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Premier League
Weltweite Vermarktung boomt

Die Vereine der britischen Premier League gehören zu den reichsten der Welt. Vor allem die Fernseheinnahmen tragen zum finanziellen Erfolg der Klubs bei. Unter den deutschen Vereinen können allein die Bayern mit dem Reichtum der Engländer mithalten.

Von Jens-Peter Marquardt | 18.02.2019
    Leroy Sane von Manchester City (l.) kämpft gegen Trent Alexander-Arnold of Liverpool um den Ball während des Premier-League-Matchs im Etihad-Stadion, Manchester.
    Die Spieler bei City, darunter der deutsche Nationalspieler Leroy Sané, verdienen im Durchschnitt drei Mal so viel wie die Kicker auf Schalke. (imago sportfotodienst - Andrew Yates)
    Keine Liga der Welt habe so viele Fernsehzuschauer wie die Premier League, sagt Peter Coates, der Chairman von Stoke City, der hofft, bald wieder in die erste englische Liga aufsteigen zu können.
    Die Premier League - ein enormer Erfolg, eine der größten Erfolgsgeschichten Großbritanniens. Finanziell stimmt das. Unter den deutschen Clubs können allein die Bayern mit dem Reichtum der Engländer mithalten. Sie treten gegen Liverpool auf Augenhöhe an: Die Münchener machten in der abgelaufenen Saison einen Umsatz von 629 Millionen Euro, Jürgen Klopps Liverpool Team kam auf 513 Millionen Euro.
    Nur: Die Bayern sind Deutscher Meister in Serie, Liverpool dagegen wartet seit 29 Jahren auf den ersten Titel – der finanzielle Erfolg hat sich in England ein ganzes Stück vom sportlichen entfernt. Bestes Beispiel: Manchester United, mit 666 Millionen Euro Umsatzspitzenreiter in der Premier League. Das Team hatte in den vergangenen Jahren sogar Schwierigkeiten, sich überhaupt für die Champions League zu qualifizieren, und trotzdem schwimmt United im Geld. Wie praktisch die gesamte Premier League. Als Borussia Dortmund in der vergangenen Woche im Wembley-Stadion gegen Tottenham Hotspur verlor, war nicht nur das 0:3 deutlich, auch der finanzielle Unterschied. Der zweitstärkste deutsche Verein setzte in der vergangenen Saison 317 Millionen Euro um, die Spurs aber 428 Millionen. Noch krasser wird es, wenn Schalke auf Manchester City trifft: 243 Millionen Euro Umsatz in Gelsenkirchen stehen in Manchester 568 Millionen gegenüber, ein mehr als doppelt so hoher Umsatz. Die Spieler bei City, darunter der deutsche Nationalspieler Leroy Sané, verdienen im Durchschnitt drei Mal so viel wie die Kicker auf Schalke.
    Fernseheinnahmen werden zur Goldgrube
    Es sind nicht die höheren Ticket-Preise, die den großen Unterschied ausmachen – bei Manchester City zum Beispiel tragen die Fans im Stadion nur elf Prozent zum Umsatz bei. Es sind vor allem die Fernseheinnahmen, die die englischen Clubs im Geld schwimmen lassen. Nach den letzten Vertragsabschlüssen kassieren die Vereine der Premier League für drei Spielzeiten 6,9 Milliarden Euro – das ist Weltrekord im Fußball. Die Bundesliga-Vereine müssen sich für vier Spielzeiten mit 4,6 Milliarden Euro begnügen. Die Übertragung der Spiele aus England ist damit genau doppelt so viel wert wie die der deutschen. Auch Amazon hat sich jetzt erstmals eingekauft, um von diesem Jahr an Premier-League-Spiele im Netz zu streamen. Für die Investoren, die früher häufig Verluste mit ihren Premier-League-Vereinen gemacht hätten, sei das Engagement inzwischen zur Goldgrube geworden, sagt Tim Bridge, Fußballexperte der Wirtschaftsprüfer Deloitte:
    "Vor zehn Jahren machten 60 Prozent der Premier-League-Vereine Verlust. Jetzt hat sich das total geändert. Das Wachstum der Fernseheinnahmen steigert nicht mehr nur die Gehälter der Spieler, sondern schafft auch eine neue Ära der finanziellen Stabilität für die Vereine."
    Während die Einnahmen aus den nationalen Übertragungsrechten in Großbritannien zuletzt stagnierten, trieb die weltweite Vermarktung der Premier-League-Spiele die Einnahmen der englischen Clubs noch weiter in die Höhe: Vereine wie Manchester United haben in Asien und in den Vereinigten Staaten eine riesige Fan-Basis. So groß, dass einige Club-Manager inzwischen dafür sind, einen Teil der Premier- League-Punktspiele nach Asien oder Amerika auszulagern. Freundschaftsspiele der englischen Vereine sind dort schon jetzt gang und gäbe.