Dienstag, 16. April 2024

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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 23.08.2020

  • 00:05 Uhr

    Ein Schwingen des Pfeils im Blauen
    Eine Lange Nacht der Unendlichkeit
    Moderation: Sybille Hoffmann
    Studiogäste: Professor Dr. Burkhard Kuemmerer, Prof. Dr. Fitz Siemsen, Dr. Klaus Jürgen Grün
    (Wdh. v. 26./27.9.2003)

    Eine mystische, in Nebel gehüllte Masse. Ein weites Firmament. Eine Zahl, ein Zeichen oder doch das universale Seinsprinzip? Während an Werktagen der Lohn den Wert des Menschen fixiert, kann man in der freien Zeit seinen unendlichen Wert spüren. Das Gefühl wird geweckt durch die unendliche Natur, das Meer, den Himmel, durch unsere Beziehungen: Liebe, Freundschaft - unendlich wertvoller als 30 nützliche Silberlinge. Der Mensch kann als einziges Wesen diese stürmischen, aber oft flüchtigen Wahrnehmungen des Unendlichen gedanklich in eine Gewissheit transponieren. Einstein verzichtete gern auf Alkohol, weil es ihn beim Denken störte. Seine Hauptgedanken eröffneten eine neue Sicht auf das Unendliche. Wie ein Schwingen des Pfeils im Blauen kam es dem Schriftsteller und Spanienkämpfer Arthur Koestler vor, als er 1937 im Kerker saß und den Euklidschen Beweis für die Unendlichkeit der Primzahlen an der Zellenmauer nachvollzog. Mit endlichen Mitteln hatte der griechische Philosoph die Existenz der Unendlichkeit bewiesen. Nietzsche sah das Immergleiche ewig wiederkehren. Heute schwingt die Forschung zwischen Urknall und schwarzem Loch, und sie rechnet mit zahllosen Universen. Rechnet sie noch mit der Unendlichkeit? Die Natur zeigt Unendlichkeit am klarsten in ihren drei endlichen Aspekten: Raum, Zeit und Materie. In Natur, Geist und Seele finden sich Anzeichen des Reichs der Unendlichkeit, an dem der Mensch teilhat - auch in dieser „Langen Nacht”.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Klassik live

    4. Raderbergkonzert 2019/2020

    Charles Valentin Alkan
    Concerto pour piano seul, op. 39 Nr. 8-10

    Schaghajegh Nosrati, Klavier
    Aufnahme vom 14.1.2020 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln

    03:05 Uhr   Heimwerk

    Dmitri Kabalewski
    Frühling. Sinfonische Dichtung für Orchester, op. 65

    Konzert für Violine und Orchester C-Dur, op. 48

    Colas Breugnon. Suite aus der gleichnamigen Oper in 3 Akten, op. 24

    Yury Revich, Violine
    Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
    Leitung: Karl-Heinz Steffens

  • 06:05 Uhr

    US-Präsidentenwahlen: Die Demokraten bringen sich in Stellung

  • 06:10 Uhr

    Georg Philipp Telemann
    Kantate am 11. Sonntag nach Trinitatis für Sopran, Altblockflöte und Basso continuo
    Ingrid Schmithüsen, Sopran
    Il Concertino Köln

    Michael Praetorius
    Aus tiefer Not schrei ich zu dir
    Ensemble Nobiles

    Michael Praetorius
    Aus tiefer Not schrei ich zu dir
    Chor & Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele
    Leitung: Michael Hofstetter

    Johann Sebastian Bach
    'Mein Herze schwimmt im Blute'. Kantate zum 11. Sonntag nach Trinitatis, BWV 199
    Dorothee Mields, Sopran
    Amsterdam Baroque Orchestra
    Leitung: Ton Koopman

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen

    Von Goethe bis Buchenwald - Erinnerungspolitisches Kunstwerk in Weimar droht zu verfallen

    Hegel und wir - Zum 250. Geburtstag des Philosophen ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Herfried Münkler

