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Pleiten, Pannen, Perspektiven

Das Ergebnis heißt Leipzig.

Von Herbert Fischer-Solms und Heinz Peter Keuzer | 13.01.2004
    Irre ist das. Wahnsinn. Jetzt müssen wir die großen Weltstädte noch schlagen. Jetzt werden wir es schaffen.

    München am 12. April 2003: Ein Außenseiter gewinnt deutlich die nationale Ausscheidung gegen Stuttgart, Frankfurt/Main, Düsseldorf und gegen die favorisierten Hamburger, die die besten Noten der Prüfungskommission des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland / NOK bekommen hatten. Leipzig ist somit der Kandidat, den Deutschland für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2012 ins Rennen schickt. Noch am Ort der Entscheidung ruft Bundeskanzler Gerhard Schröder die Olympiabewerbung zur nationalen Angelegenheit aus.

    Mit Leipzig hat sich das NOK für Deutschland für den emotional am besten eingestimmten, zugleich aber auch schwierigsten Kandidaten entschieden. Wir wussten von unseren drückenden Altlasten, wird Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee später im Herbst 2003 vor der NOK-Jahresversammlung sagen und vor allem die Hinterlassenschaften einer maroden Staatswirtschaft nennen. Und dass die Sachsen-Metropole, im Jahre 1900 Gründungsort des Deutschen Fußball-Bundes, sozusagen die Hauptstadt des DDR-Sports war: Dort fanden die politisch-propagandistischen Massen-Demonstrationen der Turn- und Sportfeste statt, dort war der Sitz der international renommierten Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport, dort war auch das berüchtigte Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport /FKS angesiedelt, die Gift- und Geheimküche der staatlichen Doping-Forschung und Praxis.

    Von vielen vorausgesagt, waren die Olympia-Betreiber prompt von ihrer Vergangenheit eingeholt worden. Weil obendrein Personalquerelen, Ämtergeschacher, Rücktritte und dubiose Finanzgeschäfte monatelang die Schlagzeilen lieferten, hatte der Kanzler seine Olympia-Begeisterung, deutlich wahrnehmbar, zurückgenommen. Obwohl öfter darum gebeten, verweigerte er sich als Krisenmanager in olympischer Sache. Wahrscheinlich fürchtete Schröder, von dem schlingernden Schiff einer aus den Fugen geratenen Leipziger Olympiabewerbung mitbeschädigt zu werden.

    Erst jetzt, nach einem Personal-Revirement in der "Bewerbungskomitee Leipzig 2012 GmbH", und nachdem die Sacharbeit der Leipziger wieder positiv im Vordergrund steht, war Kanzler Schröder zur demonstrativen olympischen Hilfeleistung bereit. Für den morgigen Mittwoch nun hat er mit der Olympia-Bewerbung in Sport und Politik verantwortlich Befasste an einen Tisch ins Kanzleramt geladen, darunter die Stadtoberhäupter aus Leipzig und aus Rostock, das als olympisches Segelrevier vorgesehen ist, sowie die entsprechenden Ministerpräsidenten Milbradt aus Sachsen und Ringstorff aus Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings ist der ursprünglich geplante Teilnehmerkreis drastisch eingeschränkt worden. Der lang angekündigte sogenannte "Olympia-Gipfel" mit dem erwarteten deutlichen Kanzlerwort, mit dem ein Ruck durch die etwas verzagte deutsche Sportgemeinde gehen sollte, findet nun plötzlich doch nicht statt. Regierungssprecher Bela Anda:

    Das wird ein allgemeiner Meinungsaustausch sein in Sachen Olympiabewerbung von Leipzig und Rostock. Dieses ist ein Danke-schön-Abendessen für alle, die sich dort vorbildlich engagiert haben in der Vergangenheit. Dies gerade nach der Unterzeichnung des Fragebogens, der stattgefunden hat in Leipzig. Ein Dank an alle Beteiligten.

