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Präsidentschaftswahlen
Störungsfreier Wahltag in Kenia

Keine Ausschreitungen, keine Gewaltsausbrüche: Der Wahltag in Kenia verlief störungsfrei. Im Vorfeld hatte es Gerüchte über Wahlbetrug gegeben. Jetzt ist die Hoffnung groß, dass es auch nach Auszählung der Stimmen im Präsidentschaftsrennen ruhig bleibt.

Von Linda Staude | 09.08.2017
    Der dreijährige Joseph Njoroge Kimani wartet mit seinem Vater James Kimani Njoroge und seiner Mutter Esther Wanjiru Njoroge, die Anzüge in den kenianischen Farben tragen, am 08.08.2017 in Gatundu (Kenia) vor einem Wahllokal auf die Stimmabgabe seiner Eltern.
    Kenianische Wähler vor dem Abstimmungslokal in Gatundu (dpa /AP /Ben Curtis)
    Ein Schnitt mit einem scharfen Messer durch das Plastiksiegel der Wahlurne und ein Strom von Stimmzetteln ergießt sich auf den Tisch des Wahllokals in Nairobi. Eine Wahlhelferin hält jeden Wahlzettel einzeln in Höhe und ruft den Namen des angekreuzten Präsidentschaftskandidaten aus
    "Phase eins des Wahlprozesses ist abgeschlossen, nämlich dass die Kenianer in großer Zahl ihre demokratischen Rechte ausgeübt haben. Jetzt beginnt der kritische Moment der Wahl: Die Auszählung der Stimmen", erklärte der Leiter der Wahlkommission, Wafula Chebukati, mit knapp zwei Stunden Verspätung. Eine ganze Reihe von Wahllokalen musste länger als geplant geöffnet bleiben, weil bis zum Schluss lange Schlangen vor den Türen standen.
    Kleinere Probleme mit dem elektronischen Wahlsystem
    "Der ganze Prozess ist unheimlich langsam. Wir waren um sechs Uhr hier und stehen immer noch am Ende der Schlange. Wir sind inzwischen müde vom Stehen, aber es wird schon alles gut werden", so Susan Njuer. In einigen Wahllokalen haben Probleme mit dem neuen elektronischen Wahlsystem die Geduld der Wähler noch weiter auf die Probe gestellt. Gilbert Muchemi: "Die Türen wurden schon um halb sechs geöffnet, aber dann haben die Maschinen versagt. Keine Ahnung, ob sie jetzt funktionieren oder nicht."
    Insgesamt ist die Wahl jedoch weitgehend störungsfrei verlaufen. Drei Wahlhelfer wurden verhaftet, weil sie einzelnen Wählern mehrere Stimmzettel zugeschustert hatten. Aber aus den meisten Wahllokalen hieß es: Alles geht glatt. "Und dass alles friedlich geblieben ist. Aber Gewaltausbrüche wie nach den Wahlen vor zehn Jahren, als über 1.200 Menschen getötet wurden, könnten noch kommen", befürchtet Lazarus Kipkorir, "jemand könnte z.B. mit dem Wahlausgang nicht zufrieden sein und seine Anhänger mobilisieren, auf die Straße zu gehen."
    Beeindruckt von der Arbeit der Wahlkommission
    Die vielen Gerüchte im Vorfeld der Wahl über geplanten Wahlbetrug hatten diese Angst noch verstärkt. Am Ende des Wahltages räumte aber selbst Musalia Mudavadi, der Wahlkampfmanager der Oppositionskoalition NASA, ein, "die NASA-Koalition ist weitgehend beeindruckt von der Arbeit der Wahlkommission und der Wahlhelfer, die in vielen Regionen ihrer Aufgabe größtenteils gewachsen waren."
    Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass Herausforderer Raila Odinga eine mögliche Wahlniederlage akzeptieren würde, wie Präsident Uhuru Kenyatta es bei seinem Urnengang gefordert hatte. "Meinen Konkurrenten sage ich: Solltet Ihr verlieren, akzeptiert den Willen des Volkes. Ich bin bereit das zu tun, also sollten sie das auch."
    Wer im Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Spitzenkandidaten den Sieg davon getragen hat, dürfte frühestens im Laufe des Mittwoch ausgezählt sein.