Sendung vom 31.03.2008
Heinz Bude über "Die Ausgeschlossenen"Wenn es darum geht, soziale Ungleichheit zu beschreiben, dann hat sich der Dualismus zwischen arm und reich inzwischen verschärft zu einem zwischen drinnen und draußen. Die Rede ist auch von "sozialer Exklusion". Diesem Problem hat der Kasseler Soziologe Heinz Bude bereits vor zwei Jahren gemeinsam mit Andreas Willisch einen Sammelband gewidmet. Jetzt hat Bude seine Thesen zu einem düster pessimistischen Abgesang auf den Traum von der gerechten Gesellschaft verdichtet.
Hermann Frank Meyer: "Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg""Blutiges Edelweiß" ist keine Jubelmonografie zum ehrenden Gedächtnis der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg, die sich auf die Kunst des Weglassens beschränkt. Hermann Frank Meyer hat penibel recherchiert und dokumentiert auf 800 Seiten die Gräueltaten der 1. Gebirgs-Division.
Stephan Schlak legt eine ungewöhnliche Biografie über den Freiburger Politologen Wilhelm Hennis vorSystematisch abgeschlossene Monografien waren nicht seine Sache. Wilhelm Hennis entlud sein Denken vielmehr in "gewittrigen kleinen Aufsätzen", schreibt sein Biograf Stephan Schlak, der es jetzt mit seinen 200 leserfreundlichen Seiten dem Porträtierten gleichzutun scheint. Dabei verknüpft er die Gedanken des 1923 geborenen Freiburger Politologen Wilhelm Hennis mit den "Szenen einer Ideengeschichte der Bundesrepublik".
Friedrich Rothe zeichnet die intellektuelle Entwicklung des Harry Graf Kessler nachAls der Kunstmäzen, Publizist, Verleger und Diplomat Harry Graf Kessler 1937 im Exil in Frankreich starb, war er einsam, mittellos und fast vergessen. Seit einigen Jahren wird er wiederentdeckt. Auf die umfangreiche Kessler-Biografie des amerikanischen Historikers Laird Easton lässt nun der Berliner Literaturwissenschaftler Friedrich Rothe ein elegant geschriebenes Porträt folgen.
Sendung vom 17.03.2008
Irina Liebmann: "Wäre es schön? Es wäre schön! Mein Vater Rudolf Herrnstadt"Rudolf Herrnstadt, im Westen eher unbekannt, war Journalist und Kommunist. Im Zweiten Weltkrieg spionierte er für die Sowjetunion, später in der DDR wurde er Chefredakteur der Zeitung "Neues Deutschland". Auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere wurde er "parteipolitischer Fraktionsbildung" bezichtigt und aus der SED ausgeschlossen. Seine Tochter Irina Liebmann hat ein Porträt geschrieben.
Olivier Roy erklärt, warum der Westen seinen "Krieg gegen den Terror" nicht gewinnen kannIn seinem Buch "Der falsche Krieg" stellt der französische Orientalist Olivier Roy der US-Politik gegen den internationalen Terrorismus ein vernichtendes Zeugnis aus. Er führt unmissverständlich vor Augen, welches Unheil eine aus Ideologie geborene Machtpolitik anzurichten vermag.
Stefan Wolle: "Der Traum von der Revolte. Die DDR 1968."Die Wahrnehmung der 68er in der DDR: ein Aspekt, der bisher nicht sonderlich Beachtung gefunden hat. Einerseits war die SED-Spitze durchaus angetan von den Forderungen der westlichen Studentendemonstrationen in Paris und sonstwo. Andererseits konnte die DDR-Führung die Inhalte und Auswirkungen auf die ostdeutsche Jugend der 68er schwer kontrollieren. Der Historiker Stefan Wolle beschreibt die DDR-Seite der 68er stichhaltig und kenntnisreich.
