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Planck vermisst die Welt

Seit Mai 2009 betreibt Europa das Teleskop Planck im All, das dem Echo des Urknalls auf der Spur ist. Zu den ersten Ergebnissen der Mission zählen neue Details über die kosmische Hintergrundstrahlung, über entfernte Galaxienhaufen und einen galaktischen Mikrowellen-Smog.

Von Guido Meyer | 12.01.2011
    Wenn es im Radio so klingt, dann wird wohl ein Sender nicht so genau eingestellt sein. Für Kosmologen ist dieser Krach dagegen Musik in den Ohren, hören sie hier doch das Echo des Urknalls. Die kosmische Hintergrundstrahlung ist es, die überall im Weltraum da ist, seit dem Urknall, das All gleichermaßen ausfüllt und sich mit Radioempfängern so hörbar machen lässt. Teleskope im Weltraum haben keine Mikrofone, können aber ins All hinaus blicken und ein Bild dieser Strahlung liefern - kein optisches, aber eine Aufnahme im Bereich der Radiowellen und des Infrarot. Jean-Loup Puget von der Universität Paris-Süd:

    "Könnten unsere Augen die Mikrowellen der kosmischen Hintergrundstrahlung wahrnehmen, sähen wir auf diesen Bildern einen gleichmäßig hellen Himmel."

    So der französische Astronom. Die Bilder, die Puget hier beschreibt, sind die neuesten Aufnahmen des europäischen Weltraumteleskops Planck. Es kreist in rund anderthalb Millionen Kilometer Entfernung von der Erde um die Sonne und ist dort draußen, ungestört von irdischen Funkwellen, dem Nachhall des Urknalls auf der Spur.

    "Planck ist darauf spezialisiert, das früheste Licht im Kosmos aufzuspüren, das überhaupt ausgesandt wurde. Dieses einstige Licht der Explosion des Urknalls durchzieht heute als Hintergrundstrahlung im Mikrowellenbereich den gesamten Weltraum. Auf seinem Weg zu uns ist es durch so gut wie nichts aufgehalten worden, denn es gab noch fast nichts. Wir erhalten so eine Karte des frühen Universums, das noch sehr gleichförmig war in seinen Strukturen."

    Jan Tauber, bei Europas Weltraumagentur ESA Projektwissenschaftler für Planck. Diesem Ziel, eine frühestmögliche Karte des Kosmos` anzulegen, nähert sich Planck derzeit noch. Doch bereits nach einem Jahr hat das Auge ins All andere Dinge entdeckt: Gaswolken nämlich - heißes und kaltes Gas, das sich nur im Infrarot abbilden lässt und im optischen Licht unsichtbar ist. Solche Ansammlungen von Gas gelten als Geburtsstätten von Sternen. George Helou vom California Institute of Technology:

    "Das zwischen den Sternen verteilte, kalte Gas ballt sich aufgrund seiner eigenen Anziehung zu Klumpen zusammen. Im Zentrum dieser Gaswolke wird es immer heißer, bis im Innern ein Stern zündet. Daher unsere Redensart: Es ist stets am kältesten, bevor ein Stern geboren wird."

    Planck hat gezeigt, dass sich in weniger als zwei Milliarden Jahren nach dem Urknall kalte Gasklumpen genau entlang eines kosmischen Netzes anordneten, in das sie wahrscheinlich durch Dunkle Materie gedrängt wurden. - Und neben der kosmischen Hintergrundstrahlung und kalten Gaswolken hat Planck in seinem ersten Jahr eine weitere Entdeckung gemacht, die die Astronomen provisorisch erst einmal "anormale Mikrowellen-Emission" genannt haben, wie Clive Dickinson von der Universität von Manchester erläutert.

    "Wir nennen es anormal, weil wir noch nicht genau wissen, was es ist. Wir vermuten jedoch, dass es mit interstellarem Staub zu tun hat, mit Staubteilchen zwischen den Sternen. Sie haben einen Spin, das heißt, sie drehen sich mehrere Milliarden Mal in der Sekunde um sich selbst - so schnell, dass sie aufgrund dieses immens hohen Eigendrehs anfangen, Radiostrahlung abzugeben. Diese Entdeckung war für uns eine Überraschung."

    Mit weiteren Überraschungen dürfte zu rechnen sein - für Januar 2013 hat die ESA die Veröffentlichung der nächsten Daten von Planck angekündigt.