Freitag, 29. März 2024

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Programm: Vor- und RückschauSamstag, 23.11.2019

  • 00:05 Uhr

    Furor
    Von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
    Regie: Stefan Kanis
    Mit Felix Goeser, Anja Schneider und Božidar Kocevski
    Produktion: Dlf Kultur 2019
    Länge: 53'14

    Der Bürgermeisterkandidat Heiko Braubach fährt im Bahnhofsviertel einen jungen Mann an, der ihm unter Drogeneinfluss vor das Auto springt. Schuld trifft ihn nicht. Und dennoch besucht er die alleinstehende Mutter des Jungen, der für den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt sein wird. Braubach will gemeinsam mit ihr überlegen, welche Hilfe ihr Sohn Enno in Zukunft benötigt - vielleicht aus gutem Herzen, vielleicht auch, weil er negative Schlagzeilen fürchtet. Plötzlich taucht Jerome auf, Ennos Cousin. Für den prekär lebenden Paketboten ist klar: Braubach will nur sein Image retten. Und so wittert der Underdog seine Chance und erpresst Braubach nach allen Regeln der Kunst. Seine Waffen: das Internet und hemmungsloser Hass auf die Eliten. Doch wie abgezockt der Politprofi reagiert, überrascht ihn dann doch. Beide scheinen Recht zu haben und sind völlig auf dem Holzweg.

  • 01:05 Uhr

    Rock
    Neues aus der aktuellen Musikszene sowie Klassiker der Rock-, Pop- und Soulmusik
    Schwerpunkt: Vor 50 Jahren veröffentlichte die Band Chicago Transit ihr Debütalbum ,Chicago Transit Authority', und nannte sich ab dem zweiten Werk nur noch Chicago
    Am Mikrofon: Günther Janssen

  • 06:05 Uhr

    Windkraft-Ausbau im Norden - Akzeptanz fördern statt in Aktionismus zu verfallen

  • 06:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Reportagen

    08:10 Uhr   Interviews

    CDU-Parteitag nach AKKs Coup - Interview mit Carsten Linnemann, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung

    NPD-Demo-Verbot aufgehoben - Gespräch mit Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen

    08:50 Uhr   Presseschau

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

    Am Mikrofon: Rainer Brandes

  • 09:05 Uhr

    Vor 150 Jahren: Der britische Teeklipper ,Cutty Sark' läuft vom Stapel

  • 09:10 Uhr

    Die Unsichtbaren - Wenn Frauen ohne Obdach sind

    Am Mikrofon: Stephanie Gebert

  • 10:05 Uhr

    Am Mikrofon: Der Schauspieler Fabian Hinrichs

    Beim Filmschauen kann Fabian Hinrichs unerträglich werden. Dann nervt ihn selbst ein leises Räuspern, denn der Schauspieler möchte sich uneingeschränkt einer Sache widmen und dabei nicht gestört werden. Diese Hingabe kennzeichnet auch seine Arbeit für Theater, Fernsehen und Film, für die er bereits zahlreiche Preise gewann. Geboren wurde Hinrichs 1974 als Sohn eines Polizisten in Hamburg. Sein Jura-Studium brach er ab, stattdessen ging er an die Westfälische Schauspielschule Bochum und darf sich heute Diplom-Bühnendarsteller nennen. Als Kommissar Felix Voss ist er regelmäßig im Franken-Tatort zu sehen. An der Berliner Volksbühne arbeitete er mit Regisseur René Pollesch zusammen.

