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VBE fordert "nationale Bildungsstrategie". +++ Weiter Kritik an geplantem 2007 Elterngeld. +++ Schavan: Jungen und Mädchen in den Kindergärten unterfordert. +++ Verteidigungsminister Jung: Schüler sollen mehr singen.

Von Agnes Steinbauer | 02.12.2005
    Eine "nationale Bildungsstrategie" im Rahmen eines föderalen Bildungssystems hat der VBE, der Verband für Bildung und Erziehung am Wochenende in Würzburg gefordert. Der wiedergewählte VBE-Vorsitzende Ludwig Eckinger kritisierte die Koalitionsvereinbarungen zur Föderalismusreform, die den Ländern fast die alleinige Zuständigkeit in der Bildungspolitik gebe. Bei "aller Notwendigkeit" so Eckinger, Bildung innerhalb der Länder zu organisieren, seien ein "nationaler Rahmen" für Bildungsstandards, bundeseinheitliche Kerncurricula, Standards in der Lehrerausbildung und für Ausbildungs-Abschlüsse dringend notwendig. Der VBE schlug deshalb die Gründung eines unabhängigen - vom Bundespräsidenten eingesetzten - Bildungsrates vor. Eckinger trat auch für eine stärkere Kooperation der Lehrergewerkschaften in Deutschland ein - analog zur Kultusministerkonferenz sollten sich deutsche Pädagogen in einer "Konferenz der Lehrergewerkschaften" zusammenschließen.

    In Berlin muss sich die neue Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) weiter mit Kritik an ihrem ab 2007 geplanten Elterngeld herumschlagen. Im Deutschlandradio Kultur wies sie gestern die Befürchtung des nordrheinwestfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers zurück, das "Elterngeld" sei verfassungswidrig, weil es nur dann gezahlt werden solle, wenn sich Väter verpflichteten, mindestens zwei von zwölf Kinderbetreuungs-Monaten selbst zu übernehmen. Von der Leyen betonte dagegen, dass ein "Elterngeld" inklusive der zwei "Väter-Monate" in Ländern wie Schweden, Norwegen und Großbritannien einen Anstieg der Geburtenrate gebracht habe. Väter und Mütter, die für ihr Kind hierzulande vorübergehend aus dem Arbeitsleben aussteigen, sollen 67 Prozent ihres vorherigen Lohnes, maximal aber 1800 monatlich erhalten.

    Die neue Bundesbildungsministerin Annette Schavan beklagte Anfang der Woche, dass Jungen und Mädchen in den Kindergärten unterfordert seien. "Nur spielen und betreuen" sei zu wenig, betonte die CDU-Politikerin. Sie will sich deshalb für gezieltes vorschulisches Lernen und Sprachförderung einsetzen. Dem Ausbau der Gesamtschulen steht die ehemalige baden-württembergische Kultusministerin kritisch gegenüber. Die Erfahrung zeige, dass in Ländern mit vielen Gesamtschulen, die Hauptschule häufig zur "Restschule" verkümmere und sich das allgemeine Lernniveau verschlechtere.

    In Berlin will der Bildungssenator dem abhelfen - etwa durch mehr naturwissenschaftlichen Unterricht. Klaus Böger (SPD) plant vor allem die Stundenzahl in den siebten und achten Klassen aufzustocken, das berichtete gestern die "Berliner Morgenpost". Zur Zeit haben beispielsweise Berliner Gymnasiasten in der siebten Klasse weder Chemie- noch Physikunterricht.

    In Sachsen - das ergab eine Erhebung der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der TU in Dresden - wollen 72 Prozent der Eltern selbst über die Nutzung von Ganztagsschulangeboten für ihre Kinder bestimmen. Über zwanzig Prozent der Eltern, sowie die Mehrheit der befragten 650 Schüler beklagten, dass durch Ganztagsschulen zu wenig Freiheit für außerschulische Aktivitäten bleibe

    Und sonst? Der neue Verteidigungsminister Franz Josef Jung von der CDU hatte diese Woche bei einem Fernseh-Auftritt in N24 einen Tipp zur Verbesserung des deutschen Bildungswesens. Schüler sollten einfach wieder mehr singen, denn Musik sei ein positives Gemeinschaftserlebnis - und der britische Starkoch Jamie Oliver will dagegen andere Sinne erfreuen - In seiner neuen Sendung "Jamie's School Dinners" rührt, brät und schnippelt er seit Dienstag dieser Woche auf deutschen Bildschirmen. Der Starkoch, der bereits in England Junkfood den Kampf angesagt hat, will auch das Essen für Schüler hierzulande mit viel Obst und Gemüse schmackhafter und gesünder machen. Ob ihm das gelingt testen rund 4500 Berliner Schüler in 50 Ganztagsschulen