Donnerstag, 28. März 2024

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Politologe über Pegida
"Ein Ritual der zornigen alten Männer"

Als "Putztruppe" der AfD bezeichnet der Politikwissenschaftler Hans Vorländer die Organisation Pegida. Es gehe darum, Stimmung auf der Straße zu machen. Politisch bewegen würde Pegida zwar nichts mehr. Sachsens Ministerpräsident sollte sich dennoch klar auf die Seite von Demokratie und Pressefreiheit stellen, sagte Vorländer im Dlf.

Hans Vorländer im Gespräch mit Irene Geuer | 23.08.2018
    Anhänger von AfD und Pegida demonstrieren in Dresden gegen den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
    Zuletzt kam Pegida ins Gespräch wegen einer Demo gegen den Besuch von Bundeskanzlerin Merkel Mitte August in Dresden (imago / Paul Sandner)
    Für den Dresdner Politologen Hans Vorländer ist die 2014 entstandene Organisation Pegida "der Startschuss für einen Rechtspopulismus gewesen, der sich bei Pegida mittlerweile durchaus auch in rechtsextreme Richtung weiterentwickelt hat".
    Keinerlei inhaltliche Differenzen mit AfD
    Gestartet seien die selbsternannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands" als Sammlungsbewegung, nun sei sie "aber ein kleiner Haufen geworden von überwiegend Männern - 1.500 bis maximal 2.000". Zwischen Pegida und AfD gebe es keinerlei inhaltliche Differenzen mehr, insbesondere seitdem Frauke Petry die Partei verlassen habe. Zuvor hätten persönliche Animositäten zwischen Petry und Lutz Bachmann, dem langjährigen Sprecher von Pegida, eine engere Kooperation verhindert. Rund 90 Prozent der Pegida-Anhänger würden auch AfD wählen, so Vorländer.
    Für den Politikwissenschaftler handelt es sich bei Pegida um "ein gewisses Ritual der zornigen alten Männer. Es ist aber auch ein politisches Mobilisierungsinstrument."
    Klima "verroht und den Hass befördert"
    Pegida habe "das Klima der politischen Auseinandersetzung gänzlich verroht und den Hass befördert". Die Organisation sei "auch ein Ärgernis für die Dresdnerinnen und Dresdner oder für die Sachsen", weil so ein Bild entstehe, das mehrheitlich nicht dem sächsischen Selbstverständnis entspräche.
    Vorländer beobachtet bei Pegida "bewusste Strategien, um Medienvertreter einzuschüchtern, insofern steht viel auf dem Spiel, und ich glaube die Sachsen, auch die Behörden und die Ministerien oder der Ministerpräsident ist immer gut beraten, sich immer sehr deutlich auf die Seite von Demokratie und Rechtstaatlichkeit und Pressefreiheit zu schlagen".