Ukraine im Gespräch (2/4)
Tanja Maljartschuk im Gespräch mit Katja Petrowskaja
(Teil 3 am 23.11.14)
Tête-à-tête, nach dem französischen Vorbild, heißt es auch auf Russisch, wenn zwei Menschen sich unterhalten. Vier Gespräche tête-à-tête mit Schriftstellern und Künstlern aus der Ukraine führt Katja Petrowskaja für ‚Essay und Diskurs‘, nicht allein um die Lage in der Ukraine aus der Sicht von Intellektuellen in den kommenden Monaten im Blick zu behalten. Es geht weniger um die aktuelle Nachrichtenlage, zu der in den Medien auch immer wieder Schriftsteller aus einer Krisenregion gefragt werden. Es geht um einen diskursiven Hintergrund: Inwieweit ist es Künstlern überhaupt möglich, situativ Stellung zu nehmen? Worin liegt ihre eigentliche Aufgabe? Welchen Einfluss hat die politische Situation auf das eigene Werk? Der dänische Schriftsteller Jens Christian Grøndahl hat in einem Essay mit dem Titel ‚Der Schriftsteller und die Nachrichten‘ dazu geschrieben: „Die Nachrichten unterrichten uns nicht nur darüber, was andernorts geschieht; sie vermitteln auch das Gefühl, dass jene vom Horror heimgesuchten Orte die wirkliche Welt sind - und dass der Ort, wo wir Zuschauer uns befinden, mithin eine Art Vorstadt der eigentlichen Realität ist […]. Es ermutigt mich, dass es nach wie vor Leser gibt, die Worte brauchen, um für sich selbst wirklich zu werden.“
Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, studierte Literaturwissenschaft im estnischen Tartu und promovierte in Moskau. Seit 1999 lebt sie in Berlin und arbeitet als Journalistin für russische und deutsche Medien. Für ‚Vielleicht Esther‘ erhielt sie 2013 den Ingeborg-Bachmann-Preis und wurde zur Stimme der Ukraine in den Medien.
Tanja Maljartschuk, geboren 1983 in Iwano-Frankiwsk, Ukraine, schloss an der dortigen Prykarpattia National Universität ein Philologiestudium ab. Sie arbeitete einige Jahre als Journalistin bei verschiedenen Fernsehsendern in Kiew. Seit 2011 lebt sie in Wien. 2009 erschien ihr erster Erzählband ‚Neunprozentiger Haushaltsessig‘, begeistert aufgenommen als der „kraftvolle, poetische Ruf einer ukrainischen jungen Autorin, der gehört werden muss“. 2013 erschien die ‚Biografie eines zufälligen Wunders‘.