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Privatuniversität braucht Geld

Die Privatuniversität Witten Herdecke steht unter Druck. Damit das Land weiter Gelder zahlt, muss sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Nur wenn die Einrichtung in der Lage ist, selbst Geld zu erwirtschaften, gibt es auch Unterstützung vom Land. Der Präsident der Privatuniversität hat deshalb eine Erhöhung der Studienbeiträge angekündigt.

Von Hilde Braun | 05.03.2008
    Die Privatuniversität Witten Herdecke wird ab dem kommenden Wintersemester ihre Studienbeiträge um bis zu 50 Prozent anheben. Ein Medizinstudium soll dann 47.000 Euro kosten, 17.000 Euro mehr als bisher. Die Studierenden werden also stärker als bisher an den Kosten des Studiums beteiligt.

    " Ich habe den Eindruck, dass an der schwächsten Stelle einfach geguckt wird, wo man Gelder rein bekommen kann, und das ist sehr schade, weil dadurch die Sozialstruktur sich zwangsläufig verändern wird. Für die Leute, die eben keine Eltern haben, die denen das finanzieren können bzw. einen hohen Kredit aufnehmen können, ist das schon sehr schwierig. "

    Jens Huse studiert Medizin im sechsten Semester. Ihn selbst treffen die höheren Gebühren nicht. Er studiert noch nach altem Vertrag, kann sobald er einen Job hat seine Studienbeiträge bei der Uni abstottern mit zehn Prozent im Jahr, zehn Jahre lang. Die Privatuniversität hat dieses Modell jetzt gekippt und die Zusammenarbeit mit der Studierendengesellschaft gelöst. Daniel von Gaertner gehört zum Vorstand dieser Studenteninitiative:

    " Es war so, dass die Studierenden die Höhe der Studienbeiträge bestimmt haben. Das ist viel Verantwortung für die Studierenden, aber auch viel Mitspracherecht und Einfluss. Jetzt soll in Zukunft die Höhe der Studienbeiträge alleine von der Geschäftsleitung festgelegt werden, und das ist schon eine Art Kulturwandel in dem, wie man miteinander umgeht. "

    Die Studierendengesellschaft war vor allem für Studienanfänger erster Ansprechpartner in Sachen Finanzierung des Studiums. Mögliche Neulinge sind verunsichert, ziehen bereits Alternativen zur Privatuniversität Witten Herdecke in Betracht:

    " Es rufen Bewerber bei uns an und fragen wie sieht's denn jetzt aus oder schreiben E-Mails und fragen was passiert denn jetzt eigentlich. Es ist sehr schade um die Grundidee der Studierendengesellschaft. Da stecken eben auch zwölf Jahre Arbeit drin, und deshalb ist es sehr schade, dass genau das nicht weitergeführt werden kann. "

    Jetzt soll sich eine externe Organisation um die Studienbeiträge kümmern. Die Geschäftsleitung in Witten will mit Unternehmen zusammen zu arbeiten, die Bildungskredite vergeben. Eine Art umgekehrten Generationenvertrag bei dem die Gebühren erst nach Abschluss des Studiums gezahlt werden soll es weiterhin geben, erklärt der Präsident der Privatuniversität, Birger Priddat:

    " Niemand braucht Angst haben, dass er bei uns nicht studieren kann, weil er kriegt einen ähnlichen Vertrag, nur ist der teurer, deutlich teurer. Das heißt, man zahlt länger ab oder mit einem höheren Zinssatz. "

    Die Universität Witten-Herdecke braucht Geld. Stifter und Spender sind nach der Krise um die Qualität des Medizinstudiums schwer zu gewinnen. Aber auch, wenn es wieder mehr Einnahmen gibt, sollen die Studiengebühren nicht wieder herabgesetzt werden.

    " Bevor ich die Gebühren senke - weil die Preise hoch und runter zu setzen, ist ja vielleicht eine Sache, die man in drei oder vier Jahren wieder ändern muss -, dann würde ich eher das Kontingent an Stipendien hoch setzen, wenn das die Alternative wäre. "

    Annkathrin Löhr studiert im 5. Semester Wirtschaftswissenschaften in Witten, mit der Universität ist sie zufrieden, weil die Seminare klein sind, die Atmosphäre persönlich und der Praxisbezug hoch. Dennoch stört sie das ständige Auf und Ab um die Finanzierung der Hochschule:

    " Man hat hier immer das Gefühl, übermorgen geht die ganze Uni unter und man müsste sich irgendwo wieder bewerben oder sich für die Zukunft eine Alternative suchen. Aber bis dato ist es doch immer so gelaufen, dass es am Ende doch irgendwie eine Kraft gab, sich dem äußeren Druck zu erwehren, und da sind wir auch ganz zuversichtlich innerhalb der Studierendenschaft, dass das dieses Mal auch wieder klappen wird. "

    Ob die Rechnung an der Privatuniversität aufgeht und sich tatsächlich mehr Studierende einschreiben wird sich schon im kommenden Wintersemester zeigen. Die exakte Höhe der Beträge soll in den kommenden Wochen verkündet werden.