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Plastikmüll
Immer weniger Mehrwegflaschen im Handel

Eigentlich gibt es eine festgeschriebene Mehrwegquote bei Getränken von 80 Prozent. Doch schon jetzt liegt sie nur bei rund der Hälfte. Die Politik findet derzeit keine Konzepte, dies zu verändern. Das ist ganz im Sinne des Großhandels.

Von Fabian Mader | 29.03.2014
    Die Biofach in Nürnberg, eine Messe für nachhaltige Bioprodukte. Ulrich Jacoby, Leiter einer Saftkelterei aus dem Breisgau, bewirbt hier seine Fruchtsäfte. Das Obst kommt zum Teil von den betriebseigenen Wiesen, die Herstellung ist ökologisch nachhaltig. Bei der Verpackung sieht es anders aus. Mehrwegflaschen stehen an seinem Stand nur noch zur Deko. An die Besucher der Messe verteilt er ausschließlich Getränkekartons.
    "Warum stehen hier wenige Mehrwegflaschen? Es ist leider so, ich wage es so zu behaupten, dass der Lebensmitteleinzelhandel von sich aus keine Neulistungen mehr macht mit Mehrwegflaschen auf Zentrallager."
    Ulrich Jacoby beliefert beispielsweise Edeka. Will er dort eine neue Saftmischung anliefern, muss er sie in einer Einwegverpackung anbieten - oder gar nicht, sagt er.
    Nur noch rund die Hälfte aller Getränke wird in Deutschland in Mehrwegflaschen verkauft. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch bei über 70 Prozent. Besonders die Discounter setzen auf die Ex- und Hopp-Verpackungen: Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen sind nicht nur billiger, sie sind auch sehr viel einfacher zu entsorgen. Mit ihnen können die Discounter die billigsten Preise anbieten. So machen sie Druck auf Supermarktketten wie Rewe oder Edeka. Auch dort wird es für Lieferanten immer schwieriger, Mehrwegflaschen ins Regal zu bringen.
    Für Ulrich Jacoby beispielsweise bedeutet das seit einigen Jahren zusätzlichen Aufwand und schwer kalkulierbare Kosten.
    "Das heißt, sie sind automatisch verpflichtet, bei jeder Anlieferung per sé schon mal 25 Prozent mehr Leergut zurückzunehmen."
    Der Hintergrund ist: Die Kunden können ihr Meerweg-Leergut an allen Sammelstellen abgeben, egal, wo sie die Getränke gekauft haben. Deshalb haben die Supermärkte meist einen Überschuss - und reichen das Problem an ihre Lieferanten weiter. Jacoby ist also vertraglich verpflichtet, bis zu 25 Prozent mehr Leergut anzunehmen, als er Edeka anliefert. Leergut, für das er keinerlei Verwendung hat.
    "Dann hat die Kelterei ein massives Problem, weil sie mit Leergut regelrecht zugeschüttet wird."
    Edeka bestätigt dem Deutschlandfunk gegenüber diese Praxis, in einer Stellungnahme heißt es:
    "Es ist möglich, dass Lieferant Ulrich Jakoby mehr Leergut zurücknehmen muss. Allerdings können wir Ihnen keine Prozentzahl bestätigen."
    Handel wälzt Leergutproblem auf die Hersteller ab
    Dieses Leergut muss Jacoby bei Annahme natürlich bezahlen. Wie er es wieder los wird, ist sein Problem. Da es auf dem Markt nur eine begrenzte Menge an Mehrwegflaschen für Saft gibt, kommt es durchaus vor, dass manche Lieferanten Engpässe haben. Das betrifft vor allem Keltereien, die eher kleinere Märkte beliefern. Ihnen kann Jacoby sein Leergut anbieten. Er ist dann aber in einer schlechten Verhandlungsposition. In jedem Fall muss er mit Verlusten und Mehraufwand rechnen.
    "Der vermeintliche Mitbewerber sagen: Ok, ich nehme es, aber zumindest zahlst du mir den Transport auf meinen Hof. Da ist dann manchmal auch eine Weinflasche, oder eine Fantaflasche drin, diese Fehlquote ersetzt einem auch niemand, die müssen sie also auch mittragen."
