Donnerstag, 28. März 2024

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Plagiatsaffäre
Von der Leyen behält ihren Doktortitel

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) darf ihren Doktortitel behalten. In ihrer Dissertation sei keine Täuschungsabsicht erkennbar, so die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). Von der Leyen hatte eine Überprüfung ihrer Doktorarbeit selbst bei der Hochschule in Auftrag gegeben, nachdem im Internet auf angebliche Plagiate in der Arbeit aufmerksam gemacht worden war.

09.03.2016
    Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 09.07.2015 auf einer Veranstaltung im Niedersächsischen Landtag in Hannover (Foto: Susann Prautsch/dpa
    Bundesverteidigungsministerin von der Leyen (picture allliance / dpa / Susann Prautsch)
    Zwar seien in der Doktorarbeit Plagiate enthalten, sagte der Präsident der MHH, Christoph Baum - allerdings spreche das Muster der Plagiate nicht für eine Täuschungsabsicht. "Es geht um Fehler, nicht um Fehlverhalten, das ist ein Unterschied." Die Fehler in der Arbeit stellten den wissenschaftlichen Wert der Arbeit nicht grundsätzlich infrage. Ein von Täuschung geleitetes Fehlverhalten sei nicht erkennbar.
    Auch den Vorwurf, von der Leyen habe sich nicht an ethische Regeln gehalten, entkräftete Baum: Die Durchführung der Studie sei im Einklang mit geltenden ethischen Regeln erfolgt. Die Doktorarbeit habe so weiter Bestand: "Die Ergebnisse waren wissenschaftlich neu, valide und von praktischer Relevanz", sagte Baum.
    Die MHH hatte die Doktorarbeit von der Leyens, die 62 Seiten umfasst, ein halbes Jahr lang geprüft und wird Ursula von der Leyen in einem Schreiben über die Ergebnisse informieren.
    Dokumentation auf VroniPlag
    Von der Leyen hatte die Dissertation mit dem Titel "C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung" 1990 abgelegt. Auf der Internetseite "VroniPlag" waren die Plagiate in der Arbeit aufgedeckt und dokumentiert worden. Dort ist von Plagiatsfundstellen auf 27 von 62 Seiten der Dissertation die Rede. Von der Leyen streitet die Vorwürfe ab. Sie selbst bat ihre frühere Hochschule um eine Überprüfung der Arbeit.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich unmittelbar vor der Entscheidung hinter ihre Verteidigungsministerin gestellt. Auf die Frage, ob von der Leyen auch ohne den akademischen Grad noch das Vertrauen der Kanzlerin habe, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert: "Selbstverständlich. Die Ministerin ist eine hervorragende Verteidigungsministerin, was man gerade in diesen Tagen wieder beim Zustandekommen der Nato-Aktivitäten in der Ägäis gesehen hat."
    Guttenberg und Schavan traten zurück
    In der Vergangenheit sahen sich mehrere Politiker mit Plagiatsaffären konfrontiert. So trat zum Beispiel der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) 2011 kurz nach Entzug seines Doktortitels zurück, auch die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan verlor wegen der Textstellen ohne Quellenangabe ihren Titel und ihr Amt. In anderen Fällen wurden die Vorwürfe in Prüfungen durch die jeweiligen Hochschulen entkräftet - so beim heutigen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und bei Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
    (cvo/stfr)