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Prix Marulic

Hörspiele und Feature, die sich mit dem kulturellen Erbe beschäftigen, stehen im Mittelpunkt des internationalen Festivals zum Prix Marulic, das der kroatische Rundfunk (HRT) in Zusammenarbeit mit der European Broadcasting Union organisiert. Es besteht seit elf Jahren und hat sich inzwischen zu einem großen Forum akustischer Kunst gemausert. Elisabeth Panknin, die Leiterin der Hörspielabteilung beim Deutschlandfunk, war da.

Von Frank Olbert | 13.06.2009
    Frau Panknin, in welcher Umgebung findet denn dieses Festival statt?
    Das Festival findet auf einer Trauminsel statt, auf Hvar. Das ist für ein internationales Festival insofern ein absoluter Standortvorteil, weil die Teilnehmer sich überall und immer begegnen können und zwar in einer ästhetisch und von der Natur her wunderbaren Umgebung. So werden beispielsweise in einer Burg Hörspiele abgehört oder in einem Klostergarten mit Blick auf das Meer und das in einer hervorragenden technischen Qualität.

    Wird über die vorgestellten Produktionen auch diskutiert?

    Ja, es ist vielleicht das Festival, bei dem am meisten miteinander geredet und diskutiert wird. Und man hört Produktionen aus Ländern, die gemeinhin nicht an solchen internationalen Festivals teilnehmen. In diesem Jahr waren zum Beispiel Feature und Hörspiele aus China, Iran oder auch Australien dabei. Es ist so, dass man Begegnungen mit anderen akustischen Handschriften sehr produktiv für sich verwenden kann.

    Die Deutschlandfunkproduktion "Ländliche Küche in Zentralfrankreich" von Harry Mathew wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Welche Hörspiele oder Feature sind Ihnen besonders positiv aufgefallen?

    Es gab in diesem Jahr zum ersten Mal auch die Möglichkeit Kurzhörspiele einzureichen. Hier hat der "Hongkongsong" von Jens Jarisch zu Recht den ersten Preis gewonnen. Sehr anregend fand ich auch ein Feature von Chris Brooks aus Kanada, das auch einen ersten Preis gewonnen hat. Das ist eine sehr witzige Klangarbeit, die sich auf die fast archäologische Suche nach der akustischen Welt des elisabethanischen England macht. Politisch fand ich eine Produktion des kroatischen Rundfunks sehr interessant. Sie hatte die Geschichte Izmirs, griechisch Smyrnas, zum Gegenstand und erzählte sehr anrührend und auch mit vielen musikalischen Tonspuren die Geschichte einer Stadt, in der Juden, Türken und Griechen friedlich zusammen lebten und kulturellen Austausch pflegten, bis sie den Weltmachtinteressen nach dem ersten Weltkrieg zum Opfer fielen. Sie wurden Schauplatz der Auseinandersetzungen der Großmächte. Hier wurde vom kroatischen Rundfunk gezeigt, was passiert, wenn andere Interessen, die mit den Interessen des Landes oder der Stadt nichts zu tun haben, die Regie übernehmen. Man konnte ohne weiteres eine Parallele zum Balkan ziehen. Dieses Feature war sehr liebevoll und klug gemacht.