    Was Jacoby Edeka an zusätzlichem Leergut abnehmen muss, geht schnell in den sechsstelligen Bereich, berichtet der Produzent. Für einen Mittelständler mit 61 Mitarbeitern enorme Summen.
    Das Problem ist: Der Kelterer muss an die großen Ketten wie Edeka liefern. 90 Prozent der Saftgetränke kaufen die Verbraucher heute beim Discounter oder im Supermarkt. Die Handelsketten sind sich ihrer Macht am Markt bewusst - und spielen sie geschickt aus.
    "Am Lebensmittelhandel kommt man als überregionale Kelterei nicht vorbei. Man ist halt dann gezwungen, die eine oder andere Kröte zu schlucken, sofern man es kann."
    Der Preiskampf, angetrieben von den Discountern, ist mit Mehrwegflaschen kaum noch zu bestehen. Also stellen immer mehr Keltereien um. Auch für Jacoby lohnt sich Mehrweg auf überregionaler Basis kaum noch: Er füllt seinen Biosaft zunehmend in Getränkekartons ab.
    Ein Korb mit Pfanddosen und -flaschen
    Immer häufiger: Einwegflaschen im Einkaufskorb. (AP)
    "Uns bleibt keine andere Wahl. Und wir haben vielleicht, so hoffe ich, noch rechtzeitig auf diese Einwegpackung gesetzt, sodass wir weiterhin in der Größenordnung, wie wir heute existieren, weiterarbeiten können."
    Aus Sicht des Umweltbundesamtes hat Ulrich Jacoby in seiner Notlage richtig entschieden. Denn unter den Einwegverpackungen gilt der Getränkekarton noch als die umweltverträglichste Lösung, sagt Sprecher Stephan Haufe.
    Doch wie grün ist der Getränkekarton wirklich? Der Fachverband Kartonverpackungen bemüht sich um eine positive Ökobilanz. Seit Jahren wird die Recyclingquote mit plusminus 70 Prozent angegeben. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe glaubt nicht daran.
    "Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe werden lediglich 36 Prozent der in Verkehr gebrachten Getränkekartons recycelt."
    Getränkekarton in der Kritik
    Dahinter steckt ein Rechentrick der Industrie, sagt Thomas Fischer. Sie zählt nur die Getränkekartons, die im gelben Sack landen. Damit verschleiert die Industrie aber, dass Verbraucher die Tetra Paks zum Teil auch in den Restmüll werfen. Rechnet man diese mit ein, schrumpft der Anteil der Kartons, die wirklich recycelt werden, auf die besagten 36 Prozent.
    Zudem sei in den Getränkekartons immer weniger ökologisch vorteilhafter Zellstoff enthalten, dafür aber mehr Kunststoff und Aluminium. Eine Mogelpackung also, mehr Plastikflasche als Karton.
    "Und nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe gibt es in Deutschland keine verarbeitende Anlage von Getränkekartons, die tatsächlich ein stoffliches Recycling von Aluminium vornimmt."
    Insofern scheint es auf den ersten Blick eine positive Nachricht, dass der Karton, gerade im Saftregal, auf dem Rückzug ist. In diese Lücke stößt allerdings - gerade beim Mineralwasser - keineswegs die Mehrwegflasche. Der uneingeschränkte Star unter den Getränkeverpackungen ist seit einigen Jahren die Einwegplastikflasche aus PET. Bei Mineralwasser liegt deren Quote mittlerweile bei fast 70 Prozent, wie die GFK-Marktforschung ermittelt hat. Der Siegeszug der Plastikflasche hat für die Umwelt einen hohen Preis, sagt Stephan Haufe vom Umweltbundesamt.
    "Einwegkunststoffflaschen werden lange transportiert: Das ist zum Beispiel ein Punkt, wodurch ihre Ökobilanz sehr schlecht wird."
    Ein weiterer Kritikpunkt: Plastikflaschen sind Energiefresser. Für 1 Kilo PET werden rund 1,9 Liter Erdöl verbraucht - ein nicht nachwachsender Rohstoff, der in rauen Mengen für Plastikflaschen eingesetzt wird. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe nennt noch einen weiteren Nachteil, den offensichtlichsten Nachteil von Einwegfaschen für die Umwelt:
    "Für jede neue Abfüllung eines Liters Getränk muss jedes Mal eine neue Getränkeflasche hergestellt werden. Das führt auch zu Unmengen an Abfällen, die im Vergleich zur Wiederbefüllung mit Mehrwegflaschen eingespart werden könnten."