    Der "Gute-Laune-Kanzler" hatte bereits die Klausurtagung der SPD-Bundestags-Fraktion vergangene Woche in Leipzig zu einem symbolhaften Besuch bei den Olympiabewerbern genutzt. Weil aber gegen die Hochschulpolitik demonstrierende Studenten das Büro der "Olympia GmbH" besetzten, musste man in ein Hotel ausweichen. Dort durften Schröder und Bundesinnenminister Schily - mehr verbietet in diesem Vorstadium der Bewerbung das IOC-Protokoll - nur hochrangige Staffage sein bei der Unterzeichnung eines Begleitschreibens des Bewerberkomitees zum Questionnaire, dem 25 Themen umfassendem Fragebogen des Internationalen Olympischen Komitees an die Bewerberstädte:

    Ich bin gekommen, weil ich daran glaube, dass Leipzig in der Lage ist, Olympische Spiele auszurichten. Das ist der Grund, warum die Bundesregierung mit so großem Nachdruck die Bewerbung Leipzigs unterstützt. Und das gilt gerade in der jetzigen Situation, wo sich gezeigt hat, das Querelen, die es gegeben hat, überwunden werden konnten. Wo in den letzten Wochen erstklassige Arbeit abgeliefert worden ist.

    Außer Leipzig wollen weitere acht Städte die Olympischen Sommerspiele im Jahre 2012 zu sich holen. Es sind aus den USA New York, aus Südamerika Rio des Janeiro, außerdem Kubas Hauptstadt Havanna sowie aus Europa Paris, Madrid, London, Istanbul und Moskau. Diese Kandidaten müssen den Questionnaire bis übermorgen, 15. Januar 2004, am Sitz des IOC in Lausanne in der Schweiz abgegeben haben.

    Unter den 25 Themen des IOC-Questionnaires spielen die Finanzierungsfragen eine zentrale Rolle. Leipzig hat die Gesamtkosten von Spielen in der Sachsen-Metropole mit rund 2,6 Milliarden Euro veranschlagt. In seiner neuesten Ausgabe berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" aber von ‚internen Hochrechnungen’, wonach Olympia in Leipzig den deutschen Steuerzahler neun bis 14 Milliarden Euro kosten werde. Ein Dementi zu den genannten Summen erfolgte bis zum heutigen Tage weder aus Leipzig noch aus Regierungskreisen in Dresden oder Berlin. Auf Anfrage sagte der Geschäftsführer der "Bewerbungskomitee Leipzig 2012 GmbH", Peter Zühlsdorff, lediglich:

    Das, was da am Montag in einer weitverbreiteten Zeitschrift veröffentlicht war zu den Kosten Leipzigs. das hat irgendjemand in der Glaskugel angeguckt. Das ist absolut außerhalb jeder Vorstellungskraft. Wissen Sie, wenn ich den halben Bundeshaushalt dazu addiere, dann kann ich natürlich Riesensummen machen. Natürlich kann ich den Bundeswegeplan nehmen und alle Beträge, die im Rahmen Aufbau Ost und Bundeswegeplanung für die nächsten zehn Jahre vorgesehen sind. Wenn ich das alles mit reinnehme und noch ein paar andere Sachen, dann kann ich jede Zahl ausrechnen.

    Der Streit um die Etats ist nicht neu beim Kampf der Konkurrenten um den Zuschlag Olympischer Spiele. Das Internationale Olympische Komitee
    gesteht zwei Budgets zu: eines für die Betriebskosten Olympischer Spiele, ein anderes für Maßnahmen der Infrastruktur. Beide Etats zusammen sollen sich an der Obergrenze von etwa 4,5 Milliarden Euro orientieren. Wegen seiner besonderen Situation als relativ kleine Stadt in Ostdeutschland mit hohem Investitionsbedarf wird geargwöhnt, Leipzig brauche einen dritten, einen verdeckten Etat. Das haben in der Vergangenheit auch schon andere Olympiastädte praktiziert. Zühlsdorff weist das aber weit von sich:

    Wir können keine Sonderhaushalte machen, das wird schon die uns begleitende Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik gar nicht zulassen. Also einen verdeckten Etat kann es nicht geben, wird es nicht geben. Wir haben ja hier gelernt, das wir besonders im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Ich kann Ihnen versichern, wir haben alle Interesse daran, das wir die Glaubwürdigkeit für unsere Bewerbung wieder zurückholen.