Annette Ramelsberger: "Der deutsche Dschihad"Als das Bundeskriminalamt 2007 im Sauerland eine Terrorzelle aushob, war das Entsetzen groß: Mitten in Deutschland hatten junge Männer versucht, eine Bombe zu bauen. Von sechs Attentatsversuchen in Deutschland berichtet die Journalistin Annette Ramelsberger. In "Der deutsche Dschihad" warnt sie vor der Gefahr, die von islamistischen Terroristen ausgehe - eine Rezension von Albrecht Metzger.
Sendung vom 10.03.2008
In dieser Woche stellt die Redaktion Bücher eines breiten Themenspektrums vor: Es reicht von der Arbeit des US-Geheimdienstes CIA über den deutschen Verleger Axel Springer und Adolf Hitlers Theologie sowie seine Kriegsreligion bis zum Klimawandel. Redakteur am Mikrofon: Marcus Heumann
Zwei Neuerscheinungen befassen sich mit dem KlimawandelDer globale Klimawandel wird kaum noch von jemandem ernsthaft bestritten. Neben der puren Analyse kreist die Diskussion mittlerweile auch um den Umgang mit der Erderwärmung. Der Statistiker Bjorn Lomborg vertritt in seinem Buch: "Cool it - Warum wir trotz Klimawandels einen kühlen Kopf bewahren sollten" die These, dass es auf der Erde wichtigere Probleme gibt als die Erderwärmung. Eine ganz andere Position bezieht der Wuppertaler Klimaforscher Hermann E. Ott in "Wege aus der Klimafalle". Eine Rezension von Britta Fecke
Der Theologe Rainer Bucher analysiert Hitlers GottverständnisHitler selbst bezog sich in seinen Reden und Schriften auffallend häufig auf einen allmächtigen Gott, der das deutsche Volk zur Weltherrschaft und ihn zum Führer im Kampf ausersehen habe. Der katholische Theologe Rainer Bucher hält dies nicht für bloße Taktik, um die Massen hinter sich zu scharen. Er entdeckt darin eine geschichtstheologische Legitimation, die auf die Zeitgenossen Hitlers äußerst attraktiv wirkte.
Historiker lebt Biographie Axel Springers vorHans Peter Schwarz, renommierter Historiker und als Adenauer-Biograph auch über Universitätsgrenzen hinaus bekannt, hat sich nun des Lebens Axel Springers angenommen. Für die Biographie bekam Schwarz als Erster uneingeschränkten Zugang zu den Archiven des Springer-Verlages.
Die CIA im FadenkreuzDas Veto des scheidenden Präsidenten George W. Bush gegen ein vom US-Kongress verabschiedetes Anti-Folter-Gesetz hat bei US-Bürgerrechtlern und der demokratischen Opposition helle Empörung ausgelöst. Damit bleibt die CIA weiterhin ermächtigt, andernorts verbotene Verhörmethoden einzusetzen. Welche das sind und womit sich der US-Geheimdienst außerdem befasst, ist Thema zweier Neuerscheinungen. Redakteur am Mikrofon: Marcus Heumann
Sendung vom 03.03.2008
Zwei Sachbücher über die Wechselwirkungen zwischen Rohstoffverkauf und PolitikRusslands wirtschaftliche Macht stützt sich zu einem großen Teil auf die Öl- und Gasreserven des Landes, und hier insbesondere auf Gazprom, den größten Gasproduzenten der Erde - halb Wirtschaftsunternehmen, halb verlängerter Arm der politischen Führung. Zwei Neuerscheinungen nehmen die Wechselwirkungen zwischen dem Konzern und der Politik in Russland unter die Lupe.
Erinnerungen von Sari NusseibehIn diesen Tagen erscheinen die Erinnerungen von Sari Nusseibeh, dem Präsidenten der palästinensischen Al-Quds-Universität, auf Deutsch. Nusseibeh entstammt einer alteingesessenen Familie Jerusalems, wurde in Harvard und Oxford zum Politikwissenschaftler und Philosophen ausgebildet und setzt sich seit Jahren für eine friedliche Lösung im Konflikt mit Israel ein.
