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Pioniere der Raketentechnik
Die erste Flüssigkeitsrakete Europas

Acht Jahre nach der Veröffentlichung des Buches "Die Rakete zu den Planetenräumen" von Hermann Oberth startete der aus Oberschlesien stammende Johannes Winkler heute vor 85 Jahren die erste Flüssigkeitsrakete in Europa. Dass ihm so etwas nur als Zweitem gelungen war, wusste Winkler damals noch nicht.

Von Hermann-Michael Hahn | 14.03.2016
    Nachbau der Winkler-Rakete, der ersten europäischen Flüssigkeitsrakete
    Nachbau der Winkler-Rakete, der ersten europäischen Flüssigkeitsrakete (MBB)
    Fast auf den Tag genau sechs Jahre vor ihm hatte bereits der Amerikaner Robert Goddard so eine Rakete gestartet.
    Aber Winklers Arbeit konnte sich sehen lassen: Der gemeinsam mit dem Hutfabrikanten und Raumfahrtenthusiasten Hugo Hückel finanzierte Eigenbau erreichte eine Höhe von 60 Metern und landete rund 200 Meter vom Startpunkt entfernt.
    Goddards erste Flüssigkeitsrakete hatte es nur auf 14 Meter Höhe und 50 Meter Flugweite gebracht.
    Schon 1927 hatte Johannes Winkler zusammen mit Hermann Oberth, Max Valier, Walter Hohmann und Rudolf Nebel in Breslau den Verein für Raumschiffahrt gegründet. In diesem Verein wurde Winkler zum ersten Vorsitzenden gewählt.
    Ein Jahr später begann er an der Technischen Hochschule in Breslau mit Untersuchungen zum Schubverlauf von Feststoffraketen. Dabei wurde ihm schnell klar, dass ein Erreichen des Weltraums nur mit flüssigen Treibstoffen zu bewerkstelligen war.

    Entsprechend setzte er seine Messungen mit einem Flüssigkeitstriebwerk fort, das von ihm als "Strahlmotor" bezeichnet und so zum Vorläufer des Strahltriebwerks wurde.
    Start einer Ariane 5, Europas großer Rakete mit Flüssigtreibstoffen
    Start einer Ariane 5, Europas großer Rakete mit Flüssigtreibstoffen (ESA/Arianespace)
    Johannes Winkler war auch an der weiteren Raketenentwicklung in Deutschland beteiligt und starb 1947 in Braunschweig.