    Die Leipziger seien selbst Schuld, dass ihnen jetzt eine wenig behagliche Finanzdebatte ins Haus steht. So sieht es jedenfalls der Berliner Journalist Jens Weinreich, ein ausgewiesener Olympia-Experte:

    Für mich ist die Grundlage einer jeden Bewerbung um internationale Großereignisse, das man demjenigen, der die Zeche zahlt, dem Steuerzahler, dem deutschen Steuerzahler, von Anfang an sagt: Liebe Freunde, das könnte auf uns zukommen, wir werden das noch präzisieren, seid ihr damit einverstanden. Das mag sich banal anhören, aber das gehört für mich zu den Grundfesten einer Demokratie. Das kann nicht sein, das so eine Bewerbung vorangetrieben wird. Am 12. April vergangenen Jahres wurde Leipzig als Bewerberstadt gewählt vom NOK. Und das man ein dreiviertel Jahr später noch keine reellen Zahlen der Gesamtkosten auf dem Tisch hat. Da muss ich schon vermuten, das da verschwiegen wird, aus welchen Gründen auch immer sollen Zahlen geheingehalten werden. Natürlich vielleicht auch deshalb, weil in Leipzig zu viel gebaut werden muss. Ich meine, Leipzig ist eine Stadt von nicht einmal 500 000 Einwohnern im Stadtzentrum, diese Stadt hat jetzt schon Probleme, teilweise den Verkehr zu managen. Das sage nicht ich, da zitiere ich beispielsweise den Stadtplaner aus internen Dokumenten des Aufsichtsrates.

    Hochrechnungen, die im Falle der Leipziger Olympiapläne für 2012 die zweistellige Milliarden-Grenze überspringen, hält Weinreich für durchaus wirklichkeitsnah:

    Man muss verschiedene Etats zusammenrechnen: Einmal den reinen Organisations-Etat der Spiele, der sich in der Regel so bei 1,7 Milliarden Euro eingepegelt. Wovon die Ausrichterstadt rund eine Milliarde Euro an Fernseh- und Marketingeinnahmen vom IOC bekommt. Dann gibt es den NON-OCOG-Etat, das ist ganz klar vom IOC definiert. Das ist der eigentliche Infrastruktur-Etat, olympiabedingte Bauten. Und dann wird natürlich von Bewerbern, von Ausrichtern, ein dritter Etat nicht ausgewiesen, in der Praxis müsste man ihn eigentlich ausweisen. Das wäre der Etat, der Kosten beinhaltet, wo man sich streiten kann, wo der Ausrichter, der Bewerber sagt: Das hat überhaupt nichts mit Olympia zu tun. Aber wenn man mit ein bisschen gesundem Menschenverstand rangeht, dann weiß man ganz genau, solche Kosten treten nur auf, weil Olympia vor der Tür steht.
    Weinreich, Sportchef der "Berliner Zeitung", die mehrfach unsaubere Finanzgeschäfte von Kommunalpolitikern, Sportfunktionären und Olympiamanagern in der für die Olympiabewerbung gegründeten "Leipzig, Freistaat Sachsen und Partnerstädte GmbH" aufgedeckt hat, die immer noch Gegenstand staatsanwaltlicher Untersuchungen sind, kennt die komplizierte Gemengelage, in der sich Betreiber und Förderer Olympischer Spiele in Leipzig befinden. Darin spielt Bundesinnenminister Otto Schily eine besondere Rolle. Angesichts der offenkundigen Führungsschwäche des unerfahrenen deutschen NOK-Präsidenten Klaus Steinbach und der Tatsache, dass Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee als Frontmann der Olympiabewerbung angeschlagen ist, muss Schily olympische Schwerstarbeit nach innen und außen verrichten:

    Andererseits hat er selber Probleme, sich Fragen beantworten zu lassen. Nämlich die Fragen nach den Kosten, nach den tatsächlichen Gesamtkosten. Und da kommt Schily halt schwer raus. Intern stellt er schon die Fragen und drängt. Nach außen hin verkauft er es gegenüber der Öffentlichkeit, als würde es keine Probleme geben. Nach der letzten Aufsichtsratsitzung am 10. Dezember in Leipzig hat Schily so getan, als sei schon die Frage von Reportern nach den Gesamtkosten eine Anmaßung. Er hat quasi im Stile eines Duodez-Fürsten gesagt: Zu gegebener Zeit werden wir das der Öffentlichkeit schon mitteilen.

