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Präsidentenwahl in Venezuela
Amtsinhaber Maduro trotz Wirtschaftskrise vor klarem Sieg

Venezuela versinkt zwar gerade im wirtschaftlichen Chaos, bei der Präsidentenwahl gilt Amtsinhaber Nicolas Maduro dennoch als klarer Favorit. Große Teile der Opposition wollen die Wahl boykottieren, da viele ihrer Anführer inhaftiert sind. Auch die EU will die Wahl nicht anerkennen.

Von Burkhard Birke | 19.05.2018
    Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro spricht vor Anhängern auf einer Kundgebung in der Hauptstadt Caracas
    Amtsinhaber Nicolas Maduro gibt sich siegessicher: Der venezolanische Präsident spricht vor seinen Anhängern auf einer Kundgebung in der Hauptstadt Caracas (imago / ZUMA Press)
    Mit eigens für den Wahlkampf komponiertem Reggaeton und dem eigens eingeflogenen argentinischen Fußballweltmeister von 1986, Diego Maradona, feierte Nicolas Maduro seine Abschlusskundgebung im Zentrum von Caracas.
    "Die Karten, Muscheln, Kerzen, Zigarren der Hellseher, ja der liebe Gott habe schon Venezuelas Zukunft besiegelt und seine Stimme auf Erden - das Volk - habe beschlossen: Nicolas Maduro Moros wird der nächste Präsident Venezuelas."
    Der Amtsinhaber gibt sich siegessicher, dabei versinkt das Land gerade im wirtschaftlichen Chaos. Fast 14.000 Prozent Inflation, Lebensmittel- und Medikamentennot, ein Mindestlohn, der gerade Mal für eine Packung Eier und, wenn man Glück hat, ein halbes Pfund Fleisch reicht.
    "Ich werde der Erste im Wahllokal sein, wir haben einen Parasiten als Präsident, wir leiden."
    Führende Oppositionspolitiker sitzen im Gefängnis
    Antonio wird deshalb Henri Falcon wählen. Der frühere Gouverneur des Bundesstaates Lara und bis 2010 Mitstreiter des verstorbenen Präsidenten Hugo Chavez verspricht einen radikalen Kurswechsel mit der Einführung des Dollar als Währung, um die Hyperinflation zu stoppen. Beim Wahlkampfabschluss in Barquisimeto, etwa vier Autostunden von der Hauptstadt entfernt, regnete es Henri-Falcon-Dollarscheine auf die Menschenmenge.
    "Die Tragödie Nicolas Maduro wird eine schlechte Erinnerung in der Geschichte Venezuelas bleiben. Wir konnten sehen, wie die politischen Gefangenen in der Haftanstalt Helicoide misshandelt wurden. So etwas wird Vergangenheit sein, denn unsere Regierung wird die Menschenrechte respektieren. Das schaffen wir nur, indem wir wählen, nicht durch Enthaltung."
    Geht wählen, wenn ihr etwas ändern wollt: Das ist die Botschaft von Henri Falcón, auch mit Blick auf zwei Gefängnisrevolten zurzeit in Venezuela. Falcon ist aus der Einheitsfront der Opposition ausgeschert. Amtsinhaber Maduro hat die Wahl einfach um ein halbes Jahr vorgezogen, führende Oppositionspolitiker sitzen im Gefängnis, Parteien wurden teilweise nicht zugelassen. Faul schrie die Opposition und rief auf, diese auch von der EU und vielen anderen Staaten nicht anerkannte Wahl, zu boykottieren.
    "Die Opposition ist völlig gespalten über die Frage, ob man wählen geht oder nicht. Das führt dazu, dass sie die Wahl sogar ohne Manipulation verlieren wird, obwohl 75 Prozent Maduro ablehnen. Das liegt einfach an der großen Enthaltung, die aber nicht groß genug sein wird, ein Zeichen zu setzen", glaubt der Meinungsforscher Vicente Leon von Datanalisis, vor allem da noch ein Dritter im Rennen ist: Der Evangelikale Javier Bertucci.
    Die Ärmsten mit subventionierten Lebensmitteln versorgt
    Auf seiner Abschlusskundgebung in Valencia begeisterte nicht nur eine perfekt inszenierte Bühnenshow über Korruption und Misswirtschaft Venezuelas die Massen. Als Pastor hält der charismatische Bertucci konservative Werte hoch, setzt auf Wandel und Gottvertrauen und spricht die Emotionen der Menschen an.
    "Die Menschen spüren, dass es am Sonntag eine reelle Chance gibt, diese Regierung, diesen Alptraum loszuwerden. Wir werden ein mutiges, intelligentes Volk erleben, das spürt, dass sich jetzt die Gelegenheit bietet. Es gibt keine Alternative, als für den Wechsel zu stimmen, den dieses Land braucht und fordert", brüllt der 48-Jährige in die Mikrofone der ihn umringenden Journalisten.
    "Ich stimme für Bertucci als Präsident. Die Hoffnung richtet sich auf Jesus Christus und er ist der Mann, den Gott uns geschickt hat, der uns vorwärts bringt. Ich baue auf Gott."- "Hoffnung auf Wandel."
    Auch diese Frau wird für den Prediger stimmen. Bertucci und Falcon werden sich indes die Stimmen der Venezolaner teilen, die der Regierung einen Denkzettel verpassen und den Wahlboykott nicht befolgen wollen. Kommt es also auf die Wahlbeteiligung an? Wohl nicht mehr: Denn der Kandidat mit der relativen Stimmenmehrheit gewinnt. Amtsinhaber Maduro, der die Ärmsten gerade wieder Mal mit subventionierten Lebensmitteln versorgt hat, wird da wohl kaum zu schlagen sein.