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Plutos Monde
"New Horizons" liefert neue Daten

Der Vorbeiflug der Raumsonde "New Horizons" an Pluto ist nun schon ein Dreivierteljahr her. Aber noch immer kommen neue Daten und Bilder vom Rand des Sonnensystems. Sie betreffen nicht nur Pluto und seinen größten Mond Charon, sondern auch vier kleineren Monde, von denen zwei erst vor vier Jahren entdeckt wurden.

Von Guido Meyer | 18.03.2016
    Pluto und Charon weisen sich immer dieselben Seiten zu
    Pluto und sein Mond Charon. (NASA)
    Nix, Styx, Kerberos und Hydra – vier mythische Figuren aus der griechisch-römischen Unterwelt. Ihre Namen tragen die kleinen Monde des Zwergplaneten Pluto. Das sind ebenfalls vier. Oder?
    "Bevor es vier Monde wurden, waren es fünf. Und bevor es fünf waren, gab es sechs. Und so weiter. Wahrscheinlich gab es früher noch mehr dieser kleinen Monde. Sie sind miteinander kollidiert und verschmolzen, sodass heute nur noch vier übrig sind. Diese Zusammenstöße würden auch ihre merkwürdige Orientierung im Raum erklären."
    William McKinnon von der Abteilung für Erd- und Planetenwissenschaften der Washington University in St. Louis versucht, die chaotischen Eigendrehungen der vier kleinen Pluto-Monde zu erklären, und zwar mit Zusammenstößen in ihrer Vergangenheit. So dreht sich Hydra in nur zehn Stunden einmal um die eigene Achse. Das ist genauso schnell wie ungewöhnlich. Auch die Formen der Objekte sprechen für frühere Kollisionen. Alle vier Monde haben eine längliche Gestalt. Ihr Aussehen ähnelt zum Teil einer überdimensionalen Hantel. Ihre Eigenrotation kann sie jedoch nicht in die Länge gezogen haben. Dafür nämlich rotieren sie wiederum zu langsam.
    Kollisionen im Kuiper-Gürtel
    "Wir glauben, dass sich alle Monde zeitgleich mit Pluto gebildet haben. Hätte Pluto sie eingefangen, würden sie ihn nicht alle in derselben Ebene umkreisen. Wahrscheinlich sind zwei Zwergplaneten im Kuiper-Gürtel zusammengestoßen. Dies muss langsam passiert sein, denn sonst hätte dabei nicht auch Plutos größter Mond Charon entstehen können."
    Simon Porter vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado, glaubt, dass das gesamte Pluto-System gleichzeitig vor etwa vier-ein-halb Milliarden Jahren entstanden ist. Aber warum ist die Rotationsachse der vier kleineren Monde dann um neunzig Grad gekippt? Denn sie umkreisen Pluto rechtwinklig zur Drehachse von Pluto und seinem größten Mond Charon. Gute Frage, sagt William McKinnon.
    "Das wissen wir nicht. Wir können nur sagen, dass die vier kleinen Monde weit genug von Pluto und Charon weit sind. Es kann also nicht daran liegen, dass Pluto und Charon sie irgendwie abgebremst hätten, wie es beim Erdmond passiert ist. Das war in der Tat eine Entdeckung, die alle überrascht hat."
    Monde aus Eis?
    Bleibt die Frage nach dem Aufbau von Nix, Styx, Kerberos und Hydra. Darüber könne ihre Helligkeit Aufschluss geben, glaubt Simon Porter vom Southwest Research Institute.
    "Sie sind sehr hell. Die logischste Erklärung dafür wäre Wassereis. Wahrscheinlich bestehen sie aus dem leichteren Material, das bei der Kollisionen der ursprünglichen beiden Zwergplaneten übrig geblieben ist, und das dürfte Wassereis gewesen sein."
    Pluto und Charon hätten sich demnach überwiegend aus den felsigen Anteilen dieser beiden Zwergplaneten geformt, mit ein wenig Eis auf ihren Oberflächen. Die vier kleineren Monde dürften fast nur aus Eis bestehen, glaubt auch William McKinnon von der Washington University im US-Bundesstaat Missouri.
    "Alle vier haben eine stark reflektierende Oberfläche, wesentlich stärker als die von Pluto und Charon. Auf einem Foto des Mondes Nix sehen wir aber auch einen dunkleren Einschlagkrater. Wir wissen nicht, ob wir dort auf Gestein unter dem Eis von Nix blicken, oder ob es sich lediglich um verstreutes, dunkleres Material des eingeschlagenen Objekts handelt."
    Und dies war erst die erste Runde. In den kommenden Monaten werden außer Daten von Pluto und Charon auch weitere Informationen über die kleinen Monde auf der Erde eintreffen.