uns das nicht gelungen ist gemeinsam, worüber ich persönlich sehr traurig bin, weil wir in einem guten Verhandlungsprozess waren, gehen wir jetzt hier einseitig vor und konkretisieren unser Angebot. Wie gesagt: eine Konkretisierung, keine Verbesserung, aber ich denke, eine deutliche Klarstellung für unsere Mitarbeiter, für unsere Piloten.
    Offenbar will Lufthansa so auch die etwa 5.000 Piloten im Konzern einbinden, die nicht bei der Gewerkschaft organisiert sind.