Wurzel, heilig, variabel
Die Lange Nacht der Familie und ihrer Formen.
Von Brigitte Jünger
Regie: Uta Reitz
Alle Menschen dieser Welt entstammen einer, wie auch immer zusammengesetzten Gemeinschaft, für die wir das Wort Familie benutzen. Diese Gemeinschaft schützt den Einzelnen, befördert seine Entwicklung, sorgt für seine Sozialisation und vermittelt die Werte einer Gesellschaft - so gut sie es denn kann. Wie sich Familien im Einzelnen zusammensetzen, spielt für diese Funktionen grundsätzlich keine Rolle. Es gibt Völker, die eine Ehe nach westlicher Vorstellung nicht kennen oder das Zusammenleben von Männern und Frauen ablehnen. Auch so kann Familie funktionieren. Die Kernfamilie aus Vater, Mutter, Kind(ern), die im westlichen Kulturkreis weiterhin als normal gilt, ist ein eher junges gesellschaftliches Konstrukt. Lange bedeutete Familie eine Hausgemeinschaft, in der ein Patriarch, der Pater familias, das Sagen über Frau, Kinder, Verwandte, Personal und Vermögen hatte. Ökonomische Zwänge, religiöse und soziale Vorstellungen haben die Art und Weise, wie sich Familie zusammensetzt, von jeher bestimmt. Heute ist das kulturelle Ideal der Kernfamilie eine unter anderen Lebensformen. Ein-Elternfamilien, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien oder Co-Elternschaften sind legitime Lebensformen, auch wenn nicht alle, die sich darin als Eltern verstehen, juristisch anerkannt sind.