    Sklaverei und Rassismus - Ein Interview mit dem Historiker Sebastian Jobs

    07:50 Uhr   Kulturpresseschau

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Der Fall Nawalny, Belarus, der "Tiergartenmord": Kühlen die deutsch-russischen Beziehungen weiter ab? Ein Interview mit der Politikwissenschaftlerin Susan Stewart

    Denk ich an Deutschland: der Kabarettist und Autor Jürgen Becker

    Am Mikrofon: Anja Reinhardt

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    Provokanter Weckruf für das Christentum? Vor 120 Jahren starb Friedrch Nietzsche
    Von Gunnar Lammert-Türk
    Katholische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 25 Jahren: Der amerikanische Fotograf Alfred Eisenstaedt gestorben

  • 09:30 Uhr

    Freiheit oder Naturalismus
    Zur Hochaktualität Hegels
    Die Philosophin Andrea Kern im Gespräch mit Thomas Palzer

    Am 27.8.2020 jährt sich zum 250. Mal der Geburtstag von Hegel. Und sein Denken erfährt eine Renaissance. Denn trotz der Vorherrschaft der Naturwissenschaften gilt es, Geist und Natur sowie Freiheit und Determination neu zu denken. Im Zuge der Aufklärung begann man daran zu zweifeln, dass die Welt nach den Vorstellungen der Religion verfasst sei. Die entstehende Sinnkrise wollte die Philosophie bewältigen, vor allem in Gestalt von Immanuel Kant und Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Kant hatte die Grenzen der Vernunft aufgezeigt, doch Hegels Philosophie gab die Garantie dafür, dass die Vernunft dennoch in einer Welt wirksam ist, die bar jeder Vernunft scheint. Heute erleben wir eine ganz ähnliche Situation: Es wachsen die Zweifel daran, dass sich alles umstandslos naturalisieren und auf diese Weise verstehen lasse. Der Mensch ist zwar seinem Körper ausgeliefert und untersteht den Naturgesetzen, scheint aber gleichzeitig frei zu sein. Das ist nur einer von vielen unaufgelösten Widersprüchen. Die Philosophin Andrea Kern greift in einer Buchreihe zum Deutschen Idealismus just diese Fragen erneut auf und erörtert im Gespräch mit Thomas Palzer, wie wir eine Einheit von Natur und Geist verstehen könnten.
    Andrea Kern studierte Philosophie, Germanistik und Film und Theaterwissenschaften in Berlin, Paris und Bochum. Sie forschte unter anderem in Amsterdam, Pittsburgh, Chicago, Potsdam und Amiens, Wien und Frankfurt am Main. Heute ist Andrea Kern Professorin für die Geschichte der Philosophie an der Universität Leipzig. Dort ist sie Ko-Direktorin des Forschungskollegs „Analytic German Idealism". Zuletzt erschien von Andrea Kern: „Sources of Knowledge: on the Concept of a Rational Capacity for Knowledge", Cambridge: Harvard University Press 2017.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der Petrikirche in Köln
    Predigt: Pfarrer Uwe Rescheleit
    Evangelische Kirche

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

    Sagenhaft und quellenreich
    Unterwegs im Siegerland

    Safari in Belgien
    Der Geopark Famenee-Ardenne

    Höchster Vulkan Ecuadors
    Mit dem Zug zum Fuss des Chimborazo (Ecuador)

    Commedia dell’Arte im Lavendelfeld
    Ein Workshop im sürdfanzösischen Drôme 

    Stadt der Musik
    Salzburg zur Festspielzeit

    Am Mikrofon: Andreas Stopp

  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Der Autor und Hörspieldramaturg Christoph Buggert im Gespräch mit Michael Langer
    (Whlg. v. 01.09.2013)

    Christoph Buggert, 1937 auf Usedom geboren, ist Schriftsteller, Hörspielautor und nicht zuletzt Hörspieldramaturg. Er begann seine Laufbahn 1969 beim Bayerischen Rundfunk, wo er bis 1976 Hörspieldramaturg war. Danach war er bis zum Jahr 2002 Leiter der Hörspielabteilung des Hessischen Rundfunks.
    Zu den Auszeichnugen, die er für seine Hörspielarbeit erhalten hat, zählen unter anderem der Drama Award der British Theatre Association und der Hörspielpreis der Kriegsblinden, den er 1978 für sein Stück "Vor dem Ersticken ein Schrei" erhalten hat. Als Buchautor hat Buggert vor allem mit seinen Romanen "Deutschlandbesuch" und "Das Pfarrhaus" von sich reden gemacht.

