Freitag, 29. März 2024

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Polnischer Präsident
"Keine Politik des Nachgebens"

Der polnische Präsident Bronisław Komorowski hat angesichts des russischen Vorgehens in der Ukraine vor einer Appeasement-Politik gegenüber Moskau gewarnt. Komorowski sagte im Deutschlandradio Kultur und im Deutschlandfunk, der russische Präsident müsse davon abgehalten werden, neue politische Einflusssphären zu bilden. Nach der Krim gehe es jetzt um weitere Gebiete der Ukraine. Man müsse sich fragen, wo das ende. Komorowski betonte, eine Politik des Nachgebens führe zu nichts.

Bronisław Komorowski im Gespräch mit Margarete Wohlan | 30.08.2014
    Polens Präsident Komorowski im Gespräch mit Margarete Wohlan
    Polens Präsident Komorowski im Gespräch mit Margarete Wohlan (deutschlandradio.de / Margarete Wohlan)
    Es dürften nicht die Fehler der 1930-er Jahre wiederholt werden. Damals habe man versäumt, "die Gewaltanwendung Deutschlands zu stoppen". Deutsche und Polen trügen besondere Verantwortung dafür. Der polnische Präsident bezeichnete Sanktionen des Westens gegen Russland als notwendig. Er forderte zugleich eine Stärkung der Ostflanke des NATO-Bündnisses.
    Nach Invasion in der Ukraine kein Europa der Kosaken
    "Russland hat in der Ukraine eine Invasion durchgeführt", sagte heute der polnische Präsident Bronisław Komorowski im Deutschlandradio Kultur und im Deutschlandfunk. Europa und die westliche Welt stünden nun vor der Frage, wie darauf effektiv zu reagieren sei. "Können wir das Russland von Präsident Putin davon abhalten, neue politische Einflusssphären zu bilden", was die "Wiedererrichtung des russischen Imperiums" bedeuten würde, so Komorowski. Es ginge nicht nur um politische Interessen, sondern darum, was aus Europa werde, "ein Europa der Kosaken oder ein demokratisches".
    Keine Appeasement-Politik
    Deutsche und Polen tragen besondere Verantwortung dafür, Lehren aus der Geschichte in Erinnerung zu rufen, betonte Bronisław Komorowski heute im Deutschlandradio Kultur und im Deutschlandfunk. In den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hätte dem damaligen Europa der Mut gefehlt, den Revisionismus und die Gewaltanwendung Deutschlands zu stoppen. "Es galt die Appeasement-Politik, das Nachgeben gegenüber Hitler", sagte das polnische Staatsoberhaupt. Eine Politik des Nachgebens führe zu nichts. "Erst wurde die Krim gefordert, jetzt geht es schon um weitere Gebiete der Ukraine und alle fragen sich, wo das endet".
    NATO-Ostflanke stärken
    Der polnische Präsident Bronisław Komorowski hält die Sanktionen des Westens gegen Russland für gerechtfertigt und notwendig. Er fordert zugleich aber auch die "Stärkung der Ostflanke des NATO-Bündnisses". Im Deutschlandradio Kultur und im Deutschlandfunk sagte Komorowski: "Wir wissen, dass die Schwäche potentieller Opfer zur Aggression ermutigen kann. Umgekehrt schreckt Stärke eine aggressive Politik ab". Deshalb sei er für Stärke. Mehr Sicherheit bedeute dann aber auch immer höhere Ausgaben für die Modernisierung der Streitkräfte.
    Putin will Imperium wiederaufbauen
    Mit einem Appell wandte sich das polnische Staatsoberhaupt an Deutschland. "Ich hoffe, dass genügend Deutsche sich daran erinnern, was ein sowjetisches Imperium in Europa bedeutet hat", sagte Bronisław Komorowski heute im Deutschlandradio Kultur und im Deutschlandfunk. Der Zusammenbruch der Sowjetunion, der Polen die Freiheit und Deutschland die Einheit gebracht habe, "war eine Folge des verlorenen Rüstungswettlaufs und des verlorenen Wettlaufs um wirtschaftliche Entwicklung." Daran sei das Imperium zerbrochen. Heute sage der russische Präsident Putin ganz offen, "dass er das Imperium wieder aufbauen will."
    Das komplette Interview mit Bronislaw Komorowski zum Nachlesen (Deutschlandradio Kultur, Tacheles, 30.08.2014)