Ulrich Ladurner: "Bitte informieren Sie Allah!"Zu den Kennern des Nahen und Mittleren Ostens gehört der Journalist Ulrich Ladurner, seit Jahren für die Wochenzeitung "Die Zeit" als Reporter in der Region unterwegs. Ladurner vereint analytische Fähigkeiten mit Empathie und dem Versuch, die Verhältnisse zu verstehen. Solche Qualitäten sind besonders wertvoll, wenn es in seinem neuen Buch um ein Land wie Pakistan geht, einem Schlüsselstaat im Kampf gegen den islamistischen Terror.
Günter Eichs Hörspiel "Träume" wiederveröffentlichtDie Ursendung eines Hörspiels aus der Feder von Günter Eich - einem Mitbegründer der Gruppe - löste im Jahr 1951 nahezu hysterische Reaktionen aus. Nach über einem halben Jahrhundert ist sein Hörspiel "Träume" nun - nebst einer Neuinszenierung aus dem vergangenen Jahr - auch auf CD erhältlich - ein immanent politisches Werk. Und auf beklemmende Weise bis heute aktuell.
Sendung vom 25.02.2008
Paul Krugman schreibt über die Stunde der DemokratenEs war in den Zeiten der fast einhelligen Medien-Unterstützung von George W. Bush immer ein besonderes Vergnügen, die Kolumnen des Wirtschaftswissenschaftlers Paul Krugman in der New York Times zu lesen. Nun, während die Bush-Ära zu Ende geht, wendet er sich stärker dem Treiben der Demokraten zu. Sein Buch "Nach Bush. Das Ende der Neokonservativen und die Stunde der Demokraten" ist nun auf Deutsch erschienen. Von Hans-Peter Riese
Robert Reich sieht den "Wettbewerbskapitalismus" in einer LegitimationskriseRobert Reich ist Wirtschaftswissenschaftler und eine politische Figur in den USA. Unter Bill Clinton war er vier Jahre Arbeitsminister. Er tritt nun literarisch gegen eine Wirtschaftslehre an, die mit Milton Friedman behauptet, der sogenannte Wettbewerbs-Kapitalismus sorge auch für politische Freiheit. Von Barbara Eisenmann
Benjamin R. Barber beklagt den KonsumterrorDer Politikwissenschaftler und frühere innenpolitische Berater von Bill Clinton, Benjamin R. Barber, beklagt in seinem neuen Buch das "infantile Ethos", das die Marketingstrategie des permanenten Konsumierens um des Wachstums willen, hervorrufe. Er sieht die Demokratie in Gefahr. Consumed heißt Barbers Buch, das Auswege aus der Konsumfalle verspricht. Von Hans-Martin Lohmann
Eine Analyse des NeoliberalismusIdeologiefrei und alternativlos sind die Stichworte, auf die sich der Werbefeldzug für mehr Markt und weniger Staat im Wesentlichen stützt. Wie die Strategie zur Durchsetzung dieses Konzepts im Weltmaßstab funktioniert, beschäftigt Wissenschaftler verschiedener Disziplinen. In einem Sammelband hat deshalb Christoph Butterwegge, gemeinsam mit Bettina Lösch und Ralf Ptak unterschiedliche Forschungsergebnisse zusammengestellt. Von Ruth Jung
Sendung vom 18.02.2008
Der Autor Jorge Scholz über sein neues Buch "Der Pakistan-Komplex"Pakistan ist für den Politologen und Autor Jorge Scholz ein Land zwischen "Niedergang und Nuklearwaffen". Anlässlich der Parlamentswahlen spricht er im Autorengespräch über Demokratie, Diktatur und positive Entwicklungen in dem Land. Moderation: Jürgen Liminski
Götz Aly provoziert mit NS-VergleichenAnlässlich des 40. Jahrestags der Jugendrevolten im Februar 1968 wird der Buchmarkt mit Erinnerungsliteratur überschwemmt. Da ist es nicht ganz einfach, auf ein einzelnes Buch aufmerksam zu machen. Der Historiker Götz Aly und der Fischer Verlag versuchten es mit Provokation: 2Unser Kampf“ heißt Alys Rückblick und spielt damit deutlich auf Adolf Hitler an.
