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Aggressionsprävention an Grundschulen ++++ Übergewichtige Kinder in Europa ++++ Verunsicherte Abiturienten ++++ Kindergeschrei am Computer

Von Armin Himmelrath | 09.12.2005
    Unter aggressivem Verhalten von Kindern im Schulalltag leiden Eltern, Lehrer und vor allem die Schüler selbst. Eine Münchner Grundschule hat jetzt in Zusammenarbeit mit Pädagogen von zwei Universitäten eine neue Präventionsmethode erarbeitet: Das so genannte "Friedensstifter-Training". Alle Schüler lernten im Rahmen des einjährigen Trainings, sensibel mit Konfliktsituationen umzugehen, die eigene Wut zu kontrollieren und zwischen Streitenden zu vermitteln. Und es zeigte sich: Das Friedensstifter-Training hat eine deutliche positive Wirkung. Die Schüler der Klassen 3 und 4 fühlen sich in ihrer Schule seit dem Start des Programms viel weniger einsam, und vor allem Jungen klagen seltener über Aggressionen ihrer Mitschüler. Allerdings berichteten die Lehrer trotzdem von zunehmender Aggression im Klassenzimmer. Das könnte nach Einschätzung der Wissenschaftler daran liegen, dass die Schüler zwar versuchen, ihre Konflikte durch Verhandeln zu lösen, dass dies aber gerade am Anfang noch häufig misslingt und dass es so erst einmal zu mehr Unruhe und Auseinandersetzungen im Klassenzimmer kommt.

    Schon oft haben wir bei hier bei Forum PISA über Gesundheitsprobleme bei Kindern berichtet. Eine neue Studie bestätigt jetzt, wovor Experten schon lange warnen: Jedes fünfte Kind im schulfähigen Alter leidet an Übergewicht, und zwar europaweit. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung ist das Problem mittlerweile so gravierend, dass die Weltgesundheitsorganisation schon von einer Epidemie spricht. Ein Viertel der übergewichtigen Kinder gilt sogar als fettleibig. Damit ist für sie das Risiko deutlich erhöht, noch vor Erreichen des Erwachsenenalters an Herz-Kreislauf- Erkrankungen, an Diabetes und anderen Leiden zu erkranken. Parallel zu dieser Entwicklung boomt die Werbung für kalorienreichen Lebensmittel, die speziell für Kinder angeboten werden. So werden bei einigen Fernsehsendern teilweise bis zu 20 Werbespots pro Stunde für besonders fett- und zuckerhaltige Lebensmittel gesendet – und geworben wird dafür zu Zeiten, in denen Kinder besonders viel fernsehen: am Wochenende nämlich. Die Deutsche Herzstiftungfordert deshalb, ähnlich wie in Norwegen oder Schweden jegliche Fernsehwerbung zu verbieten, die sich an Kinder unter 12 Jahren richtet.

    Zu einem ganz anderen Thema. Die anhaltende politische Diskussion über Studiengebühren verunsichert ganz offensichtlich Oberstufenschüler und Abiturienten. Denn obwohl derzeit die geburtenstarken Jahrgänge die Gymnasien verlassen und Statistiker deshalb mit steigenden Anmeldezahlen an den Hochschulen gerechnet hatten, ist die Zahl der Studienanfänger im laufenden Semester zum zweiten mal hintereinander wieder gesunken. So haben sich in diesem Jahr nur 350 000 Schulabgängerinnen und Schulabgänger für die Aufnahme eines Studiums entschieden. Die Experten vom Statistischen Bundesamt vermuten, dass dies Ausdruck der großen Verunsicherung über Studiengebühren ist. Weil noch niemand genau weiß, ob und wie viel er in ein oder zwei Jahren für seine Hochschulausbildung bezahlen muss, suchen sich die Abiturienten lieber andere Bildungswege aus.
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    Zum Schluss noch eine Meldung von der heimischen Familienfront. Wahrscheinlich kennen Sie das auch: Wenn Kinder erst einmal vor einem Computerbildschirm Platz genommen haben, dann sind sie von dort kaum noch wegzubekommen. Nur unter Tränen und Geschrei lassen sie die Maus und die Tastatur wieder los, und viele Eltern sind von der konftliktgeladenen Situation selber so genervt, dass sie es nur zu einem schwammigen Nein schaffen, nach dem Motto: Na gut, aber nur noch 5 Minuten, dann ist aber Schluss! Aus fünf Minuten werden schnell zehn, und beim nächsten mal ist das Theater noch größer. Pädagogen empfehlen deshalb, für Kinder ein Computer-Zeit-Konto einzurichten: Pro Tag oder pro Woche darf eben nur eine bestimmte Zeit mit Computerspielen verbracht werden, und daran müssen sich Eltern und Kinder gleichermaßen halten. Eine kleine bayerische Firma hat jetzt eine Software kiwidot entwickelt, die ganz unbestechlich das Zeitkonto der Kinder am Computer verwaltet: Ist das von den Eltern eingegebene Limit erreicht, schaltet sich der Rechner ab. Dafür erhält jedes Kind einen eigenen USB-Stick, auf dem sein Zeitguthaben gespeichert ist. Für Eltern, die dafür keine 50 Euro ausgeben wollen, gibt's natürlich auch die gute, alte Eieruhr. Wenn die klingelt, ist dann halt Schluss. Denn letztlich geht es auch bei der Hightech-Software-Lösung nur um eins: Kinder brauchen Grenzen.