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Pomelo
Chinas Lieblingsfrucht erobert Europa

Sie sieht aus wie eine aufgeblähte Pampelmuse, macht beim Schälen deutlich mehr Biomüll als andere Früchte, ist aber sehr schmackhaft: die Pomelo. In China kauft man sie normalerweise in Sechserkisten. Auch hierzulande wächst ihre Fangemeinde. Doch aufgepasst: Pomelo ist nicht gleich Pomelo.

Von Steffen Wurzel | 29.11.2016
    Um Kunden anzuziehen, schnitzt ein Obsthändler in Shenyang, China, Hasengesichter in Pomelos.
    Um Kunden anzuziehen, schnitzt ein Obsthändler in Shenyang, China, Hasengesichter in Pomelos. (imago/China Foto Press SHENYANG, CHINA)
    Wer sich in Shanghai auf die Suche nach der perfekten Pomelo macht, landet in einer der riesige Markthallen am Stadtrand. Hier wird frisches Obst aus allen Landesteilen gehandelt. Bi Longmei ist eine der Verkäuferinnen und neben ihrem Stand türmen sich die Pomelos.
    Markthalle unweit von Shanghai - hier werden während der Saison Tonnen von Pomelos verkauft.
    Markthalle unweit von Shanghai - hier werden während der Saison Tonnen von Pomelos verkauft. (Deutschlandradio / Steffen Wurzel)
    "Die Leute kaufen die Pomelos normalerweise in Sechser-Kisten. Manchmal auch zwei oder drei auf einmal. Zur Zeit ist Hochsaison. Die dauert nur zwei Monate, aber das Gute ist: Pomelos bleiben lange frisch."
    200 Tonnen pro Saison auf dem lokalen Obstmarkt
    Von Anfang November bis Anfang Januar dauert die Pomelo-Saison üblicherweise. Während dieser Zeit werden hier auf dem Obstmarkt bis zu 200 Tonnen der Zitrusfrüchte gehandelt - und zwar jeden Tag. Ein bisschen so etwas wie der Großmeister der Pomelos ist Zhang Chunhua, Präsident des Obsthändlerverbandes in Shanghai:
    "Früher, als es noch keine Kühlschränke gab, war die Pomelo die Frucht, die am längsten und einfachsten aufzubewahren war. Sie haben eine dicke Haut und sind robust. Unsere Eltern haben Pomelos einfach unterm Bett gelagert."
    Auch wenn es in deutschen Supermärkten vielleicht so aussehen mag: Pomelos sind nicht gleich Pomelos. Es gibt große Unterschiede bei Qualität und beim Preis.
    "Gemeinsam haben sie, dass sie süß, saftig, aromatisch und ein bisschen säuerlich schmecken. Die beliebteste Art in China sind Honig-Pomelos, sie kommen vor allem aus der südchinesischen Küsten-Provinz Fujian."
    Ganz genau auf die Qualität achten
    Je nach Qualität kostet eine richtig gute Honig-Pomelo in Shanghai bis zu 3 Euro, also deutlich mehr, als eine durchschnittliche Pomelo beim Discounter in Deutschland. Was nicht heißen muss, dass die nach Europa exportierten Pomelos nichts taugen, sagt Zhang Chunhua. Aber: Man sollte schon ganz genau auf die Qualität achten. Der Präsident des Shanghaier Obsthändlerverbands hat ein paar Tipps:
    "Die Pomelo sollte sich möglichst weich und eben anfühlen. Die Punkte auf der Schale müssen gleichmäßig über die ganze Frucht verteilt sein. Und wenn man zwei Pomelos mit unterschiedlichem Gewicht hat, ist die schwerere die Bessere."
    In China wird die Pomelo als Multifuktionsfrucht gesehen. Das Fruchtfleisch wird nicht nur frisch gegessen, sondern auch zum Aromatisieren von Kaffee- und Tee-Sorten verwendet. Auch die Schale muss man übrigens nicht wegwerfen. Nochmal die Shanghaier Obstverkäuferin Bi Longmei:
    "Die Pomelo-Schalen kann man in der Wohnung verteilen, um schlechte Gerüche wegzubekommen. Und man kann sie essen: Einen Tag lang in Wasser einlegen, dann mit Frühlingszwiebeln, Ingwer und Knoblauch anbraten. Sehr lecker ist das!"
    Steffen Wurzel, Shanghai