Wunderkinder
Eine Lange Nacht über Glanz und Elend von Hochbegabung
Von Margot Litten
Regie: die Autorin
Wunderkinder haben Normalsterbliche schon immer fasziniert. Allen voran Mozart: Mit fünf Jahren komponiert er, mit sechs spielt er dem Kaiser vor, mit sieben tourt er durch Europa, vom Vater als junges Genie vermarktet … Überflieger gibt es in vielen Sparten: Zehnjährige Mathestudenten an der Universität, junge Erfolgsautoren oder Tennis-Asse. Was zeichnet sie aus? Ein besonders hoher IQ? Oder macht vor allem Übung den Meister? Wissenschaftler orientieren sich am Intelligenzquotienten, der mindestens 130 betragen muss, damit ein Mensch als hochbegabt gilt. Das ist lediglich bei etwa 2 Prozent aller Kinder und Jugendlichen der Fall. Aber nicht überall wird deren Potenzial erkannt; deshalb sucht zum Beispiel „Mensa“ - der weltweit größte Verein für Hochbegabte - in den Armenvierteln der Dritten Welt nach Kindern, die überdurchschnittlich klug sind, um sie mit Stipendien zu fördern, damit sie später mal zur neuen Elite ihres Landes gehören … Und wie geht es Wunderkindern hierzulande? Etwa dem Mathegenie Maximilian Janisch, dem jüngsten Fußballspieler in der Geschichte der deutschen Bundesliga Youssoufa Moukoko oder dem Dirigenten und Pianisten Maximilian Haberstock? Ob ein frühes phänomenales Talent später noch trägt, lässt sich zumindest im künstlerischen Bereich nicht vorhersehen. Der Weg eines Wunderkindes kann zu Weltruhm führen, oder ins Vergessen. Zu einem erfüllten Leben, oder zu Druck und Depression. Alles ist möglich, wie einstige Wunderkinder in dieser „Langen Nacht” berichten, etwa der Pianist Andrej Gavrilov, die Schach-Legende Judit Polgár oder die Pianistin Henriette Gärtner. Auch Leon Löwentraut stellt sich vor: Die Boulevardpresse feiert ihn als junges Malergenie, doch die Kunstwelt belächelt ihn - sein Erfolg sei vor allem das Ergebnis einer ehrgeizigen Inszenierung. Löwentraut sei der ideale Star für eine Zeit, in der es reiche, berühmt zu sein, egal wofür.