  • 11:05 Uhr

    Estland - Die Wende nach der Wende
    Mit Reportagen von Frederik Rother

    Elektronische Verwaltung, eine innovative IT-Branche, eine besonders freie Presselandschaft - Estland galt lange als Musterknabe der osteuropäischen EU-Länder. Ein Staat, der die Transformation von Kommunismus und Planwirtschaft zu einer marktwirtschaftlichen, liberalen Demokratie gut gemeistert hat. Aber seit den Wahlen im Frühjahr regiert die rechte Estnische Konservative Volkspartei (Ekre) in Tallinn mit, die vor allem durch ihre Anti-Establishment-Agenda und extreme Äußerungen auffällt. Die Negativschlagzeilen im In- und Ausland häufen sich, immer wieder wird gegen Ekre protestiert. Knapp 30 Jahre nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion ist die estnische Gesellschaft in Bewegung. Driftet das Land weiter nach rechts? Wie standhaft ist die junge estnische Demokratie gegen Populismus? Woher kommen die gesellschaftlichen Risse? Eine Spurensuche im Nordosten Europas.

  • 12:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Musik

    CDU-Parteitag in Leipzig wird fortgesetzt

    Interview mit Jürgen Falter, Politologe, Uni Mainz, über die CDU-Personaldebatte

    Juso-Bundeskongress - Nach Kühnert-Wahl

    NPD-Demo und Gegenproteste in Hannover

    Ergebnisse des G20-Außenministertreffens

    Angst vor neuer Flüchtlingskatastrophe in Griechenland

    Vor den Kommunalwahlen in Hongkong

    Chile - Massive Polizeigewalt bei den Protesten

    Sporttelegramm

    Am Mikrofon: Stefan Heinlein

  • 13:10 Uhr

    Nach einer Woche Prostest - Wie es dem Iran geht
    Drohendes Impeachment-Verfahren - Republikaner halten an Trump fest
    Israels Siedlungspolitik - Europa fehlt der feste Standpunkt
    Windkraft-Ausbau im Norden - Akzeptanz fördern statt in Aktionismus zu verfallen

    Am Mikrofon: Christoph Schäfer

  • 13:30 Uhr

    Verheerende Flammen - Australiens Regierung und die Buschbrände
    Sicheres Syrien? Erfahrungen von Rückkehrern
    Drogen, Ausbeutung und Kriegsnostalgie - Sierra Leones ehemalige Kindersoldaten
    Schwierige Lage - Pflege in Mexiko

    Am Mikrofon: Andreas Noll

  • 14:05 Uhr

    Das Bildungsmagazin

    Wenn Wirtschaft Schule macht
    Welchen Einfluss nehmen Unternehmen auf Lehrmaterial und Unterricht?
    In ,Campus & Karriere' fragen wir: Welche Inhalte oder Botschaften wollen Unternehmen mit diesem Material transportieren? Wie gehen Lehrer und Lehrerinnen damit um? Welche Angebote sind kritisch zu bewerten? Welche Formen der Zusammenarbeit sind dagegen sinnvoll?

    Gesprächsgäste:
    Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt
    Tanja Nackmayr, Geschäftsführerin Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik, Unternehmer NRW
    Michael Futterer, Lehrer und stellv. Landesvorsitzender der GEW Baden-Württemberg
    Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung in NRW
    Am Mikrofon: Regina Brinkmann

    Hörertel.: 00800 - 4464 4464
    campus@deutschlandfunk.de

    Marode Schulgebäude, immer weniger Geld für Schulbücher - Alltag an vielen Schulen. Zu wenig Geld für die Bildung öffnet offensichtlich auch die Türen für Lehrmaterialien, die kostenlos und frei Haus geliefert werden. Erstellt werden solche Materialien bereits von 20 der insgesamt 30 DAX-Konzerne. So das Ergebnis einer aktuellen Studie, in der untersucht wurde wie DAX-Unternehmen Schule machen. Studienautor Tim Engartner kommt darin zu dem Schluss, dass die Finanzierung, Entwicklung und zumeist kostenlose Verbreitung von Unterrichtsmaterialien zentrale Vehikel zur Einflussnahme auf den Unterricht sind.

  • 15:05 Uhr

    Das Musikmagazin

    Musikpreis mit Relevanz? Blick auf den neuen International Music Award
    Nach dem Aus für den Echo fehlt in Deutschland ein Musikpreis mit Relevanz. Der International Music Award will dieser Preis sein. Statt in Genres werden Künstler in Kategorien wie ,Sound', ,Style' oder ,Future' ausgezeichnet. Ein deutscher Preis für internationale Musik - kann das gut gehen?

