Christine Wunnicke spricht über und liest aus „Wachs“ (1/2)
(Teil 2 am 26.03.2025)
Christine Wunnicke, eine der besten Schriftstellerinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hat mal wieder eine historische Person entdeckt, die beinahe unbekannt - aber vielleicht auch deshalb höchst faszinierend ist. Die Pariserin Marie Marguerite Bihéron (1719-1795) hat überraschend - oder auch erschreckend - realitätsgetreue Wachsabdrücke menschlicher Körper erstellt - nicht nur der äußeren Hülle, sondern auch der innenliegenden Organe. In „Wachs“ wird ihre Geschichte erzählt, ebenso jene ihrer Lehrerin und Geliebten Madeleine Françoise Basseporte, einer französischen Malerin, Schabkünstlerin und Kupferstecherin, deren Schaffensschwerpunkt auf der Darstellung von botanischen Motiven lag. Deshalb also: „Wachs“. Der Titel bezieht sich auch auf die sprießende pflanzliche Natur - und was überdies hier heranwächst, kleidet Wunnicke in eine derart präzise, gleichsam zärtliche Sprache, dass bereits jetzt feststeht: Diese berührende Novelle ist eine der herausgehobenen Veröffentlichungen des gerade erst begonnenen, ebenfalls sprießenden, Bücherfrühlings.
Christine Wunnicke, geboren 1966, lebt in München. Sie schreibt Hörspiele, biografische Literatur und Romane. 2002 erhielt sie für ihre Biografie des Kastratensängers Filippo Balatri, „Die Nachtigall des Zaren“, den Bayerischen Staatsförderungspreis für Literatur. Für den Roman „Serenity“ bekam sie 2008 den Tukan-Preis. Zuletzt wurde sie mit dem Münchner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet (2020). Ihr Roman „Die Dame mit der bemalten Hand“ (Herbst 2020) wurde mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis des Deutschlandfunks gewürdigt.