    Nun, könnte man einwenden, so schlimm ist das mit dem Abfall auch wieder nicht: Schließlich sorgt die Pfandpflicht dafür, dass die Plastikflaschen zurückgebracht und fast vollständig recycelt werden. Diese Sicht trügt aber: Tatsächlich bestehen neue Einweg-Plastikflaschen nur zu einem kleinen Teil aus recyceltem Kunststoff. Mindestens die Hälfte des Materials muss neu hergestellt werden.
    Einwegflaschen sind ein Nachteil für die Umwelt
    Mehrwegflaschen aus Glas lassen sich dagegen reinigen und bis zu 50 Mal wieder befüllen. Bei Mehrwegflaschen aus Plastik ist die Zahl der Umläufe geringer.
    Allerdings ist, was für die Umwelt besser ist, nicht immer günstiger für den Einzelhandel. Wie ernst es der Handel mit seiner Mission Einweg meint, zeigt die Gründung des Lobbyverbunds "Getränkeverpackungen der Zukunft".
    Getränkeverpackungen der Zukunft, dahinter stecken unter anderem die Discounter Lidl und Aldi, aber auch der Weltkonzern Pepsi. Sie eint ein gemeinsames Ziel: Die Getränkeverpackungen der Zukunft, das sollen bitteschön Getränkedosen und Einwegplastikflaschen sein. Auf der Webseite des Lobbyverbunds liest sich das so:
    "Wir sorgen dafür, dass Einwegverpackungen nicht mehr ungerechtfertigterweise diskriminiert werden."
    Um mit dieser - angeblichen Diskriminierung - aufzuräumen, preisen die Einweg-Lobbyisten auf ihrer Webseite die Vorteile von Ex- und Hopp- Verpackungen:
    "Einwegverpackungen. Hygienischer, leichter, ressourcenschonender."
    Der Sprecher des Umweltbundesamtes, Stephan Haufe, nimmt zum ersten Punkt Stellung:
    "Bei der Frage hygienischer, da würde ich wirklich mal genauer hinschauen. Wir wissen heute, dass Kunststoff mit Substanzen hergestellt wird, die hormonell wirksam sind. Und wir können auch wissenschaftlich belegen, dass diese Stoffe aus der Verpackung vor allem auf das Mineralwasser übergehen können. Was ist denn daran hygienisch?"
    Argument 2: leichter. Das ist korrekt. Einwegplastikflaschen und auch Getränkedosen sind leicht. Wenn sie aber durch die gesamte Bundesrepublik und darüber hinaus transportiert werden, hat das für ihre Umweltbilanz geringen Nutzen.
    Bleibt Argument 3: ressourcenschonender. Für Stephan Haufe eine ziemlich dreiste Behauptung:
    "Also das stimmt dann an der Stelle einfach nicht. Das muss man klar dazu sagen."
    Haufe kommt zu dem Schluss, dass der Slogan irgendwie anders gemeint sein muss.
    "Der Slogan basiert ja auf Komparativen, ressourcenschonender, hygienischer, leichter - da frage ich mich, ressourcenschonender als welche andere Verpackung denn? Als die Einwegverpackung, die wir vor zehn Jahren hatten - da würde ich sagen, ja das ist möglich."
    Der Sprecher des Verbunds bestätigt auf Nachfrage: Ja, genau so sei dieser Slogan gemeint. Einwegverpackungen seien heute zwar nicht ressourcenschonender als Mehrwegflaschen, aber immerhin ressourcenschonender als ältere Einwegverpackungen. Das ist insoweit korrekt, als sich die Flaschen heute aus weniger Material herstellen lassen, als das früher der Fall war. Die Lobbyisten lügen also nicht, sie sagen aber eben auch nur die halbe Wahrheit.
    "Was die Getränkeindustrie hier macht, ist ein Bild darzustellen, das ziemlich unvollständig ist."
