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Präsidentschaftswahl in Frankreich
François Fillon hält an Kandidatur fest

François Fillon will bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich trotz der gegen ihn laufenden Ermittlungen antreten. Der konservative Politiker wird verdächtigt, Familienangehörige auf Steuerzahlerkosten scheinbeschäftigt zu haben. Fillon spricht von einem "politischen Attentat".

01.03.2017
    François Fillon
    François Fillon (dpa / picture-alliance / Thomas Padilla / MAXPPP)
    Fillon soll nach eigenen Angaben am 15. März von den ermittelnden Richtern vorgeladen werden - zwei Tage vor dem Ende der Frist, bis zu der alle Kandidaten für die Präsidentschaftswahl gemeldet sein müssen. "Ich werde hingehen, ich respektiere unsere Institutionen. Und ich werde den Richtern die Wahrheit sagen", sagte Fillon vor Medienvertretern in Paris.
    "Das ist ein politisches Attentat"
    Der Kandidat der konservativen Partei steht in der Affäre um die mutmaßliche Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope und zwei seiner Kinder seit Wochen unter Druck. Inzwischen ermitteln drei Untersuchungsrichter in dem Fall. "Sie haben mir assistiert und ich werde das beweisen", sagte Fillon über seine Frau und seine Kinder. "Seit dem Beginn der Untersuchung bin ich nicht wie ein normaler Bürger behandelt worden." Informationen seien sofort an Medien weitergeleitet worden. "Das ist ein politisches Attentat", klagte Fillon. Er werde seine Kandidatur deshalb nicht zurückziehen.
    Zuvor hatte Fillon kurzfristig seinen Besuch der jährlichen Agrarmesse in Paris ohne Begründung abgesagt, was die Spekulationen um einen Rücktritt verstärkte. Der Besuch der internationalen Messe ist für die Kandidaten ein Pflichttermin, bei dem sie um Wählerstimmen werben können. Am Vormittag sprach Fillon sowohl mit dem konservativen Ex-Premier Alain Juppé als auch mit dem früheren Staatschef Nicolas Sarkozy.
    Ermittlungen ausgeweitet
    Zurzeit wird geprüft, ob die Anstellung von Fillons Frau Penelope als Parlamentarische Mitarbeiterin ihres Mannes eine Scheinbeschäftigung war. Sie war jahrelang auf Parlamentskosten bei ihrem Mann und dessen Nachfolger im Parlament beschäftigt gewesen. Die Affäre hat dem Ansehen des lange Zeit als Präsidentschaftsfavoriten gehandelten Fillon stark geschadet. In den meisten Umfragen liegt er inzwischen hinter der Rechtsextremen Marine Le Pen und dem unabhängigen Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron. Bis zu den Enthüllungen war Fillon klarer Favorit auf die Nachfolge des sozialistischen Präsidenten François Hollande.
    Fillon wies die Vorwürfe wiederholt zurück. In der vergangenen Woche hatte die französische Justiz dennoch ihre Ermittlungen gegen Fillon ausgeweitet. Drei Untersuchungsrichter sind seitdem mit dem Fall betraut. Die Anwälte des Ehepaars Fillon erklären, "unabhängige Richter" würden am Ende zweifellos die Unschuld ihrer Mandanten anerkennen.
    Macrons Chancen wachsen
    Damit wachsen jüngsten Umfragen zufolge die Chancen des unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron, Präsident zu werden. Er lag in der für 23. April angesetzten ersten Runde vor Fillon und hinter der Chefin des rechtsextremen Front National. In der möglichen Stichwahl am 7. Mai würden den Erhebungen zufolge Macron - aber auch Fillon - klar vor Le Pen siegen.
    Auch Le Pen steht im Mittelpunkt einer Beschäftigungsaffäre. Die französische Justiz prüft, ob aus Mitteln des Europaparlaments bezahlte Assistenten von Abgeordneten des Front National in Wahrheit für die Partei gearbeitet haben. Es geht um knapp 300.000 Euro. Am Montag war die Parteizentrale ein zweites Mal durchsucht worden.
    (nch/am)