    Erst im vergangenen Dezember hat Leipzig erstmals offiziell sein Sportstättenkonzept vorgestellt. Zu spät, um eine ausdauernde öffentliche Debatte über Spiele im Herzen der Stadt zu ermöglichen als ein Alleinstellungsmerkmal, das im internationalen Wettbewerb auch gegen Metropolen wie New York, London oder Paris bestehen soll.
    Zu lange hatten die Leipziger Olympia-Bewerber die Öffentlichkeit gequält mit politischen Intrigen, undurchsichtigem Finanzgebaren und Stasi-Verstrickungen.
    Ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober 2003, begannen die Misshelligkeiten. Geschäftsführer Dirk Thärichen, der die deutsche Wiedervereinigung erfolgreich zum Thema der nationalen Olympia-Kandidatur gemacht hatte, war Teil des Unterdrückungs-Apparates der ehemaligen DDR gewesen.

    Obendrein hatte Thärichen seine Stellung als Geschäftsführer der Bewerbungs- GmbH auch zu umstrittenen Geschäften mit seinen ehemaligen Arbeitgebern Ivan Radosevic und Henner Ziegfeld missbraucht, deren Firma Pentacom der Bewerbungs- GmbH unter anderem rund 76 000 Euro für Beratertätigkeit in Rechnung stellte. Oberbürgermeister Tiefensee selbst, ein Förderer von Thärichen, veranlasste notgedrungen eine Tiefenprüfung der von den Medien berichteten Missstände:

    Wir haben einen ersten Bericht zur Kenntnis genommen, mit externer Prüfung wird Licht ins Dunkel der ersten und zweiten GmbH zu bringen sein. Ich befürchte, das da noch einiges ans Tageslicht kommt, was sehr unappetitlich ist.

    Der nächste Tiefschlag für den SPD-Politiker folgte kurz darauf. Sein engster Vertrauter, der Beigeordnete und Olympiabeauftragte der Stadt Leipzig Burkhard Jung, musste ebenfalls zurücktreten:

    Schließlich trifft mich all das, was in Verbindung steht mit meinem Kollegen und Beigeordneten Jung. Mir sind Geschäftsvorfälle vor Augen gekommen, die den Verdacht nahe legen, das mit unsauberen Mittel Steuergelder als Provisionen an eine Firma ausgereicht worden sind.

    Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch nicht abgeschlossen, aber für Thärichen und Jung ist das Kapitel Olympia 2012 beendet. Staatsanwalt Norbert Röger:

    Es haben sich Anhaltspunkte ergeben, das Dirk Thärichen die Zahlung von ca. 80 000 Euro Provisionen zu Unrecht an die SCI veranlasst hat. Zu Gunsten von Burkhard Jung ist davon auszugehen, dass er durch seine Unterschriftsleistung auf dem fraglichen Schreiben keinen eigenen Rechtsgrund für die Zahlungen von Provisionen schaffen wollte. Sondern er lediglich bestätigte, das im Rahmen der bestehenden Vereinbarungen Provisionen gezahlt werden sollten. Und das stellt keine Untreuehandlung da.

    Schließlich wurde im vergangenen Herbst die Olympia-Bewerbung auch zum Schlachtfeld der Mitte des Jahres anstehenden Landtagswahlen in Sachsen. DLF-Landeskorrespondentin Alexandra Gerlach

