Bleibtreu heißt die Straße
Von Jan Koneffke
Regie: Christine Nagel
Mit: Tilla Kratochwil, Lisa Hrdina, Stefan Kaminski, Gerd Wameling
Komposition: Peter Ehwald
Musik: Michael Schacht (Vocal)
Ton und Technik: Nikolaus Löwe und Martin Scholz
Deutschlandfunk/RBB 2017
Kurz vor ihrem Tod besucht die Dichterin Mascha Kaléko noch einmal ihre Heimatstadt Berlin - auch das Haus in der Bleibtreustraße, das ihre Familie bewohnte. 36 Jahre zuvor hatte sie es auf der Flucht vor den Nazis verlassen müssen.
Berlin-Charlottenburg, 1974. Ihr kurzer Aufenthalt an der Spree wird für Mascha Kaléko zu einer Reise in die Vergangenheit: nach Galizien, woher die Familie im Ersten Weltkrieg ins Kaiserreich flieht, über die frühen Jahre in der pulsierenden Hauptstadt ins amerikanische Exil und zurück in ein Nachkriegsdeutschland, das die „Großstadtlerche” wieder in die Arme zu schließen gedenkt. Dieser Alibi-Funktion verweigert sich Kaléko, was ihr nicht verziehen wird. Jan Koneffkes Hörspiel-Poem ist ein Porträt nicht nur der sich selbst befragenden Dichterin, sondern auch des Landes, in dem sie nicht mehr heimisch werden konnte. Die Endreime in Kalékos Versen werden als Déjà-vu-Erfahrung des glücklichen Gleichklangs beschrieben. Doch ihr letztes Gedicht „Bleibtreu heißt die Straße“ bleibt ungereimt.
Mascha Kaléko, geboren 1907 im galizischen Chrzanów, gestorben 1975 in Zürich, war eine polnisch-jüdische, der Neuen Sachlichkeit zugerechnete Dichterin. Sie fand in den Zwanzigerjahren in Berlin Anschluss an die intellektuellen Kreise des Romanischen Cafés und zählt heute zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts.
Jan Koneffke, geboren 1960 in Darmstadt, studierte Philosophie und Germanistik. Nachdem er 1987 den Leonce-und-Lena-Preis für Lyrik erhalten hatte, begann er als freier Schriftsteller zu arbeiten.