Freitag, 19. April 2024

Archiv


PISA-Informationen

Wenig Erfreuliches zum Weltbildungstag: 100 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule +++ Beeinträchtigt späte Einschulung die Schulkarriere? +++ Weltalphabetisierungstag: 785 Millionen Erwachsene können nicht lesen und schreiben +++ Produktwerbung an Schulen ein Flop +++ Louisiana: Unterrichtsausfall wegen "Katrina"

09.09.2005
    Erst einmal ein Blick über die nationalen Grenzen hinaus - Gestern war Weltbildungstag und in diesem Zusammenhang gab es wenig Erfreuliches zu hören: Weltweit gehen 100 Millionen Kinder nicht zur Schule, das teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef am Mittwoch in Köln mit. Die meisten dieser Kinder leben in Afrika oder Südasien. In vielen afrikanischen Grundschulen unterrichte oft ein Lehrer 60 Schüler, so der Unicef-Bericht. Und: In den ärmsten Ländern der Welt breche jedes vierte Kind die Schule noch vor Ende der Grundschulzeit ab. So extrem ist das hierzulande natürlich nicht, aber die Zahlen sind nicht weniger alarmierend: Laut Unicef-Bericht blieben in Deutschland im vergangenen Schuljahr 82.000 Schüler ohne Hauptschulabschluss. Das sind über acht Prozent der Jugendlichen aus Allgemeinbildenden Schulen. Hauptursache: Mangelnde Unterstützung in bildungsfernen, meist sozial schwachen Familien.

    Am wichtigsten für den Schulerfolg sei der Bildungshintergrund der Eltern. Das fand auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaft in einer Untersuchung heraus, die es am Donnerstag in Essen vorstellte. Wissen wollte es aber eigentlich etwas anderes: Ob späte Einschulung die Schulkarriere beeinträchtige. Nein! war das Resultat nach der Befragung von 2.800 Personen. Weiteres Ergebnis der Forscher: Stichtagsregelungen für das Einschulungsalter sollten individuellen Schuleingangstests weichen.

    Zum Thema "schlechte Ausbildung" hatte die Unesco-Kommission am Montag in Bonn neue Zahlen: Weltweit können 785 Millionen Erwachsene nicht lesen und schreiben; In Deutschland sind das geschätzte vier Millionen. Am gestrigen Weltalphabetisierungstag warnte der Bundesverband Alphabetisierung vor den Folgen. Menschen mit extremer Lese- und Schreibschwäche könnten nur unzureichend am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – Fatal auch für die politische Willensbildung. Unter der Überschrift "Analphabeten haben keine Wahl" machte die Berliner "tageszeitung" am Mittwoch auf Problem aufmerksam, dass sich Millionen von Menschen vor der Bundestagswahl nicht kritisch mit den Parteiprogrammen auseinandersetzen können. Der Bundesverband Alphabetisierung forderte politische Bildung in Lese- und Schreibkursen und einfachere Zeitungssprache nach Vorbildern in den USA… Werbung an Schulen – war ein weiteres Thema dieser Bildungswoche.

    Eine Studie des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde, brachte Erstaunliches zutage. Obwohl Produktwerbung an Schulen in drei Bundesländern - unter anderem in Berlin - erlaubt ist, haben Unternehmen wenig Interesse. In vier Berliner Bezirken blieben Plakatwände leer, die Einnahmen für Fahrschul-, Banken- oder Jeanswerbung sanken bei 14 beteiligten Schulen von fast 2000 Euro vor drei Jahren auf jetzt 200 Euro. Als "Flop" bezeichnete denn auch der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft die Produktwerbung an Schulen. Grund: Die Genehmigungsverfahren seien zu aufwendig Und: Viele Firmen fühlten sich häufig als "Bildungsschädlinge" öffentlich gebrandmarkt.

    Ganz andere Probleme haben zur Zeit viele amerikanische Schüler. Im Bundesstaat Louisiana fehlen nach den Katastrophe durch den Hurrikan "Katrina" Unterrichtsräume für fast 200.000 Kinder und Jugendliche. Schulen im ganzen Land seien gebeten worden, Obdachlose aufzunehmen und Lehrer dort anzustellen, wohin die Flut sie verschlagen habe, gab die Schulbehörde von Louisiana am Dienstag bekannt. Wann die rund 135.000 Schüler aus öffentlichen und 72.000 Schüler aus Privatschulen wieder regelmäßig unterrichtet werden können, sei jedoch völlig unklar.