  • 15:05 Uhr

    Feministische Küchengeschichten
    Die britische Sängerin Nadine Shah
    Von Anke Behlert

    „Mutig, klug und kompromisslos” - mit diesen Worten hat das britische „Clash Magazine” Nadine Shahs 2017er-Album „Holiday Destination“ beschrieben. Allerdings könnte man dasselbe auch über Shah selbst sagen. Die 34-Jährige nimmt kein Blatt vor den Mund, egal ob es um Rassismus, Sexismus oder psychische Gesundheit geht. Zusammen mit Produzent und Dauer-Kollaborateur Ben Hillier verpackt sie auch noch so sperrige Themen in aufrüttelnd post-punkigen Indierock mit dissonanten Gitarren und militanten Drums. Trotz ihrer dunklen Stimmlage, bevorzugt schwarzer Garderobe und ernster Texte verbreiten ihre Songs einen unbeugsamen Optimismus. Mit klarem Blick und viel Humor seziert die Sängerin mit pakistanisch-norwegischen Wurzeln auf ihrem neuen, vierten Album „Kitchen Sink“ gesellschaftliche Erwartungen an Frauen und stellt dabei fest: „Es gibt Traditionen, die jahrelang vorgegeben haben, wie unser Leben aussehen sollte - und das hat sich jetzt grundlegend geändert. Ich bin so stolz darauf, eine Frau zu sein und von noch großartigeren Frauen umgeben zu sein.”

  • 16:10 Uhr

    Buch der Woche

    Klaus Vieweg: „Hegel. Der Philosoph der Freiheit. Biographie“
    (C.H. Beck Verlag, München)
    Ein Beitrag von Heidemarie Schumacher

    Am Mikrofon: Hubert Winkels

  • 16:30 Uhr

    Wissenschaft im Brennpunkt
    Die Hubble-Krise
    Was stimmt nicht mit der Expansion des Universums?
    Von Dirk Lorenzen

    Seit dem Urknall dehnt sich unser Universum aus. Doch mit welchem Tempo die Welt auseinanderfliegt, ist nicht ganz klar. Die Astronomen ringen um den Wert der „Hubble-Konstanten“, wie die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Alls heißt. Die beliebteste Theorie zum Aufbau des Universums sagt eine geringere Geschwindigkeit voraus als die Messungen im Kosmos ergeben. Beobachtung und Theorie widersprechen sich. Dass es an Ungenauigkeiten bei der Messung liegt, erscheint immer unwahrscheinlicher. Allmählich gerät das liebgewonnene Modell ins Wanken, nach dem Dunkle Materie und Dunkle Energie die Dynamik des Universums steuern. Steht die Kosmologie vor dem nächsten Umbruch?

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente
    Dekolonisierung der Sprache - Susan Arndt, Professorin für Anglophone Literaturen an der Universität Bayreuth, im Gespräch mit Änne Seidel

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen
    Frischluftmusik - Das Schweizer Festival für Neue Musik in Rümlingen wird 30 Jahre alt

    August der Starke als Identifikationsfigur - Ausstellung im Schloss Moritzburg in Halle

    Von Goethe bis Buchenwald - Erinnerungspolitisches Kunstwerk in Weimar droht zu verfallen

    Gelungenes Zusammenspiel - Kunstwerke und Architektur des neuen Berliner Flughafens

    Am Mikrofon: Katja Lückert

  • 18:40 Uhr

    Zur Behandlung von Staatsfeinden: Das Haftkrankenhaus der Stasi (DLF 2019)

  • 20:05 Uhr

    Pulp Fiction im Kaiserreich
    Der Kolportage-Schriftsteller Robert Kraft
    Von Markus Metz und Georg Seeßlen
    Regie: Matthias Kapohl
    Produktion: Deutschlandfunk 2020