    Lobbyisten machen gegen Mehrweg mobil
    Urteilt der Sprecher des Umweltbundesamtes. Es ist kein Zufall, dass die Getränkeindustrie sich gerade jetzt zu einem Lobbyverbund zusammentut, um das Image von Einwegverpackungen aufzupolieren. Laut Verpackungsverordnung dürfte der Einweganteil nur bei 20 Prozent liegen - tendiert aktuell aber hin zu 60 Prozent. Das Bundesumweltministerium sucht seit einiger Zeit nach Möglichkeiten, um die Entwicklung umzukehren. Beispielsweise wird über eine Kennzeichnungspflicht diskutiert. Kunden sollen leichter erkennen, was eine Einweg- und was eine Mehrwegflasche ist. Peter Meiwald, umweltpolitischer Sprecher der Grünen, fände das gut.
    "Weil es in der Tat für die Kunden in der Tat heute sehr schwer ist, zu unterscheiden, gerade bei Säften, bei Erfrischungsgetränken: Was ist jetzt Mehrweg, was ist Einweg?"
    Dass er damit richtig liegt, zeigt eine Umfrage unter Münchner Bürgern:
    -"Ich dachte immer, wenn man sie zurückgeben kann, sind sie Mehrwegflaschen."
    - "Ich meine, ich kann die dort zurückgeben. Ich stecke die dort in den Automat und bekomme einen Bon - dann ist es doch Mehrweg, oder?"
    - "Ich glaube Einweg - oder Mehr ... - ich weiß es nicht."
    Ein einfacher Test hilft weiter: Lässt sich die Plastikflasche leicht zusammendrücken, ist es immer eine Einwegflasche. Auch dann, wenn sie sich in einen Automaten stecken lässt und es dafür einen Pfandbon gibt.
    Um für Klarheit zu sorgen, wollte der frühere Bundesumweltminister Peter Altmeier - wie bereits erwähnt - eine Kennzeichnungspflicht einführen. Die Hersteller sollten Symbole auf ihren Verpackungen anbringen, damit Kunden Einweg von Mehrweg leichter unterscheiden können. Der Plan ist allerdings gescheitert, sagt der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Florian Pronold.
    "Wir haben europarechtliche Vorgaben, die das schwierig gemacht haben. Eine Kennzeichnung auf den Verpackungen selber wird von der EU-Kommission als europarechtswidrig gebrandmarkt."
    Stattdessen sollen nun Schilder an den Supermarktregalen helfen, Einweg von Mehrweg zu unterscheiden. Eine Verordnung dazu hat Altmeier noch vor der Bundestagswahl vorbereitet. Sie liegt derzeit im Bundesrat zur Abstimmung. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe fände es gut, wenn das Parlament dem nun zustimmen würde.
    Er glaubt allerdings nicht, dass Schilder in den Supermärkten ausreichen, um die Mehrwegquote wieder zu steigern. Er ist dafür, Einwegverpackungen teurer zu machen. Und zwar eben nicht nur durch ein Pfand, das der Kunde wieder zurückbekommt.
    "Das ist das, was viele Umweltschutzverbände schon seit Jahren fordern. Die Einführung einer Lenkungs- oder Klimaschutzabgabe in Höhe von 20 Cent pro unökologische Einwegverpackung. Das wäre eine Abgabe, die zusätzlich zum Pfand auf jede Einweggetränkeverpackung zu zahlen ist."
    Zwangslenkungsabgabe ist umstritten
    Es würde wohl schon einen Unterschied machen, wenn etwa das Aldi-Wasser nicht mehr 19, sondern 39 Cent pro Flasche kosten würde. Unschlagbar billig wäre es dann jedenfalls nicht mehr. Und genau deshalb wendet sich der neue Lobbyverbund der Discounter und Getränkeindustrie auch gegen diese Zwangsabgabe. Auf der Webseite von "Getränkeverpackungen der Zukunft" heißt es dazu schlicht:
    "Dafür gibt es keinen Grund. Und: Diese Entwicklung und die gestiegene Nachfrage der Verbraucher dürfen nicht bestraft werden."
