Geld, Glück, Gier - Die emotionale Seite des Kontostands
Von Johanna Rubinroth
Geld nährt uns, kleidet uns, ermöglicht Genuss, Sicherheit und Mobilität. Keine Frage: Es ist lebensnotwendig. Aber Geld tut noch etwas. Es weckt starke Gefühle. Es kann beglücken, verführen, aber eben auch Neid, Gier und Hass, sogar Mordlust wecken.
Manche schweigen über ihr Vermögen, andere protzen. Fehlt es, erzeugt es Scham: Für die abgetragenen Schuhe, das alte Handy, das verbeulte Auto, besonders wenn diese Exemplare auf ihre glänzenden, teuren Gegenstücke treffen. Oder unsere Blicke auf die Mischung aus Mitleid und Überlegenheit der Besitzerinnen und Besitzer im Blick auf unsere Habseligkeiten.
Es ersetzt Zuneigung - als Gefühlsattrappe für Kinder, Partnerinnen, sich selbst. Es wird zum Machtmittel, zum Symbol für Erfolg oder Scheitern. Der eigene Wert scheint oft untrennbar mit dem Geld verknüpft. Wer reich ist, hat es „verdient“? Wer arm ist - vielleicht ja wirklich nicht?
Es ist kein Zufall, dass immer mehr Coachings sich mit der „Beziehung zum Geld“ beschäftigen. Welche inneren Glaubenssätze verhindern deinen Reichtum? Warum bist du nicht bereit, dich für Fülle zu öffnen? Youtube lockt mit nächtlichen Geld-Affirmationen, die Reichtum durch positive Gedanken im Schlaf versprechen.
Der Gedanke an Geld lässt verzweifeln und Hoffnungen blühen - sichtbar in den Lotto-Einnahmen. Geld ist mehr als ein Zahlungsmittel. Es ist ein Spiegel unserer Ängste, Wünsche und Sehnsüchte. Und manchmal wird Geld magisch. Wer traut sich schon, einen Glückscent auf der Straße liegen zu lassen?
Johanna Rubinroth ist 1983 als Schulkind von Polen nach West-Berlin emigriert, wo sie ihr Abitur absolvierte. Sie schloss die Drehbuchakademie der DFFB ab. Rubinroth lebt und arbeitet als Autorin in Berlin. Zu ihren jüngsten Werken gehören: „BLIND DATE IN DELHI“, „Mein eigensinniges Gehirn“ und „Das Patent“.