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PISA-Bildungstests im Überblick

Die Pisa-Tests vor zehn Jahren gaben den Anstoß zu einer Bildungsforschung neuen Ausmaßes. Die Kultusministerkonferenz beobachtet seitdem das Bildungssystem genau. Nicht nur neue Testverfahren, sondern zahlreiche Studien reihen sich seitdem wie Meilensteine entlang des Schul- und Bildungswegs.

Von Esther Körfgen | 04.12.2010
    Welche Blamage: Bei der ersten PISA-Studie 2000 waren Deutschlands Fünfzehnjährige beim Lesen nur auf einem hinteren Platz gelandet. Allgemeines Aufatmen gab es deshalb, als es die Grundschüler beim nächsten großen internationalen Test besser machten. Bei:

    "IGLU. Der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung."

    2001 und 2006 wurde getestet. Bei Viertklässlern.

    Die Ergebnisse. Die Deutschen belegten in beiden Testjahren einen ordentlichen elften Platz. Platz eins erreichte Russland, vor Hongkong und Kanada. In Deutschland, so wurde klar, beeinflusst die soziale Herkunft die schulischen Leistungen mehr als in anderen Ländern. Beste im Lesen waren Thüringen und Bayern, die Schlechtesten Berlin, Hamburg und Bremen.
    Der nächste internationale Test fragte die mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten von Grundschulkindern ab – und prüfte, wie wirksam die Lehrpläne und Unterrichtsmethoden sind.

    "TIMSS. Trends in Mathematics and Science Study"

    Auch der soziale und schulische Einfluss auf die Leistungen wurde gemessen.

    Die Ergebnisse: Unsere Viertklässler liegen im internationalen Vergleich im oberen Drittel und sind zudem hoch motiviert. Zur Spitze besteht allerdings ein erheblicher Abstand. Die Viertklässler in Hongkong, Singapur und Taiwan sind in der Mathematik bis zu zwei Jahre weiter. Und wieder zeigt sich - wie in allen weiteren Tests dieser Art: In Deutschland beeinflusst die soziale Herkunft die Leistungen erheblich.

    Das ergab auch die erste große nationale Untersuchung:

    "DESI: Deutsch-Englisch-Schülerleistungen-International"

    Sie untersuchte 2003/4 bundesweit die sprachlichen Fähigkeiten von Neuntklässlern – im Deutschen wie im Englischen.

    Die Ergebnisse: In Englisch sind bis zu 15 Prozent der Schüler so fit, dass sie über die gymnasialen Anforderungen herausragen. In der Hauptschule erreicht aber nur ein Drittel der Schüler das Regelziel der Bildungsstandards.

    Bei all diesen Tests war eines klar geworden: Es gab keinerlei nationale Standards, an denen die Leistungen gemessen werden konnten. Also wurden sie entwickelt. 2003 und 2004 wurden sie von der Kultusministerkonferenz verabschiedet. Dann wurde getestet, ob die Schüler überhaupt diese Bildungsstandards erreichten. Die Tests heißen:

    "Zentrale Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards im Ländervergleich"

    Die wurde erstmals im vergangenen Jahr abgelegt, und zwar in der 9. Klasse, in Deutsch, Englisch und Französisch.

    Die Ergebnisse zeigen, grob gesagt: in Deutsch sind die Süddeutschen besser als die Norddeutschen, in Englisch sind die westdeutschen Schüler besser als die ostdeutschen. Für die Jahrgänge der Stufen 3 und 8 wurden weitere Tests ausgearbeitet: Die

    "Vergleichsarbeiten zur landesweiten Überprüfung der Leistungsfähigkeit aller Schulen"

    "Vera" nennen sich diese Lernstandserhebungen. Jedes Frühjahr werden sie in den meisten 3. und 8. Klassen parallel geschrieben. Um herauszufinden, ob die Ergebnisse, das heißt vor allem: ob der Unterricht den beschlossenen Bildungsstandards genügt.

    Vor drei Jahren stockte das Bundesministerium für Bildung und Forschung seine Förderung der empirischen Bildungsforschung noch einmal erheblich auf. Mittel fließen unter anderem in dieses ehrgeizige Projekt:

    "NEPS - Das Nationale Bildungspanel"

    Die größte deutsche Bildungsstudie soll in einer Längsschnittstudie den Kompetenzerwerb von rund 60.000 Kindern bis zum Erwachsenenalter erforschen – eine Marathonstudie, in der immer wieder ein und dieselben Personen befragt werden. Neps soll unter anderem herausfinden, wie Freunde, Lehrer, Eltern die Lernentwicklung beeinflussen und warum Migranten im deutschen Bildungssystem nach wie vor benachteiligt sind. Dazu stehen bis 2014 insgesamt 70 Millionen Euro zur Verfügung.
    Unter die empirische Bildungsforschung fallen etliche weitere Studien, etwa zu

    " Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten"

    Oder zu:
    " Sprachdiagnostik und Sprachförderung"

    Die Liste ließe sich noch viel weiter fortführen. Mit verschiedenen Vergleichstudien, nationalen und internationalen, mit Studien in der allgemeinen Bildungsforschung. Die liefert etwa einen regelmäßigen Bildungsbericht und beschäftigt sich unter anderem mit der Kompetenzerfassung von Schülern oder damit, wie sich die schulischen Leistungen verbessern lassen.


    Zu den Bildungsstandards und den Vergleichsarbeiten dazu:
    http://www.iqb.hu-berlin.de/

    DESI (pdf)

    KMK

    Nationales Bildungspanel

    GEW

    Bildungsministerium zur empirischen Bildungsforschung

    DIPF