    Auf ins immerwährende Nichts - ,Hyperspace' von Beck
    Auf seinem 14. Studioalbum ,Hyperspace' sieht der US-amerikanische Songwriter Beck die Fluten kommen. Düstere Zukunftsahnungen und persönliche Schicksalsschläge dominieren die Songs. Zuflucht vor den Unannehmlichkeiten des Alltags sucht der Musiker in Parallelwelten.

    „Wir leben in einem Zeitalter der Angst“ - Pete Townshend über sein Buch ,The Age of Anxiety'
    Pete Townshend von The Who debütiert mit einem Roman: In ,The Age of Anxiety' geht es um die Ängste seiner Generation und der Millennials. Den heutigen Protesten steht er dennoch skeptisch gegenüber. „Wir werden uns nicht noch einmal täuschen lassen“, sagte er im Deutschlandfunk.

    Maschinenlyrik - eine künstliche Intelligenz schreibt Songtexte
    Immer mehr Musikerinnen und Musiker lassen sich von Künstlicher Intelligenz helfen, um Stücke zu schreiben. Für die Musik klappt das bereits ganz gut. Bei den Texten für Popsongs hapert es aber noch. Doch David Usher und Pablo Castro wollen das ändern.

    Am Mikrofon: Christoph Reimann

  • 16:05 Uhr

    Bücher für junge Leser

    Der Klimawandel im Kinder- und Jugendbuch:
    Michael Engler, Jan Birck, Joelle Tourlonias: „Regenland. Trockenland: Ein Wendebuch - zwei Bücher in einem“
    (360 Grad Verlag, Heidelberg)
    Valentina Camerini: „Du bist nie zu klein, um etwas zu bewirken (Greta Thunberg)“
    Aus dem Italienischen von Thomas Albrecht
    Hörbuch gelesen von Inka Lioba Bretschneider
    (Buch und Hörbuch Plaza Verlag, Bonn)
    Emmanuelle Figueras, Sarah Tavernier, Alexandre Verhille: „So geht Planet! Wissenswertes für junge Erdbewohner“
    Aus dem Französischen von Frederik Kugler
    (Verlag Kleine Gestalten, Berlin)
    Pierdomenico Baccalario, Federico Taddia, AntonGionata Ferrari: „50 kleine Revolutionen, mit denen du die Welt (ein bisschen) schöner machst“
    Aus dem Italienischen von Sophia Marzolff
    (Deutscher Taschenbuch Verlag, München)
    Kristina Scharmacher-Schreiber, Stephanie Marian: „Wie viel wärmer ist 1 Grad? Was beim Klimawandel passiert“
    (Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim)
    Jana Steingässer/Jens Steingässer: „Paulas Reise. Oder wie ein Huhn uns zu Klimaschützern machte“
    (Oetinger Verlag, Hamburg)
    Anne Jankéliowitch, Yann Arthus-Bertrand: „Dünnes Eis. Was braucht die Welt, damit sie hält?“
    Aus dem Französischen von Kristina Petersen
    (Gabriel Verlag, Stuttgart)
    Ein Beitrag von Ines Dettmann

    Cao Wenxuan: „Libellenaugen. Eine Kindheit im Shanghai der Roten Garden“
    Aus dem Chinesischen von Nora Frisch
    (Drachenhaus Verlag, Esslingen)
    Ein Beitrag von Katharina Borchardt

    Am Mikrofon: Dina Netz

  • 16:30 Uhr

    Six Sells
    Welche Vorteile WiFi 6 für Verbraucher bringt

    Giga Funker
    Der neue Gigabit-Funkstandard soll höchste Übertragungsraten liefern

