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PISA-Informationen

Viele Stimmen äußern sich über die Pisa-E-Studie +++ Weiterbildendes Studium "Frühkindliche Bildung" in Bremen. +++ Filmstart: "Spitze - Schulen am Wendekreis der Pädagogik" des Bildungsjournalisten Reinhard Kahl

04.11.2005
    Die Pisa-E-Studie ist 416 Seiten dick, und dazu gibt es vor allem eines zu sagen: Lesen! Leider haben die wenigsten Bildungspolitiker einen Schnellese-Schein, weshalb die meisten der seit gestern kursierenden Urteile arg parteipolitisch klingen. Sowohl die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth als auch die Sprecherin der Linkspartei heben mit dramatischen Worten auf den unseligen Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer respektive ethnischer Herkunft ab.

    Das tut auch die scheidende Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, und fügt hinzu, dass deshalb die gemeinsame Verantwortung aller Länder für die Bildung so wichtig sei. Dies sagt sie ihrer designierten Nachfolgerin von der CDU, Annette Schavan, die gerade für die Stärkung der Länder-Bildungshoheit eingetreten ist.

    Für beides ist auch die KMK-Präsidentin, Brandenburgs CDU-Wissenschaftsministerin Johanna Wanka. Frau Wanka, die im übrigen das Abitur als Hauptkriterium für den sozialen Erfolg im Schulwesen ablehnt, sitzt schon jetzt in einer großen Koalition und tröstet ihren Potsdamer Schulminister-Kollegen Holger Rupprecht: In Deutschland sei die soziale Kompetenz größer als in anderen Ländern, nur werde die leider nicht gemessen.

    Eben.

    Rupprecht hat auch keinen Trost nötig, er zweifelt wegen der schwachen Ergebnisse seines Landes einfach die Auswahl der getesteten Schulen an. Das ist nun ein Argument von vorgestern- womit sich der Parteilose als neu in der Branche outet. Seine Kollegen Schulminister freuen sich im allgemeinen - "Wir sind dabei aufzuholen..." heißt die gängige Formulierung unterhalb der Musterländerschwelle Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg.

    Bloß Barbara Sommer aus NRW will das wirklich nicht behaupten: Ihr Bundesland ist deutlich abgerutscht - glücklicherweise kann sie auf die Fehler der Vorgängerregierung verweisen.

    Klaus Böger aus Berlin ist auch in einer dummen Situation: seine 15-Jährigen liegen ziemlich hinten und haben zum ersten Mal an der Studie teilgenommen, weshalb Böger keine Fortschritte ausmachen kann. Dafür aber die höchste Abiturquote - woraufhin die örtliche CDU "Discount Abitur" höhnt. Böger antwortet, was immer richtig ist: Wir brauchen eine neue Lern- und Anstrengungskultur.

    Und immer richtig ist auch: auf die frühe Bildung kommt es an. Schön, dass auf diesem Feld - auch auf diesem Feld etwas passiert.

    Die Universität Bremen bietet gemeinsam mit dem Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen das Weiterbildende Studium "Frühkindliche Bildung" an. Damit haben erstmals praxiserfahrene Erzieherinnen und Erzieher auch ohne Abitur die Chance, sich auf Universitätsniveau zu qualifizieren.

    Der erste grundständige Bachelor-Studiengang für Erzieherinnen läuft übrigens schon seit anderthalb Jahren an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin. Die Fachhochschulen Potsdam und Brandenburg starten Ende November eine berufsbegleitende Weiterbildung für Leiterinnen von Kindertagesstätten: Recht und Betriebswirtschaft stehen ebenso auf dem Lehrplan wie Marketing und Fundraising - zu Deutsch: Geldbeschaffung - Neue Medien im Alltag von Kindern, Interkulturelle Pädagogik und der Umgang mit Eltern.

    Durch ein Studium werden in Deutschland ausgebildete Erzieherinnen in den meisten Ländern der EU erst konkurrenzfähig - in Skandinavien sind hochschulgebildete Erzieherinnen etwas Selbstverständliches. Überhaupt ist ja, wo das Kürzel PISA auftaucht, der Name Skandinavien nicht weit.

    Näher als Finnland oder Schweden ist für uns im allgemeinen das nächste Kino, in diesem Falle machen wir Werbung und sagen: das nächste Cinemaxx-Kino, denn es ist für einen guten Zweck: In 29 Häusern dieser Kette läuft am kommenden Sonntag ein Film des Bildungsjournalisten Reinhard Kahl an. Titel "Spitze - Schulen am Wendekreis der Pädagogik". Die Dokumentation zeigt das Betriebsgeheimnis der Finnen und Schweden. Erstens: man darf die Kinder nicht beschämen und soll - zweitens - die Lehrer achten.

    Wer es genauer wissen will, sehe sich den Film an - und wem das zu weit entfernt klingt, der kann bei gleicher Gelegenheit noch sehen, dass es auch in Deutschland Schulen gibt, die gelingen. Zum Skandinavienfilms läuft ein weiterer: Über die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden - eine Gesamtschule, die in allen PISA-Test-Kriterien finnische Daten erreicht hat.

    Mehr dazu:

    Reinhard Kahl
    www.bildungscent.de
    www.archiv-der-zukunft.de
    www.cinemaxx.de