Biografie zum Geburtstag Otto von HabsburgsOtto von Habsburg gehört zu den herausragenden Figuren der vergangen 100 Jahre, die sich für ein friedliches, ideologiefreies und geeintes Europa eingesetzt haben. Jetzt ist die einzige autorisierte Biografie erschienen.
Düstere Prognosen und LösungsmöglichkeitenVerantwortung - das ist ein bekanntes Schlagwort in diesen Tagen, Stichwort Zumwinkel und die Eliten. Klaus Wiegandt hat im Fischer Taschenbuch Verlag zwar nicht dazu, aber zu globalen Themen die Reihe "Forum für Verantwortung“ herausgegeben. Von den insgesamt zwölf Bänden behandelt der von Mojib Latif das Klimaproblem.
Frank Überall hat über den "Kölschen Klüngel" promoviertIm kölschen Dialekt wird selbst Abschreckendes verniedlicht. "Le cachot", das finstere Gefängnis, wird kurzerhand zum "Kaschöttchen", und der "Klüngel“ steht eher für Folklore und Geselligkeit als für korrupte Strukturen. Frank Überall hat sich wissenschaftlich mit dem Klüngel auseinandergesetzt.
Christa Müller fordert Erziehungsgehalt für MütterMit ihren Wahlerfolgen hat die Partei Die Linke die politische Landschaft aufgemischt. Ihr Hauptthema, soziale Gerechtigkeit, hat sich als so zugkräftig erwiesen, dass mittlerweile alle Parteien an ihrem sozialen Profil feilen. Wenn es nach Christa Müller, der familienpolitischen Sprecherin der Partei im Saarland geht, soll sich das mit der Familienpolitik wiederholen.
Sendung vom 11.02.2008
Erfahrungsberichte deutscher Soldaten in AfghanistanVon ihrem Einsatz in Afghanistan sind in den vergangenen sechs Jahren mehrere tausend Soldaten der Bundeswehr zurückgekehrt. Sie alle bringen ihre ganz persönlichen Geschichten aus dem Kriegs- und Krisengebiet mit zurück. Und diese haben wenig gemein mit dem Optimismus, den ihre Vorgesetzten verbreiten, und dem Bild von Aufbauhelfern in Uniform, das die Politiker zeichnen.
Wie Zeitungsleser auf die Diskussion um die Äußerungen Eva Hermans reagierenDie Debatte um die Aussagen der Moderatorin und Autorin Eva Herman hatte es in sich, spülte sie doch Propaganda der NS-Zeit an die Oberfläche, die längst überwunden schien. Welche Spuren dieser Streit hinterlassen hat, beschäftigt den Berliner NS-Forscher Wolfgang Wippermann in seinem neuen Buch "Autobahn zum Mutterkreuz“. Darin dokumentiert er Reaktionen und Leserbriefe an die "Bild"-Zeitung.
Drei Entwürfe über Möglichkeiten des ZusammenlebensVor zwölf Jahren hat der amerikanische Historiker Samuel Huntington die These vom "Kampf der Kulturen“ geprägt. Seitdem ist sie längst hinterfragt, mancher meint, ad absurdum geführt. Der Schriftsteller Ilija Trojanow und der indische Kulturkritiker Ranjit Hoskoté haben jetzt einen Gegenentwurf formuliert.
Eine Tunesierin bricht aus der Zwangsehe ausEiner Umfrage unter türkischen Frauen zufolge kannte ein Viertel der Befragten ihren Partner vor der Hochzeit nicht, 17 Prozent empfinden ihre Ehe als erzwungen. Ein öffentliches Thema wurde dieser Misstand, als eine junge Frau in Berlin ermordet wurde, nachdem sie ihren Mann verlassen hatte. Wie gefährlich, kräftezehrend und schmerzlich dieser Ausbruch ist, erzählt Esma Abdelhamid in "Löwenmutter“.
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