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Pink Floyd Drummer Nick Mason
Ein Fall von Torschlusspanik?

Nach David Gilmour und Roger Waters will es auch Pink-Floyd-Drummer Nick Mason noch einmal wissen - mit gleich drei Projekten auf einmal: Einem Boxset seiner drei Solo-Alben aus den frühen 80er Jahren, der Ausstellung "Their Mortal Remains" in Dortmund und einer Tour durch Deutschland.

Von Marcel Anders | 15.09.2018
    The Pink Floyd Exhibition in Rome Nick Mason
    Gibt nochmal Gas: Nick Mason, hier bei der Pink Floyd Ausstellung in Rom (imago stock&people)
    "A Saucerful Of Secrets ist mein Lieblingsalbum von Pink Floyd. Dort finden sich etliche Ideen, die wir über die Jahre ausgearbeitet haben – und die Songs lassen sich immer wieder anders interpretieren. Etwa "Set The Controls", das ich wahnsinnig gerne spiele. Oder "Jugband Blues" – ein sehr bewegendes, trauriges Stück und ein wunderbarer Abschied von Syd Barrett. Es ist ein starkes Album."
    Das ist vor ziemlich genau 50 Jahren erschienen, steht für das Ende der Ära Barrett, das experimentelle Frühwerk und das letzte psychedelische Album von Pink Floyd. Grund genug für Mason, nicht nur eine neue Band unter diesem Namen zu gründen, sondern erneut mit diesen Songs zu touren. Dabei wird er von Bassist Guy Pratt und Spandau Ballet´s Gary Kemp begleitet – und folgt vor allem einer Prämisse: Spaß zu haben. Und zwar so viel wie eben möglich.
    Neuinterpretation der Klassiker
    Mason: "Ich will mich nicht mit Roger und David messen. Nach dem Motto - mal sehen, wer die beste Version von ´Comfortably Numb´ hinkriegt. Es soll auch nicht wie The Australian Pink Floyd klingen, sondern ich will Dinge neu interpretieren. Und das scheint zu gelingen: Die Leute mögen, was wir tun – und sie mögen die Musik."
    Musik mache er nicht mehr fürs Geld, so Mason. Seine Rente sei gesichert, er habe alles erreicht und sich jeden erdenklichen Traum erfüllt. Er habe Rennautos, Flugzeuge und Landsitze, aber er vermisse halt die Bühne. Das holt er bei fünf Deutschlandkonzerten nach.
    Hyperaktiver Rock-Oldie
    Und auch sonst ist der kleine Mann mit dem Strohhut und dem zerknitterten grauen Anzug viel aktiver, als er sich das mit 74 Jahren vorgestellt hätte. So fungiert er als Kurator der Ausstellung "Their Final Remains" im Dortmund "U", die die Karriere von Pink Floyd anhand seltener Exponate erklärt: "Es ist eine gute Halle und zentral gelegen. Insofern erschien sie uns als der richtige Ort. Wobei ich zugeben muss, dass mir lange nicht klar war, was wir da überhaupt ausstellen könnten – und wie. Der Mann, der mich überzeugt hat, war ein Deutscher – Martin Ross, der Direktor des Victoria & Albert Museums in London. Er meinte: ´Wir würden wahnsinnig gerne etwas mit Pink Floyd machen´ – und er hatte etwas Ähnliches mit David Bowie organisiert. Er wusste also, was er tut – während ich den Gedanken, zu etwas Musealem zu werden, eher seltsam fand. Hinzu kam, dass Bowie alles gründlich archiviert hatte, während wir sehr chaotisch waren. Doch mithilfe des Museums-Teams haben wir das hingekriegt."
    Die "Dark Side of the Moon"-Pyramide in der Ausstellung "Pink Floyd - The Mortal Remains" im Victoria & Albert Museum in London (2017)
    Die "Dark Side of the Moon"-Pyramide in der Ausstellung "Pink Floyd - The Mortal Remains" im Victoria & Albert Museum in London (Courtesy of Pink Floyd Exhibition - Their Mortal Remains)
    Im Zuge der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, legt Mason noch "Unattended Luggage" vor – eine Box mit drei Solo-Alben der frühen 80er, die lange vergriffen waren. Die experimentellen Jazz-Rock bieten und nie großen kommerziellen Erfolg hatten. Aus gutem Grund: Gegen Pink Floyd hatten sie nicht den Hauch einer Chance.
    Mason:"Das Problem beim Album ´Fictitious Sports´ war, dass es zur selben Zeit erschienen ist, wie ´The Wall´ - und bei der Plattenfirma keine Priorität besaß. Ich weiß auch nicht, warum. (lacht) Hinzu kommt: Wenn man sich das heute anhört, war die Technik, die wir verwendet haben, zwar damals ganz weit vorne - doch inzwischen denkt man eher: "Na ja…" Ich habe wirklich geglaubt, das Bedienen eines Drumcompters gehöre zum Repertoire eines Schlagzeugers."
    Eindruck aus der Ausstellung "Pink Floyd - The Mortal Remains" im Victoria & Albert Museum in London aus dem Jahr 2017
    Eindruck aus der Ausstellung "Pink Floyd - The Mortal Remains" im Victoria & Albert Museum in London aus dem Jahr 2017 (Courtesy of Pink Floyd Exhibition - Their Mortal Remains)
    The Pink Floyd Exhibition: Their Mortal Remains im Dortmunder U - Leonie-Reygers-Terrasse - 44137 Dortmund vom 15. September 2018 bis 10. Februar 2019