„Ghost Festival" der Spannungen:Künstler
Ludwig van Beethoven
Sonate für Violine und Klavier c-Moll, op. 30, Nr. 2
Béla Bartók
Sonate für Violine und Klavier Nr. 2, Sz 76
Leoš Janáček
Pohádka (Märchen). 3 Stücke für Violoncello und Klavier
Johannes Brahms
Quintett für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Violoncello h-Moll, op. 115
Sharon Kam, Klarinette
Isabelle Faust, Violine
Vilde Frang, Violine
Christian Tetzlaff, Violine
Antje Weithaas, Violine
Barbara Buntrock, Viola
Gustav Rivinius, Violoncello
Julian Steckel, Violoncello
Kiveli Dörken, Klavier
Lars Vogt, Klavier
Aufnahme vom 22.6.2020 aus der Jesus-Christus-Kirche Berlin
Am Mikrofon: Oliver Cech
Zwar musste dieses Jahr auch das Kammermusikfest Spannungen im Kraftwerk Heimbach abgesagt werden. Doch gemeinsam mit dem Deutschlandfunk hat Festivalchef Lars Vogt die Idee entwickelt, ein „Ghost Festival” zu veranstalten - in der für ihre Akustik berühmten Berliner Jesus-Christus-Kirche als Proben- und Aufnahmeort und mit dem Kern seiner Musikerfreunde.
Für das zweite Konzert haben die Musiker unter anderem „Pohádka” ausgesucht, ein Märchen ohne Worte von Leoš Janáček. Der oft träumerische Dialog zwischen Klavier und Violoncello erzählt die Geschichte von Prinz Iwan, der um Prinzessin Marja freit. Allerdings wollte Janáček mit seiner Musik nicht eine Handlung nachbilden, sondern die märchenhafte Stimmung einfangen, die sich aus der Annäherung dieser beiden Liebenden ergibt. Deutliche herbere Töne schlägt Béla Bartók an in seiner zweiten Violinsonate. „Bartók neigt mutig sich ins Archaische, meidet nicht das Fragment, spitzt den Klang zur wunderlichen Sprödigkeit”, meinte Theodor W. Adorno. Gerade diese Sonate empfand er als Inbegriff von Bartóks Stil. Auch Ludwig van Beethoven war ganz bei sich selbst, als er die Violinsonate op. 30 Nr. 2 komponierte. Er stand am Beginn seiner so bezeichneten heroischen Phase. Diesem heldischen Auftritt der Violine setzt Johannes Brahms die sanfte Stimme der Klarinette entgegen. Sein Quintett op. 115 ist Abgesang und Vollendung in einem; komponiert für Richard Mühlfeld, den Brahms scherzhaft „Fräulein Klarinette” nannte - wegen der unnachahmlich süßen und weichen Töne, die dieser seinem Instrument entlockte.