    Die Sorge der Einweglobby scheint unbegründet. Denn das Bundesumweltministerium hält eine solche Abgabe für wenig sinnvoll. Sozialdemokrat Florian Pronold ist seit der Bundeswahl im Ministerium Staatssekretär. Er sagt, man habe die Idee der Lenkungsabgabe von einem Institut prüfen lassen. Das sei aber zu einem negativen Ergebnis gekommen.
    "Es gibt eine Skepsis dahingehend, weil auch viele Verbraucher das so nicht akzeptieren würden."
    Außerdem hält es das Umweltministerium für unmöglich, einen einheitlichen Betrag für die verschiedenen Einwegverpackungen festzulegen.
    Dieses Argument können die Umweltverbände nicht nachvollziehen. Der Bund Naturschutz schlägt beispielsweise vor, die Verpackungen je nach Umweltverträglichkeit zu bewerten und dann für jeden Typ einen bestimmten Betrag festzulegen.
    Auch die Grünen unterstützen die Idee einer Zwangsabgabe auf Einwegverpackungen. Peter Meiwald, umweltpolitischer Sprecher der Partei, stellt die Lenkungsabgabe sogar in die Tradition des Einwegpfands.
    "Wir halten das Modell einer Lenkungsabgabe durchaus für sinnvoll. Wir haben ja am Anfang durchaus eine Lenkungswirkung durch diese Bepfandung von Einwegflaschen gehabt. Das reicht heutzutage nicht mehr aus. Deshalb wird man da, aus unserer Sicht, noch etwas drauf schlagen müssen."
    Das Einwegpfand war vor rund zehn Jahren eines der ganz großen Projekte der rot-grünen Bundesregierung. Das Ziel von Umweltminister Jürgen Trittin war ambitioniert. Der Anteil von Mehrwegflaschen sollte wieder deutlich steigen - über die Quote von 80 Prozent, die in der Verpackungsordnung festgeschrieben ist.
    Bundesumweltminister Jürgen Trittin bei einer Pressekonferenz zum Thema Dosenpfand
    Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin bei einer Pressekonferenz zum Thema Dosenpfand. (AP)
    Tatsächlich geschah das Gegenteil. Wurden vor Einführung des Einwegpfands immerhin noch über 70 Prozent der Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt, gilt das heute nur noch für rund 50 Prozent. Für gescheitert hält Peter Meiwald das Einwegpfand dennoch nicht.
    "Ich würde immer davon ausgehen: Wenn wir das nicht gemacht hätten, wir heute noch ganz woanders wären. Wir haben damals die Vermüllung durch Dosen, durch Einwegflaschen, sehr, sehr deutlich reduzieren können."
    Die Umweltverbände geben Meiwald Recht. Aufgrund des Einwegpfands liegt nicht nur weniger Müll in Parks und an anderen Orten. Es hat auch geholfen, den Trend zur Einwegverpackung zumindest abzuschwächen. In einem Segment hat Trittins Regelung sogar dafür gesorgt, die Mehrwegquote nachhaltig zu steigern.
    "Wenn man sich den Bereich Bier anguckt, dann hat das Einwegpfand ganz klar zu einer Stabilisierung und sogar Erhöhung der Mehrwegquote geführt."
    Sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe.
    Beim Bier war vor Einführung des Einwegpfands vor allem die Dose stark im Kommen. Auf 65 Prozent war der Anteil der Mehrwegflaschen gesunken. Heute liegt er wieder bei rund 85 Prozent.
    "Austrinken, zusammenstauchen, wegschmeißen, ging nicht mehr. Und diesen Marktanteil von Getränkedosen haben sich im Bierbereich die Mehrwegflaschen zurückgeholt. Im Mineralwasserbereich und im Softdrinkbereich haben Getränkedosen keine so große Rolle gespielt, deshalb hat es da diese Lenkungswirkung so nicht gegeben."
    Die Sache mit der Lenkung liegt nun bei der schwarz-roten Bundesregierung. Eine zusätzliche Abgabe will sie nicht einführen. Und andere Konzepte, wie die Verpackungsverordnung eingehalten werden könnte, liegen nicht oder noch nicht vor. Das Schicksal der Mehrwegverpackung ist damit wohl vorgezeichnet: Sie dürfte auf kurz oder lang in einer ökologischen Nische verschwinden.