Plötzlich Jüdin. Über das Entstehen einer Identität

Von Johanna Rubinroth · 13.06.2014
Lange Zeit spielte es für Johanna keine besondere Rolle, jüdische Wurzeln zu haben. In Polen geboren, in Berlin aufgewachsen, Agnostikerin, Punkt. Da war zwar die Freude, als die Mutter den verschütteten Nachnamen rausholte: Rubinroth – ein Name, der sogar Finanzbeamten ein Lächeln abzugewinnen vermag.
Da war der klammheimliche Spaß an politisch unkorrekten Witzen. Aber sonst? Irgendwann dämmert Johanna, dass da mehr ist. Sie zieht los, die Jüdinnen ihrer unmittelbaren Umgebung zu befragen: die Mutter, deren Eltern eine "Reden-wir-nicht-darüber"-Strategie pflegten und die sich jetzt als Psychoanalytikerin mit dem Holocaust beschäftigt.
Die beste Freundin der Mutter, deren Familie das Judentum komplett geheimhielt, bis sie ihm selbst auf die Spur kam. Und noch eine ältere Freundin, die 1968 aus allen Wolken fiel, als sie von der polnischen Regierung einen zur Ausreise animierenden Pass bekam mit dem Stempel: "Kein polnischer Staatsbürger".
Produktion: DLF 2014