    Ende des 19. Jahrhunderts heuert ein junger Deutscher auf einem Schiff an. Zwischen Eismeer und Wüste führt er ein unstetes Reiseleben. Nach einigen Jahren lässt er sich nieder und verarbeitet seine Erinnerungen zu Abenteuerromanen, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen: Robert Kraft.
    In der Welt der Abenteuerliteratur gibt es die Traumreisenden, die die exotischen und wilden Länder ihrer Helden nie betreten haben und sich aus Büchern pseudo-authentischen Hintergrund für ihre Fantasien schufen, wie Karl May. Und die wirklichen Abenteurer, die Weltreisenden, die genau wussten, wovon sie erzählten. Aber auch von ihnen nahmen es manche dabei mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau. Zu letzteren gehörte der 1869 in Leipzig geborene Robert Kraft. So wild und widersprüchlich wie sein Leben, mit Glanz und oft selbstverschuldetem Elend, waren auch seine Romane und Erzählungen: voller Überraschungen. Ungewöhnlich für die Kolportage steckt in Krafts fantastischen Abenteuergeschichten auch Talent und Reflexion, was über die reine Gebrauchsliteratur hinausgeht. Eine abenteuerliche Reise in die unbekannteren Gefilde der deutschen Literaturgeschichte.

  • 21:05 Uhr

    „Ghost Festival" der Spannungen:Künstler

    Ludwig van Beethoven
    Sonate für Violine und Klavier c-Moll, op. 30, Nr. 2

    Béla Bartók
    Sonate für Violine und Klavier Nr. 2, Sz 76

    Leoš Janáček
    Pohádka (Märchen). 3 Stücke für Violoncello und Klavier

    Johannes Brahms
    Quintett für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Violoncello h-Moll, op. 115

    Sharon Kam, Klarinette
    Isabelle Faust, Violine
    Vilde Frang, Violine
    Christian Tetzlaff, Violine
    Antje Weithaas, Violine
    Barbara Buntrock, Viola
    Gustav Rivinius, Violoncello
    Julian Steckel, Violoncello
    Kiveli Dörken, Klavier
    Lars Vogt, Klavier

    Aufnahme vom 22.6.2020 aus der Jesus-Christus-Kirche Berlin

    Am Mikrofon: Oliver Cech

    Zwar musste dieses Jahr auch das Kammermusikfest Spannungen im Kraftwerk Heimbach abgesagt werden. Doch gemeinsam mit dem Deutschlandfunk hat Festivalchef Lars Vogt die Idee entwickelt, ein „Ghost Festival” zu veranstalten - in der für ihre Akustik berühmten Berliner Jesus-Christus-Kirche als Proben- und Aufnahmeort und mit dem Kern seiner Musikerfreunde.
    Für das zweite Konzert haben die Musiker unter anderem „Pohádka” ausgesucht, ein Märchen ohne Worte von Leoš Janáček. Der oft träumerische Dialog zwischen Klavier und Violoncello erzählt die Geschichte von Prinz Iwan, der um Prinzessin Marja freit. Allerdings wollte Janáček mit seiner Musik nicht eine Handlung nachbilden, sondern die märchenhafte Stimmung einfangen, die sich aus der Annäherung dieser beiden Liebenden ergibt. Deutliche herbere Töne schlägt Béla Bartók an in seiner zweiten Violinsonate. „Bartók neigt mutig sich ins Archaische, meidet nicht das Fragment, spitzt den Klang zur wunderlichen Sprödigkeit”, meinte Theodor W. Adorno. Gerade diese Sonate empfand er als Inbegriff von Bartóks Stil. Auch Ludwig van Beethoven war ganz bei sich selbst, als er die Violinsonate op. 30 Nr. 2 komponierte. Er stand am Beginn seiner so bezeichneten heroischen Phase. Diesem heldischen Auftritt der Violine setzt Johannes Brahms die sanfte Stimme der Klarinette entgegen. Sein Quintett op. 115 ist Abgesang und Vollendung in einem; komponiert für Richard Mühlfeld, den Brahms scherzhaft „Fräulein Klarinette” nannte - wegen der unnachahmlich süßen und weichen Töne, die dieser seinem Instrument entlockte.