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Prognose des Deutschen Spendenrats
Große Spendenbereitschaft vor Weihnachten

Kurz vor Weihnachten werden Geschenke gekauft - und so viel gespendet wie sonst nie im Jahr: Ein Fünftel der Jahressumme kommt in der Adventszeit zusammen. Doch die Konkurrenz unter den Organisationen ist groß und nicht alle gehen mit dem gespendeten Geld sorgfältig um.

Von Günter Hetzke | 02.12.2019
Säcke mit Getreide für die Flüchtlinge in der Flüchtlingssiedlung Omugo im Norden Ugandas
Besonders nach Naturkatastrophen steigt die Spendenbereitschaft (imago/Klaus Petrus)
Der Deutsche Spendenrat wird sich zu Trends und Prognosen im Spendenjahr 2019 äußern. Damit wird genau in der Adventszeit auf den Spendenmarkt aufmerksam gemacht.
Warum ausgerechnet jetzt?
Der Dezember ist extrem wichtig. In den Vorjahren hat sich immer wieder gezeigt, dass diese vier Wochen die mit Abstand wichtigste Zeit sind für die Organisationen. Über den Daumen kann man sagen, dass ein Fünftel der gespendeten Jahressumme in der Adventszeit zusammenkommt. Und das merken wir ja auch an den vielen Bittbriefen, die in diesen Tagen in unserem Briefkasten landen und auch ihren Teil dazu beitragen, dass die Spenden steigen.
Wobei Verbraucherschützer ja immer wieder mahnen und warnen: Wenn man bei diesen Briefen was zugeschickt bekommt, wie Weihnachtskarten beispielsweise, sollte man sich nicht verpflichtet oder auch nicht unter Druck fühlen zur Spende. Das ist Marketing und es ist eine Form des Marketings, über die trefflich gestritten werden kann.
Gibt es neben umstrittenen Werbemethoden auch Betrug?
Klar wird getrickst. Trittbrettfahrer gibt es immer und immer wieder, nicht nur in der Adventszeit, sondern oft auch bei Großereignissen, über die viel berichtet wird, die dann präsent sind im Bewusstsein. Nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame ging es um Spenden für den Wiederaufbau. Da wurde international gewarnt vor Kriminellen, die das genutzt haben, um an Geld zu kommen durch Anrufe, E-Mails oder Briefe.
Wie kann ich mich gegen Betrug schützen?
Leider gibt offiziell, also von staatlicher Seite, keinen Stempel - weder in Deutschland noch in der EU. Bei der Orientierung helfen einige nicht völlig unumstrittene, aber größtenteils anerkannte Organisationen, wie beispielsweise das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, kurz DZI. Hier werden gegen Bezahlung die Geschäftsbücher oder auch die Werbung geprüft, die Hilfe vor Ort allerdings nicht.
Das Siegel ist schon mal ein hilfreicher Hinweis, dass Hilfswerke mit dem gespendeten Geld sorgfältig umgehen und sich anständig verhalten. Und auch der Deutsche Spendenrat beispielsweise vergibt für seine Mitglieder ein Spendenzertifikat. Einige kleinere Organisationen machen das auch noch, aber das muss man sich schon im Einzelfall anschauen, nach welchen Kriterien die handeln. Von staatlicher Seite wird da eben nicht kontrolliert.
Wie viel wird in Deutschland gespendet?
Vorweg: Es gibt keine wirkliche Erfassung und auch keine einheitliche Erfassung. Das beruht auf Umfragen, Schätzungen und Angaben einzelner Hilfswerke. Im vergangenen Jahr waren es rund 5,3 Milliarden Euro, die laut Angaben vom Deutschen Spendenrat zusammenkamen, wobei das nur die Mitglieder der Organisation betrifft, wie das Rote Kreuz, die DLRG oder den Malteser Hilfsdienst beispielsweise. Örtliche Vereine wie die Feuerwehr oder der Schützenverein sind da nicht erfasst. Ebenso wenig die Großspenden von Unternehmen. Hier geht es einzig um die Privatspende. Und zuletzt war es ja so, dass immer weniger Menschen in Deutschland spenden. Das zeigte die Jahresbilanz Anfang dieses Jahres, aber auch eine Umfrage Mitte des Jahres vom Marktforschungsinstitut YouGov.
Die Zahl der Geldspender also sinkt stetig, aber: Das Spendenvolumen stieg zuletzt. Die 5,3 Milliarden, das war der zweithöchste Wert, seit dem Spenden überhaupt erfasst werden. Das meiste Geld ging in den zurückliegenden Jahren stets in den Bereich humanitäre Hilfe. Und es gibt eine große Baustelle für die Hilfswerke: Die Hälfte des gesamten Spendenaufkommens kam zuletzt von der Generation über 60. Die jüngeren Menschen spenden weniger und seltener. Da muss nach Anreizen gesucht werden.