    Künstliche Intelligenz
    Wie Facebook Hassbotschaften im Netz eindämmen will

    Das Digitale Logbuch
    Einriechen

    Info-Update

    Sternzeit 23. November 2019
    Die Frau mit den achtzigtausend Beobachtungen

    Am Mikrofon: Manfred Kloiber

  • 17:05 Uhr

    Elternzeit - Brauchen wir mehr Vätermonate?
    Der Journalist und Moderator Philipp Menn und Emmi Zeulner, Bundestagsabgeordnete der CSU, im Gespräch
    Am Mikrofon: Burkhard Schäfers

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

    "Lulu" - Bastian Kraft inszeniert nach Frank Wedekind im Münchner Marstall

    "White Male Privilege" - Annelies Verbekes Stück am Theaterhaus Jena

    Kunstraub in Kalabrien - Ermittler zerschlagen europäischen Schmugglerring

    Hito Steyerl und Joan Jonas - Zwei Ausstellungen im Neuen Berliner Kunstverein

    Nachruf auf den Musikwissenschaftler Martin Geck

    Am Mikrofon: Katja Lückert

  • 18:40 Uhr

    Menschenhandel - Die nigerianische Mafia auf dem Vormarsch in Europa

  • 19:10 Uhr

    1. Fußball-Bundesliga, 12. Spieltag:
    1. FC Union Berlin - Borussia Mönchengladbach
    Fortuna Düsseldorf - FC Bayern München
    Bayer 04 Leverkusen - SC Freiburg
    Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg
    SV Werder Bremen - FC Schalke 04
    RB Leipzig - 1. FC Köln

    2. Fußball-Bundesliga, 14. Spieltag:
    Hamburger SV - Dynamo Dresden
    Arminia Bielefeld - SV Sandhausen
    SV Wehen Wiesbaden - Holstein Kiel

    Fußball - Glosse: Die "Auslosung" für die EM 2020 wird eine der besonderen Art

    Skispringen - Weltcupauftakt in Wisla/Polen:Teamwettbewerb
    Rodeln - Erstes Weltcup-Wochenende in Innsbruck

    Spitzensportreform - Schlingerkurs beim Konzept der Verbands-Analyse?
    Spitzensportreform - POTAS: Interview mit dem Generalsekretär des deutschen Basketballbundes
    WHO-Studie - Die Auswirkungen von Bewegungsmangel bei Kindern

    Fußball - Sangju Sangmu: Warum in Südkorea ein Militärklub in der Liga antritt

    Am Mikrofon: Marina Schweizer

  • 20:05 Uhr

    Alle, die da fallen
    Von Samuel Beckett
    Aus dem Englischen von Erika und Elmar Tophoven
    Regie: Fritz Schröder
    Mit Tilla Durieux, Eduard Marks, Werner Schumacher, Siegfried Lowitz u.a.
    Produktion: NDR 1957
    Länge: 78'


    Hörspielmagazin Extra:
    "Die Worte, die Töne" - Samuel Beckett und die Musik
    Von Karl Lippegaus

    Die 1956 im Auftrag der BBC entstandene berühmte erste Hörspielarbeit Samuel Becketts weist - im Unterschied zu seinen späteren Arbeiten - einen fast realistisch anmutenden Handlungsrahmen auf. Mrs. Rooney, „ein hysterisches altes Weib, zerrüttet von Kummer, Fett und Rheuma und Kinderlosigkeit”, schleppt sich die heiße staubige Landstraße entlang, um ihren kranken blinden Mann vom Zug abzuholen. Ihr Gang gleicht einem Kreuzweg durch ein Leben, das nichts als Leiden und Unfruchtbarkeit kennt. Als sie endlich den Bahnhof erreicht, hat der Zug eine Verspätung, die zunächst niemand erklären kann. Endlich kommt der Zug und mit ihm der blinde Dan, der in der Stadt ein nutzloses Büro unterhält, in dem er sich mit absurden Bilanzen beschäftigt. Er nimmt die beschwerliche Fahrt dennoch auf sich, um nicht den ganzen Tag mit seiner Frau zu verbringen. Der Zug hatte Verspätung. Erst nach und nach entlockt sie ihrem Mann den Grund: Ein Kind ist aus dem Zug gefallen. Aber das ist noch nicht die ganze Wahrheit … Gemeinsam quälen sich die beiden den Weg zurück. In ihrer Verzweiflung brechen sie über die Verheißung des 145. Psalms, dem der Hörspieltitel entlehnt ist, in wildes Gelächter aus: „Der Herr erhält alle, die da fallen, und richtet auf alle, die niedergeschlagen sind.” Das Hörspiel wird zur Metapher für einen Lebensweg zwischen Trostlosigkeit und Hoffnung.