    Leipzigs Olympiabewerbung hatte im vergangenen Jahr alle Chancen, in wahlkampftaktischen Scharmützeln zerrieben zu werden. Schon am Abend des legendären 12. April, als Leipzig sich national durchgesetzt, und Freund und Feind sich auf dem alten Marktplatz jubelnd in den Armen lagen, meldete sich bei dem einen oder anderen leichtes Unbehagen. Die Sieger standen auf der Bühne, friedlich vereint, und doch entzweit – politisch zumindest. Der eine, Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee galt der SPD als Hoffnungsträger für die Sachsen-Wahl 2004, auch wenn er sich noch nicht dazu hatte küren lassen. An seiner Seite der Andere - ebenso überglücklich - der Ministerpräsident und Christdemokrat Georg Milbradt. Politische Gegner also im Duett für die olympische Sache, das konnte nicht lange gut gehen. Kurzerhand wurde fast alles unter diesen Aspekt gesehen und bewertet. Die Enthüllungen über Stasi-Verstrickungen, unlauteres Geschäftsgebaren und Vetternwirtschaft im Umfeld der Bewerbergesellschaft, ja, jede Hiobsbotschaft, die aus Leipzig kam, wurde der Indiskretion der Konkurrenten zugeschrieben. Drei Personalentscheidungen waren nötig, um diesen Zustand zu beenden. Den Anfang machte der Generalsekretär der CDU in Sachsen, Winkler, als dieser sich zurückzog aus dem Aufsichtsrat, mit der Begründung, er müsse den Landtagswahlkampf für seine Partei organisieren und wolle Schaden von der Bewerbung abwenden. Entspannend wirkte in diesem Zusammenhang auch die wegen des Vorwurfs der Vetternwirtschaft ausgesprochene Entlassung des sächsischen Olympiastaatssekretärs Köhler. Doch endgültig Ruhe hat erst Wolfgang Tiefensee beschert. Sein Anfang November erklärter Verzicht auf die SPD-Spitzenkandidatur in diesem Herbst wirkte wie ein Befreiungsschlag.

    Zwischenzeitlich sah es bedrohlich aus für die Leipziger Olympiapläne. Die hausgemachten Skandale ließen die Skeptiker kurzzeitig Oberhand gewinnen. Manfred von Richthofen, der Präsident des Deutschen Sportbundes, fühlte sich an unselige Zeiten Berliner Olympia-Stümpereien erinnert und sprach Klartext:

    Lohnt es sich eigentlich noch, dieser Einsatz für Leipzig, meine Damen und Herren. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, das alle Misshelligkeiten und Schmuddeleien auf den Tisch gehören, und zwar so schnell wie möglich. Sonst muss die Reißleine gezogen werden.

    In dieser kritischen Phase ließ der Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche, Christian Führer, die Tradition der Montagsdemonstrationen aus der Wendezeit wieder aufleben, was vielfach nicht ohne Kritik blieb.

    Wir wollen Olympia!

    Hat man in der Stadt vielleicht übersehen, das es für bestimmte Personen und Gesellschaften weder um Olympia, gleich gar nicht um den Sport, und erst recht nicht um das Ansehen dieser Stadt geht, sondern lediglich um ein gigantisches, schmutziges Geschäft.

    Ich finde das peinlich, und die Kirche, die soll sich überlegen, ob dieser Pfarrer eigentlich noch tragbar ist.

    Mit der Bestellung des Wirtschaftsmanagers Peter Zühlsdorff als neuer Geschäftsführer der Bewerbungs- GmbH endlich kam Ende vergangenen Jahres neuer Schwung und neue Zuversicht in die Leipziger Olympia-Träume. Auch der Deutsche Bundestag stellte sich parteiübergreifend hinter Leipzig und Rostock:

    Ich rufe nun auf, den Tagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrages der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zur Unterstützung der Bewerbung der Stadt Leipzig mit dem Segelstandort Rostock um die Ausrichtung der XXX. Olympischen Sommerspiele und der XIV. Paralympics 2012.
    Wer stimmt für den Antrag?
    Wer stimmt dagegen?
    Enthaltungen?
    Der Antrag ist einstimmig angenommen. (Applaus)
    Am liebsten würde ich dem Internationalen Olympischen Komitee nun mitteilen, damit sei die Entscheidung abschließend gefallen. (Applaus)


    Mitte Mai entscheidet das Internationale Olympische Komitee, wer von den neun Kandidatenstädten zum olympischen Finale 2005 überhaupt erst zugelassen wird.
    Der Präsident des IOC, der Belgier Jacques Rogge, ist zufrieden über ein Bewerberfeld von bisher nie dagewesener Klasse und Qualität. Wie die Chancen stehen? Da hält es der Belgier wie sein spanischer Vorgänger Samaranch, von dem er sich im übrigen stark abgrenzt. Er verteilt artig Komplimente, hier und dort und überall:

    Wir wollen kleine Spiele in der Zukunft. Aber natürlich können die großen Städte das auch organisieren. Aber ich glaube, Leipzig hat ein gutes Konzept.