  • 22:05 Uhr

    Rational Melodies
    Der US-amerikanische Komponist Tom Johnson
    Am Mikrofon: Hanno Ehrler

    Tom Johnson möchte Musik nicht erfinden, sondern finden. Der einstige Schüler von Elliott Carter und Morton Feldman findet sie in der Logik der Mathematik und komponiert mit Zahlenreihen und Zahlensystemen. Die Töne spiegeln diese logischen Reihen. Dadurch ist die Musik, wie der Komponist es möchte, objektiv und frei von Emotionen. Denn Rationalität und Vernunft sind die Maßstäbe von Tom Johnsons kompositorischer Arbeit. Zum 80. Geburtstag des US-amerikanischen Komponisten veranstaltete der Kölner Verlag MusikTexte im April dieses Jahres ein Porträtkonzert im Kölner Loft, das der Deutschlandfunk mitschnitt. Das Kasseler Trio Omphalos und Pianist John McAlpine spielten Werke Johnsons aus fünf Jahrzehnten.

  • 23:05 Uhr

    „Eingeschlossen zwischen sterbliche Dinge“
    Eine Lange Nacht über das Mittelmeer
    Von Manuel Gogos
    Regie: Claudia Mützelfeldt
    (Wdh. v. 5./6.11.2016)

    Einst erschien das Mittelmeer als Zentrum der Welt. Als Mare Nostrum war es jahrhundertelang die Arena, in der sich Weltgeschichte abspielte. In der Antike war es Schauplatz von Entdeckungsfahrten und Seeschlachten, von Religionsstiftungen und Kriegen zwischen den Religionen; es war ein Umschlagsplatz für Handel und Ideen. Seit der Renaissance bildete die Méditeranée die geistige Landschaft, in der sich ein humanistisches Europa, fasziniert vom Ideal des Maßes, selbst entwarf. Die ‚Lange Nacht‘ durchmisst das Mittelmeer von West nach Ost. Wenn an Steuerbord die weiße Stadt Algier auftaucht, hört man die frühen Mittelmeeressays des späteren französischen Nobelpreisträgers Albert Camus. Wenn an Backbord die Hafenstadt Marseille vorbeizieht, kommt die besondere Anziehungskraft dieses großen Umschlagplatzes der französischen Kolonialgeschichte zur Sprache. In der Langen Nacht des Mittelmeers geht es um Schiffbrüche, um Seemannsgarn à la Homer, um Aberglauben und Meeresschaum, um den Gesang der Sirenen. Es geht auch um die Inselfahrten nordeuropäischer Sonnensucher, um die Landschaften, in denen die Olivenbäume „mit ihren Händen Licht sieben“ (Odysseas Elytis). Auch Lampedusa kommt in Sicht, dieses raue Eiland zwischen Afrika und Europa, das schon William Shakespeare als Vorbild seines Dramas ‚Der Sturm‘ diente. Heute laufen hier die Flüchtlingsrouten und Sehnsüchte Schwarzafrikas zusammen. Auch dies ist das Mittelmeer: ein Burggraben der Festung Europa und ein Massengrab. Am Ende der Reise gelangen wir ins östliche Mittelmeer und gehen in Athen an Land. Müssen wir Abschied nehmen vom Sehnsuchtsort Mittelmeer? Oder lädt das Mittelmeer gerade heute, wo Europa in einer Identitätskrise steckt, zu einer anderen Art der Geschichtsschreibung ein: Kann man Europa neu denken, von seinem Ursprung, vom Süden her?